KUNSTHISTORISCHE SAMMLUNGEN
DES
ALLERHÖCHSTEN KAISERHAUSES,
FÜHRER
DURCH DIE
Wien, 188g.
Im Selbstverläge der Runst historischen Sammlungen
des Allerhöchsten Kaiserhauses,
Preis per Exemplar: 40 Kreuzer.
Tb
BESTIMMUNGEN
über den Besuch der
Waffen-Sammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses.
Der Besuch dieser Sammlung kann vorläufig nur jeden
Mittwoch und Samstag von io bis 2 Uhr stattfinden, und
zwar gegen Eintritts- Karten, welche in beschränkter Zahl
ausgegeben werden.
Die Karten werden gegen Anmeldung tagsvorher von
10 bis 12 Uhr in der Administrationskanzlei der kunst-
historisohen Sammlungen (I., Burgring 5, Tiefparterre) unent-
geltlich verabfolgt und sind nur für die darauf bezeichneten
Personen gütig. Gekaufte Karten sind ungiltig.
An Besuchstagen findet keine Karten-Ausgabe statt.
Das Dienstpersonale darf bei Strafe der Entlassung ein
Geschenk weder begehren noch annehmen.
Schirme, Stöcke etc. sind in der Garderobe abzugeben
und hiefür eine Taxe von 10 kr. per Person zu entrichten,
welche nicht überschritten werden wolle.
Lohndienern, welche den Fremden als Führer die-
nen, ist der Eintritt nicht gestattet.
KUNSTHISTORISCHE SAMMLUNGEN
DES
ALLERHÖCHSTEN KAISERHAUSES.
FÜHRER
DURCH DIE
WAFFEN-SAMMLUNG.
Wien, 1889.
Im Selbstverläge der kunsthistorischen Sammlungen
des Allerhöchsten Kaiserhauses.
Unter gesetzlichem Schutte gegen Nachdruck und mit
Vorbehalt der Ueber Setzung in fremde Sprachen .
2407
- a.1- 1 1
Die Wartens am ml ung des Allerhöchsten Kaiser-
hauses ist aus den Waffen kammera verschiedener
Agnaten des habsburgischen Hauses erwachsen; ihre
ersten Anfänge leiten bis zu den Tagen Kaiser Frie-
drichs III. zurück* Ein nicht unbeträchtlicher TheiL
derselben stammt aus dem Nachlasse Kaiser Maximi-
lians I. und des Erzherzogs Sigmund von Tirol,
Sind die Nachrichten über diese entfernte Pe-
riode noch lückenhaft, so werden sie in jener der Re-
gierungszeit Kaiser Ferdinands I. bestimmter* und wir
sind von da an im Stande, wenigstens im Grossen und
Ganzen den Weg zu verfolgen, welchen die kaiser-
liche Waffensammlung bis zu ihrer heutigen Gestaltung
genommen hat. Der Besitz an Waffen des habsbur-
gischen Hauses war seit der Abtrennung der spani-
schen Linie zwischen Madrid und Wien getheilt und
blieb so bis zur Gegenwart. Das älteste »landesfürst-
liche Harnischhaus« zu Wien, in welchem auch andere
Waffen und Pulver aufbewahrt wurde, befand sich
im XIV. Jahrhundert gegenüber der Augustinerkirche.
Nach dem Tode des Grafen Ulrich von Ci II y 1456
wurde das demselben gehörige Haus, welches an der
4
Vorbemerkung.
Stelle des heutigen Amalien träct es der k. k. Hofburg
stand, zum kaiserlichen Zeughaus bestimmt. Bald
nach dem Regierungsantritte Ferdinand I, wurde das
gesammte Waffen materiale in die sogenannte Stall-
burg übertragen 3 woselbst es während der ersten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts verblieb.
Um das Jahr 1559 wurde die Stallburg als Resi-
denz für den aus Spanien angelangten König Maxi-
milian II. bestimmt, daher deren Inhalt geräumt und
in den sogenannten »Salzburgerhof« übertragen, wel-
cher sich in der Renngasse, ungefähr an dem Punkte
befand, wo sich diese mit der Wipplinger- (Wild-
wercher-) Strasse verbindet.
Nach dem Ableben Kaiser Ferdinands L 1564
wurde die kaiserliche Harnischkammer mit Ausschluss
des Massen-Kriegsvorrathes ge t heilt. Die eine Hälfte
gelangte in den Besitz des Kaisers Maximilian IL und
verblieb in Wien, die andere kam als Erbtheü an Erz-
herzog Ferdinand von Tirol und wurde nach Inns-
bruck überführt. Dieser letztere Theil hat bis zu
dessen Rückgelangen in kaiserlichen Besitz 1606,
dessen Uebersiedlung nach Wien 1806, endlich dessen
räumlicher Wiedervereinigung mit dem ersterwähnten
Erbtheile Maximilians IL 1S89 nach 335 Jahren seine
eigene Geschichte, die wir im Weiteren übersichtlich
darstellen werden.
Was nun zunächst den ersten in Wien ver-
bliebenen Theil anbelangt, so ist zu erwähnen, dass
unter der Regierung Kaiser Rudolfs II,, und zwar in
den Jahren 1584 bis 15S7 auf der Stelle des alten Salz-
burgerhofes ein kaiserliches Zeughaus erbaut wurde;
dasselbe wurde durch Kaiser Leopold I. 1672 be-
Vorbemerkung
5
deutend vergrössert und den Anforderungen der Zeit
entsprechend umgebaut. Waren die älteren kostbaren
Prunk waffen, welche aus den eigenen Harnisch-, Jagd-
und Sattelkammern der Kaiser stammten, auch in dem
Zeughause verwahrt, so bildeten sie doch, von dem
Kriegs vorrathe des Heeres getrennt, eine eigene Ab-
theilung für sich, die im Jahre 1765 noch eine grosse
Bereicherung an Prunkwaffen aus der Kunstkammer
In der Burg zu Graz erfuhr, und in ihrem grössten
Theile aus dem Nachlasse des Erzherzogs Karl von
Steiermark stammten. Um das Jahr 1770 wurden die
in der kaiserlichen Stallburg noch zurückgebliebenen
Prunkharnische und anderen kostbaren Waffen in das
Zeughaus in der Renngasse übertragen.
Neben diesen unschätzbaren Bereicherungen,
welche das kaiserliche Zeughaus in Jahrhunderten er-
hielt, um Zeugniss von den kriegerischen Tugenden
und dem Kunstsinne seiner Fürsten zu geben, hatte
es auch herbe Verluste zu erleiden, die grössten in
den Jahren der französischen Invasion 1805 und i&og.
Namentlich Ist es das letztere Jahr, in welchem die
Sammlung das traurige Schicksal ereilte, von dem
Feinde, welcher das eigen thumsrechtliche Verhältnis
nicht im Geringsten achtete, in der empfindlichsten
Weise beraubt zu werden* So wurden die In schönster
Ordnung Vorgefundenen Waffenschätze ohne Um-
stände auf Wagen geladen und nach Paris gebracht.
Nach dem Pariser Frieden 1814 wurde zwar das Ent-
führte wieder zurückgefordert, auch ein ansehnlicher
Theil nach Wien zurückgebracht; allein Vieles war
mittlerweile in dritte Hand übergegangen oder wurde
verborgen gehalten. In dieser Zeit gelangten jene
6
Vorbemerkung.
zahlreichen HarnischtheiLe und Wechselstücke in die
verschiedenen Öffentlichen und Privatsammlungen Eu-
ropas, welche nachweisbar zu Harnischen der kaiser-
lichen Waffensammlung gehören. Weitere Verluste
erlitt die Sammlung bei der Plünderung des Zeug-
hauses im Jahre 1S4S, Es ist hierbei manches historisch
und künstlerisch werthvolle Stück, dessen ältere Be-
schreibungen erwähnen, abhanden gekommen.
Im Jahre 1S56 wurde die Sammlung in das neue
k. k* Artillerie-Arsenal übertragen und in der soge-
nannten Ruhmeshalle aufgestellt, woselbst sie bis zum
i, Juni 188S verblieb. In dieser Periode der Regierung
Seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. erhielt die
Sammlung zur Ausfüllung der Abgänge in wieder-
holten Jahren reichen Ersatz aus den kostbaren Samm-
lungen des kaiserlichen Lustschlosses zu Laxenburg,
indem auf Allerhöchsten Befehl alle dortselbst befind-
lichen Waffen, welche irgend einen archäologischen,
kun s tges c hichtlichen oder kriegs wiss en schaft li che n
Werth hatten, an die Sammlung abgegeben wurden;
desgleichen wurde schon damals eine grosse Anzahl
von Kriegs- und Prunkwaffen, welche auf das Jagd-
wesen keinen Bezug hatten, aus der k. k. Hof-Jagd-
und Sattel kammer einbezogen, und selbst aus der
k. k. Schatzkammer erhielt die Sammlung einige inter-
essante Stücke,
Die letzte überaus reiche Erwerbung erhielt die
Sammlung im Jahre 1881 durch die auf Allerhöchsten
Befehl angeordnete Vereinigung sämmtlicher im Be-
sitze des Allerhöchsten Kaiserhauses befindlichen
Waffen in Eine Specialsammlung, als welche dieselbe
eine Abtheilung der gesammten kunsthistorischen
Vorbemerkung,
7
Sammlungen bildet. Zur Vervollständigung derselben
wurde noch eine beträchtliche Zahl von in anderen
k. k. Hof-Sammlungen bisher bewahrten älteren Kriegs-
und Jagdwaffen, Sattelzeug etc, derselben überwiesen.
Der an Erzherzog Ferdinand von Tirol gelangte
Theil der kaiserlichen Harnischkammer wurde 1564,
wie erwähnt, nach Innsbruck überführt und dort in der
Burg aufgestellt. Er war an einen Fürsten gekommen,
der allen gleichzeitigen, durch grossartigen Kunstsinn
ausgezeichneten deutschen Fürsten, wie Kaiser Maximi-
lian II,, Rudolf II.» Herzog Albrecht V. und Wilhelm V,
von Bayern etc., ebenbürtig zur Seite stand. In edler
Nacheiferung der Mediceer theilte Erzherzog Ferdi-
nand mit diesen grossen Männern die rege Lust am
Sammeln , und sein ritterlicher Sinn , ein Erbtheil
seines Stammes, leitete ihn zur Vermehrung seiner
Waffenkammer, die er in ein unschätzbares Museum
von kriegerischen Andenken an die bedeutendsten
Helden des XV* und XVh Jahrhunderts umwandelte.
Bald nach dem Ableben Philippine Welser's widmete
sich der Prinz dieser schönen Aufgabe und erbat sich
brieflich allerorts Beiträge, die von vielen Seiten so
zahlreich einlangten, dass derselbe am Ende seines
Lehens in seinem Schlosse zu Ambras die historisch
werthvollste Waffensammlung besass.
Bestrebt, seine Sammlung von Harnischen hervor-
ragender Helden, seine »ehrliche Gesellschaft«, wie er
sie nannte, dauernd im Werthe zu erhalten, liess er
nicht nur Verzeichnisse derselben anlegen, deren älte-
stes von 1583 datirt, sondern beauftragte auch seinen
Secretär Jakob Schrenckh von Notzing mit der Ver-
fassung und Zusammenstellung eines umfangreichen
8
Vorbemerkung,
Kupferstichwerkes, das als ein grosses Bildinventar die
Authemicltät des Vorhandenen für alle Zeiten beweisen
sollte. Dieses Werk: »Armamentarium heroicum Sere-
nissimi Pnncipis Ferdinand! Archiduci etc. « wurde 1582
begonnen, erschien aber erst sechs Jahre nach dem
Tode des Erzherzogs 1601. Nach dem Ableben dieses
hochgesinnten Fürsten gelangte die Sammlung in den
Besitz seines ältesten Sohnes, des Markgrafen Karl von
Burgau, der sie mit allen übrigen Sammlungen an
Kaiser Rudolf durch Kauf überKess, wodurch dieselbe
im Sinne ihres Gründers reich »vermehrt und ver-
besserte wieder in kaiserlichen Besitz zurückgelangte,
aber vorläufig im Schlosse Ambras verblieb.
Während der Kriege mit Frankreich haue nebst
den übrigen Kunstsammlungen auch die Waffensamm-
lung in Ambras empfindliche Einbussen erlitten. 1796
und 1799 Züchtete sie die Regierung wiederholt. Erst
1801 nach dem Frieden von Luneviüe konnte sie wieder
aufgestellt und geordnet werden. Im Kriege des Jahres
1805, nach der Uebergabe Tirols an Bayern, wurde die
Sammlung, deren werthvollste Stücke in Sicherheit
gebracht waren, zwar als Privateigenthum und Fidei-
commiss des kaiserlichen Hauses angesehen und vom
Feinde nur unerheblich geschädigt, aber Napoleon 1 .
Hess dessungeachtet zehn Harnische, darunter jenen, der
für Franz I. von Frankreich 154z gefertigt wurde, auf-
heben und nach Paris abführen, wo sie noch gegen-
wärtig zu finden sind. Im Jahre 1806 wurde endlich
auf kaiserlichen Befehl die gesammte Sammlung von
Waffen und Kostbarkeiten nach Wien überführt, wo
sie 180S im Kaisergarten nächst der k. k. Burg aufge-
stellt wurde. Im folgenden Jahre 180g von Neuem nach
Vorbemerkung.
9
Peterwardein in Sicherheit gebracht, kam sie 1810
endlich wieder zurück und wurde 1814 im unteren
Belvedere aufgestellt, wo sie bis in die Gegenwart ver-
blieb. In Durchführung des Allerhöchsten Befehles der
Vereinigung aller kunsthistorischen Sammlungen im
neuen Museum wurde im December 1888 mit der Ueber-
siedlung der Waffen aus dem unteren Belvedere be-
gonnen und diese vereinigt mit der Hof- Waffensamm-
lung, deren Uebertragung schon am 1. Juni obigen
Jahres begonnen hatte, aufgestellt, mit der sie fürder-
hin Eine Sammlung bildet.
Es erübrigt nun nur mehr, einige kurze Be-
merkungen über den leitenden Gedanken in der gegen-
wärtigen Ordnung und Aufstellung der beiden ver-
einigten Waffensammlungen anzufügen. War es in
erster Linie die Aufgabe, den ritterlichen Sinn und die
Kunstliebe des kaiserlichen Erzhauses vor Augen zu
stellen, so konnte anstandslos innerhalb dieses Rahmens
das instructive Element in der Art zur Geltung kommen,
dass die Entwicklung des Waffenwesens an sich dar-
gestellt erscheint. Dieses Ziel war nur durch eine chro-
nologisch-synchronistische Aufstellung und Reihung
zu erreichen. Der Durchführung im strengsten Sinne
stellten sich zwar einige unbehebbare Schwierigkeiten
entgegen. Zunächst waren die gegebenen Raumver-
hältnisse in Rücksicht zu ziehen, die zu manchen Ab-
weichungen zwangen, dann mussten auch die Ver-
schiedenheiten in den Quantitäten einzelner Sorten zu
einer kleinen Verschiebung des Gesammtbildes führen ;
so zwang z. B. die grosse Anzahl von Pistolen mit
Flintenschlössern, diese schon erheblich früher einzu-
fügen, während ein Uebermass an Bruststücken und
IO
Vorbemerkung.
Helmen, welche dem Anfänge des XVI, Jahrhunderts
angehören, dazu führen musste, diese weit über die Mitte
des gleichen Jahrhunderts hinaus zu reihen, u. s. w.
Aber dieses Missverhaltniss, dem keine chronologisch
geordnete Sammlung ganz entgehen kann, ist dennoch
nicht soweit hervortretend, dass hiedurch eine wesent-
liche Störung des Studiums und der belehrenden Be-
trachtung resultiren würde, um so weniger, als, wo nur
immer möglich, die Jahreszahl der Fertigung in dem
gegenwärtigen Führer als wissenschaftlicher Leitpunkt
beigegeben wurde. In nahezu allen Waffen Sammlungen
ist das decorative Moment in erster Linie hervor-
gehoben, in der Neuaufstellung der k. k, Hof -Waffen-
sammlung nur insoweit, als es den wissenschaftlich-
instructiven Gedanken nicht beirrt. Von aller theatra-
lischen Vorführung der Gegenstände wurde, als mit der
Würde und dem Zwecke der kostbaren Sammlung un-
vereinbar, grundsätzlich abgesehen. In diesem Sinne
wurde auch von der Beigabe von naturalistisch gestal-
teten Menschen- und Pferdefiguren vollständig Um-
gang genommen.
Bel der Verfassung des gegenwärtigen »Führers«
war dem Bedürfnisse des gebildeten Besuchers das
Hauptaugenmerk zugewendet. Selbst innerhalb des
gemessenen Raumes mussten Form und Zweck des
Gegenstandes, seine historischen Beziehungen, seine
Meister kurz dargelegt werden. Die Marken der letz-
teren wurden in bedeutender Zahl, behufs deren
Kenmniss und zum Vergleiche, beigegeben. Eine er-
hebliche Zahl von Meistern und ihre Zeichen, welch'
letztere zum Kunststudium von so ausschlaggebender
Wichtigkeit sind, wird in dem gegenwärtigen Führer
Vorbemerkung.
I I
zum ersten Male der Oetfentlichkeit übergeben. Ebenso
wurde neben dem waffenwissenschaftlichen und ge-
schichtlichen auch das künstlerische Moment in Bezug
auf Schule und Technik der Aufmerksamkeit näher
gerückt und wurden alle in der letzten Zeit erzielten
Resultate der wissenschaftlichen Forschung, wie die
gemachten Beobachtungen berührt, um der technischen
wie der Kunstwissenschaft Materiale zuzuführen und
damit einen brauchbaren Behelf zum Studium dieses
Zweiges der culturhistorischen Wissenschaft zu liefern.
Wien, im Juli 1889.
Wendelin Boeheim,
Gustos der Waffensammlung.
SAAL XXV.
Saal Maximilian I,
Rechts vom Eingänge beginnend und den Saal vollständig
umschreibend*
Wand I.
Unten längs der Wandt
[. Tartsche aus Holz, mit Pergament überzogen
und mit Temperafarben bemalt* Am Schildrand liest
man die Worte : »jjilf * int * cDn^ig luatt * dcti ■ itßt ■ In; ■
ücr ■ feint ■ frort ■ atmn ■ rafp - mtftljo * fraltjjafßr ♦ agla. « *)
Deutsch, XV. Jahrhundert, x. Hälfte*
2 - Philipp der Siegreiche, Pfalzgraf am
Rhein. (1425—1476.) Blanker Feldharnisch. Der kugel-
förmige Helm ist an Brust und Rücken geschnallt.
Letztere sind aus zwei Stücken zusammengesetzt. Die
Füsse haben geschuppte, 34 Cm. lange Schnabel schuhe
*) Das Wort ^agla« ist aus den Anfangsbuchstaben des
kabbalistischen Spruches: *Atha. Gibbor. Leolam. Adonai«,
d. h. »Du bist stark in Ewigkeit, » Herr!« zusammengesetzt.
Saal Maximilian L
l 3
angesteckt. Die nebenstehen-
den Marken gehören dem be-
rühmten Mailänder Waffen-
schmiede Tomaso Missaglia
(gest. 1469). Um 1450.
3- Roberto von Sanseverino, Graf von Ga-
jazzo {ertrunken 1487). Ganzer blanker Feldharnisch.
Die »wä Ische« Schallern rothund weiss in wechselnden
Feldern heraldisch bemalt. Der Harnisch besitzt die
in den späteren Condottiere -Abtheilungen gebräuch-
liche Form* Die auf dem Harnisch vorfmdlichen zahl-
reichen Marken, darunter auch die / ,
in Nr. 2 gegebenen, auf die Werk- * m ,
statte der Missaglia bezüglichen A fr
Marken gehören dem Sohne des ^
vorbenannten Tomaso, Antonio Missaglia (gest. nach
149s} in Mailand. Um 1470,
4- Reis spie ssstange, cannelirt und mit gothisi-
renden Verzierungen, vergoldet und bemalt. XV. Jahr-
hundert, 2+ Hälfte.
5. Ferdinand der Katholische, König von
Aragonien. (1458 — 1516.) Ganzer blanker Feldhar-
nisch. Der Helm mit Stielscheibe im Nacken und An-
schnallbart besitzt die Form der ältesten geschlossenen
Helme. Die bereits kürzer auftretende Fassbrust ist aus
zwei Stücken bestehend (geschiftet). Die steifen Bein-
taschen sind spitz geschnitten (tu lies). Der
Harnisch aus sehr stark gehärtetem Eisen
trägt das nebenstehende, wahrscheinlich
italienische P latt ne rz eichen. Um 1480.
6 . T r ab anten sp ies s m it durc h b röche ne r S pie ss-
14
Saal XXV.
klingt; mit gothisch verzierten Einlagen in Bronze.
Schaft und Spiessquaste sind neuere Zuthat. Um 1460.
7. Kaiser Maximilian I. (1459—1519.) Halber
Feldharnisch mit in Gold geschmelzten Verzierungen
auf gebläutem Grunde. Auf dem oberhalb des Brust-
stückes liegenden Kragen (ältester Form) ist derVliess-
orden dargestellt, auf der geschifteten Fassbrust das
Andreaskreuz. x ) Bemerkens werth sind die feinen
Durchlöcherungen am geschlossenen Helme, die als
Luftgeher dienten. Die Achseln haben keine Flüge,
die Beintaschen sind geschoben. Um 1500.
8. Zweihändiges Schwert. Der Griff stammt
aus dem Ende des XIV. Jahrhunderts- Auf der 155 Gm.
langen Klinge ist beiderseits eine Inschrift in Charak-
teren des 1. Viertels des XVI. Jahrhunderts eingeätzt,
welche lautet; »Genannt Herr Dietrich von Berns
schwert«, eine Angabe, die, abgesehen von ihrer
Glaubwürdigkeit, immerhin auf das hohe Alter dieser
Klinge sch Hessen lässt. Gewicht 5*75 Kilogr. Fassung
deutsch. s )
9. Philipp I*, der Schöne, König von
Ca stillen. (1478—1506.) Ganzer blanker Harnisch von
gor bischer Form aus den Knabenjahren des Königs,
die Schal lern dazu ist abgängig oder war nie vorhan-
den, da zu diesen Harnischen auch mit Eisengerippe
b Der heilige Andreas ist der Patron des Vliessordens.
ln der chronologischen Folge der Gegenstände ist
bei Schwertern und Dolchen, welche eine Fassung aus
jüngerer Zeit besitzen, immer in der Beurthellung die
Klinge als massgebend angenommen worden, wenn diese
von besonderem Werth erschien.
Saal Maximilian 1.
lb
im Innern verstärkte schallemähnliche Hüte aus Filz
(sogenannte gegatterte Hirnhauben) getragen
wurden; die nebenstehende Marke ist unbe-
kannt, aber zweifelsohne deutsch. Um 1490.
IQ. Trabant enspiess ähnlich wie Nr. 6. Schaft
und Quaste sind spätere Arbeit. Um 1460.
II. Gennaro Maria Fregoso, Herzog von
Genu a (ge st * 1 5 3 y) . G anz er b lan fc e r 3 zu m T h ei 1 ge riffel-
ter Harnisch. Der Helm mit Stielscheibe im Nacken
besitzt noch die alte Form, die sich aus jener der
Schal lern entwickelte. Die Füsse stecken in soge-
nannten Kuhmäulern von übermässig breiter Form.
Italienisch, um 1500.
Oberhalb an der Wandt
Auf den beiden Consolen befinden sich Fuss-
knechthelme mit schnauzenförmig spitz vorsprin-
genden Visiten, sogenannte »Hundsgugeln«. Um 1400
allgemeine Form der Kopfbedeckungen der Fuss-
knechte. Die Scheitelstücke gleichen noch völlig den
alteil- Beckenhauben (Bassinets), An den unterhalb
am Rande sichtbaren Löchern war Panzerzeug be-
festigt, das über die Schultern herabhing.
In der oberhalb angeordneten Waffengruppe er-
blickt man in der Mitte oben einen schweren Knebel-
spiess, zu den Seiten zwei italienische Helm-
barten, diesen zunächst zwei deutsche Helm-
barten, die rechts befindliche trägt die Jahreszahl
1490, Unten in der Mitte finden wir ein zweihändiges
Schwert von übermässiger Grösse. Es wird in den
alten Inventuren das »risenschwert« genannt. Zu
Saal XXV.
1 6
dessen Seiten finden sich italienische Fussknecht-
Schwerter.
Jm Kasten I gegenüber der Wand:
12. Sogenannter Norman ischer Helm mit
steifem Naseneisen vom Ende des XL oder Anfang
des XII. Jahrhunderts.
13. 14. (5. Drei Schwerter aus dem XIL Jahr* .
hundert.
16- Schwert aus dem XIII. Jahrhundert.
17. Schwertkünge aus dem XIII. Jahrhundert
von vorzüglicher Erhaltung, mit gravirten und mit
Gold ausgelegten Inschriften und Wappen , und zwar ein
Dreieckschild mit einem Querbalken, darüber ein Topf-
helm der frühesten Form ohne Helmdecke. Das Zimier
(Helmkleinod) bildet ein gerautetes Hörnerpaar. Im
Hohlschliffe liest man die Buchstaben; TE-V-PD-
E- 3 , An der Kehrseite findet sich ein zum Grimmen
geschickter Löwe mit doppeltem Schweife, ferner die
Buchstaben R « G * F * B * R.
18 . Italienisches Kurz Schwert. Die Klinge trägt
nebst heraldischen Emblemen die Inschrift: »COLO-
MANVS-EpSs ferner »REX HVNGAR1E«. Dass dieselbe
dem in seiner Jugend zum geistlichen Stand bestimmten
Könige von Ungarn Coloman (i095“iii4) nicht ange-
hörte, ist klar. Die Klinge gehört aber spätestens dem
Ende des XlIL Jahrhunderts an. Die Fassung mit Griff
vom »Einghiirn« und orientalisirendem Knaufe ist
italienisch und datirt vom Ende des XV. Jahrhunderts.
Dabei eine hübsche gepresste Lederseheide vom Anfang
des XVI. Jahrhunderts.
19- Schwert aus dem XIII. Jahrhundert.
Saal Maximilian I.
'7
20. 21. 22. Drei Schwerter aus dem XIV. Jahr-
hundert. Nr. 20 besitzt auf der Klinge eine Marke in
eingeschlagenem Messing mit dem Signum crucis.
23. Schwert. Der Griff gehört dem XVI., die
interessante Klinge aber dem XIV. Jahrhundert an.
Beachtenswerth sind die an beiden Klingenseiten vor-
findlichen theurgischen Inschriften. An der Vorderseite
erblickt man ein Medaillon, darin ein Patriarchenkreuz
mit der Umschrift in gothischen Majuskeln »MARIA-
HILF«, dann folgt ein Kreuz, weiters ein Medaillon mit
einem dreifachen Kreuze und der Umschrift: »PE-
DIER-JESVS«, ferner die Buchstaben ON, endlich ein
drittes Medaillon mit der Umschrift »AGLA«. Daran
schliessen sich folgende Inschriften : »MELCHA • AGLA«
MELCHA« und ein »Y«, dann das Wort »THETRA-
GRAMATHON *)«, den Schluss bilden zwei Kronen. Die
Kehrseite trägt die gleiche Inschrift, nur sind die Kreuz-
zeichen und deren Umschriften verschieden. Letztere
enthalten die Namen der drei morgenländischenWeisen :
» KASPAR -PALTASER- MELCHIOR«. Endlich zeigt sich
am Schlüsse der Klingenschrift ein Kübelhelm mit Helm-
decke und einem Halbflug als Zimier.
24. Zweihändiges Schwert. Der Griff, theils
mit Leder überzogen, stammt aus dem Anfänge des
XVI. Jahrhunderts, die ausgezeichnet schöne, 105 Cm.
lange Passauer Klinge ist mit vielen in Messing tau-
schirten Verzierungen ausgestattet. Sie gehört dem
Anfänge des XV. Jahrhunderts an.
J ) Melcha ist gleichbedeutend mit König. Thetragrama-
thon, d. i. das durch vier Zeichen (Buchstaben) Ausge-
drückte, mit Beziehung auf das Wort »AGLA«. Siehe Nr. I.
iS
Saal XXV.
25. Zweihändiges Schwert. Der Griff geätzt
und vergoldet, ist eine spätere Arbeit aus der Mitte
des XVI. Jahrhunderts, Die Klinge aus dem XIV. Jahr-
hundert tragt in Messing tauschirt den »Passauer
Wolf«, ferner die Inschrift Jesus R, (ex) J. (udaeorum).
26. Reiterschwert vom Anfänge des XV. Jahr-
hunderts.
27. Breites Schwertaus dem XIV. Jahrhundert.
Der Griff aus schwärzlich-grünem Bein hat eine orien-
talische Form und gleicht ganz dem eines Schwertes
im konigl. bayrischen National- Museum, welches das
Wappen der Embs tragt.
28. Kurzes Schwert mit Dolch aus dem XV.
Jahrhundert.
29. 30. Zwei Dolche aus dem XV. Jahrhundert,
31- Dolch, nach alter Bezeichnung »Degen#. Der
Griff Ist von geschnitztem Horn, die Klinge ist drei-
schneidig mit tiefen Hohlschliffen. Die Scheide ist aus
gepresstem Leder und enthält ein sogenanntes »Be-
steck«, ein Behältniss für einen Schnitzer und einen
Pfriemen. XV. Jahrhundert.
32. Dolch (Degen), mit astartig gestaltetem Griffe
und schön gravirtcr und theils vergoldeter Klinge. Die
Lederscheide enthält im Besteck einen Pfriemen,
33. Dolch mit Griff von vveissem Bein, orien-
talisirend. Die Scheide besteht aus der Spitze eines
Hornes, ist geschabt und gravirt, XV. Jahrhundert.
34. Schweres Knebelspiess eisen mit gra vir teil
Verzierungen und Spuren von Vergoldung. An den
Seiten zeigt sich der Bindenschild mit der Inschrift:
»tun * frtrrir * tour ■ a netric< (Friedrich III, 1415-1493),
um 1440.
Saal Maximilian 1.
19
35- Zwei Stück Schleuderblei. Es sind dies die
Geschosse der vom Alterthume bis ins späteste Mittel-
alter in den Kriegen verwendeten Schleudere^ welche
mit Hand- oder Stockschleudern ausgerüstet waren*
XV* Jahrhundert*
36. Ein paar Sporen aus zierlich durch-
brochenem Eisen. Auf den Stegen findet sich die
folgende slavische Inschrift in gothischen Minuskeln:
»pomny na mye ma myia wyerna pany«* (Gedenke
mein, meine liebe getreue Gattin*) XV* Jahrhundert*
2 * Hälfte.
37. Ein paar Steigbügel aus zierlich durch-
brochenem Eisen* XV* Jahrhundert* 2 * Hälfte*
38. Sogenannter Brandpfeil* daneben zwei ge-
wöhnliche Armrustbolzen. XV. Jahrhundert. Auf den
Etageren liegen vertheilt Armrustbolzen von ver-
schiedenen Formen* theils gemeine, tbeils Drehbolzen
(viretons), d* i. solche mit spiralförmig laufenden
Federn.
Unterhalb:
39. Spitze eines Armrustbolzens* mit Gra-
vi rungen geziert. Darunter Monogramme, wie F und t
in gothischer Form. XV. Jahrhundert*
In der Mitte oberhalb:
40. Rennfähnlein des in der Schlacht bei Sem-
pach i386 gefallenen Ritters Döring von Eptingen,
auf dem Schlachtfelde aufgelesen. Das Emblem zeigt
in Hochstickerei das Wappen des Gefallenen, den rechts
gestürzten Adler* Dabei das dazugehörige Krönlein
(Fahnenspitze)*
20
Saal XXV.
Wand IL
Unten längs der Wand;
41 * Erzherzog Sigmund von Tirol. (1427-
1496.) Ganzer Reiterharnisch vongothischer Form, ge-
kehlt, mit zart durchbrochenen Rand Verzierungen aus
Messing und zierlich ausgeschnittenen Folgenrändern.
Das Haupt bedeckt die »Schallern« , den unteren Theii
des Gesichtes der angesteckte »Bart«, die Brust ebenso
wie die hoch hinaufreichenden Oberdiechlmge sind
geschoben. Die Eisenschuhe laufen in lange Spitzen
{Schnabel schuhe) aus, eine Mode des XII, Jahrhunderts,
die bis ins XV. herrschend ist. Deutsch, um 1470.
42 . Reisspiess, die gewöhnliche Stangenwaffe
des reisigen Kriegers (d. i. des Reiters). Um 1500.
43 : Kaiser Maximilianl. (1459-1519,) Ganzer
Reiterharnisch von gothischer Form, ähnlich Nr. 41.
Dabei eine gekehlte Eisenhaube, ferner eine rechts-
seitige Dilge zum Schutze der Schenkel, die Schallem
trägt den Nürnberger Stempel. Um 1475. Der
historischeWerth dieses Harnisches ist dadurch
gegeben, dass Maximilian als junger Erzherzog
in selben gekleidet am 19. September 1480
seinen Einzug in Luxemburg gehalten hat, wie auf
einem m den kais. Sammlungen befindlichen gleich-
zeitigen Gemälde ersichtlich ist.
44 . Reisspiess. (Um 1500,)
45 . Erzherzog Sigmund von Tirol. (1427—
1496.) Ganzer Reiterharnisch von gothischer Form,
ganz ähnlich jenem von Nr. 41, nur weit reicher und
schöner gearbeitet und überhaupt eines der schönsten
vorhandenen Beispiele von Plattnerarbeit jener Zeit.
Saal Maximilian L
21
Dabei befinden sich zwei Dilgen und ein mit einer
Unterarmröhre verbundenerEisenhandschuh, der nicht
zum Harnische gehört. Deutsch, der Meister von Nr- 41,
um 1470.
Am ersten Fenster;
46 . Zusammenlegbare Sturmleiter, welche
auch zur Verlängerung eingerichtet ist. XV. Jahrhun-
dert, 2. Hälfte.
47 . Sattel mit Reliefdarstellungen in Elfenbein.
Die figuralen Embleme weisen auf die ältere rheinische
Schule. XV. Jahrhundert, 1. Hälfte.
Auf dem zunächst ersichtlichen Gestelle finden
sich ältere Feuerwaffen, als:
48 . Handbüchse aus der Landsknechts truppe
mit bronzenem Rohr und Luntenhahn. Um 1500.
49 5 ! Drei schwere kurze Hakenrohre von
Eisen* über den Dorn geschmiedet, mit gothischer
Gliederung. XV. Jahrhundert, 1. Hälfte,
52 . Schweres Roaszeug des Kaisers Maximi-
lian L, bestehend aus dem »Krippen- oder Kumpf-
sattel«, dem »Rosskopf« mit »Kunz« (Halsdecke),
»Fürbug«, »Gelieger« mit breiten Taschen, welche
Doppeladler darstellen, und breiten »Ziigelblechen«.
Alles theils getrieben, theils aus blauem und schwarzem
Grunde geätzt und vergoldet. Deutsch, Einfluss der
fränkischen Schule in den figuralen Darstellungen.
Um 1490.
Auf dem links daneben befindlichen Gewehr-
gestelle :
53 . Hakenbüchse mit schönem Bronzelauf und
den Resten eines Luntenschnapphahnes, Am Laufe
22
Saal XXV.
findet sich die Nürnberger Marke N, ferner das Meister-
zeichen 5 fr. Um 1490.
54- Hakenbüchse für Handzündung vom An-
fange des XIV, Jahrhunderts, Auf dem alten Schafte
zeigt sich das nachträglich aufgemalte Wappen der
Stadt Tuln und die Jahreszahl 1619.
55- Lange Handbüchse mit Messinglauf und
Visirrohr, Der eigenthümlich gestaltete Kolben zum
Anlegen an die Schulter besitzt einen ledernen Feuer-
schirm. Um 1510.
56- Sattel mit aufgelegten plastischen Orna-
menten und üguralen Darstellungen aus Elfenbein auf
blauem Grunde. Die figuralen Scenen beziehen sich
auf romantische Dichtungen der Minnepoesie des Mit-
telalters. Eine Inschrift auf der Schnecke des Sattel-
knopfes in gothischen Minuskeln lautet; »laijl 4 es ■ got
tldj ■ Ijclf 4 foir ■ nt . . (aus der Noth)«, Auf einem Wap-
penschilde der einköpfige Adler, ferner an der Vor-
derseite ein r, Diese und andere Anzeichen scheinen
auf den römischen König Karl IV. (1346—1378) hinzu-
deuten.
57- Kleines Geschützrohr aus Bronze, Modell
zu einer »Hauptbüchse«. Es führt in seinen Reliefs
das Wappen des römischen Königs und jene der Öster-
reichischen Erbländer, dabei die Inschrift : »ICH * SIHE *
VND - LAVR - ALS ■ DER * HA GL * VND * DER « SGHAVR ■
VND * HAIS ■ DARVMB ‘ DIE * LAURPFEIFF - NIMB ■ HIN-
WEG ‘WAS * ICH * ERGREIFF.« Die Fertigung dieses
Rohres fällt zwischen i486 und 1493.
58- Schweres Panzerhemd mit zur Hälfte
genieteten, zur Hälfte geschweissten Ringen, XV. Jahr-
hundert, 1. Hälfte.
Saal Maximilian I,
2 3
59 . SigismondoPandolfo Malatesta, Herzog
von Rimini* {1416-1468.) Unterarmzeug, Beinschienen
und ein Magenblech von einem Stechzeuge. Reste von
einem Turnierzeuge aus der Mitte des XV* Jahrhunderts»
60 . Unvollständiger Harnisch» Der Helm
bildet in seiner Form einen Uebergang von
der » Schallern « in den » geschlossenen
Helm«» An mehreren Stellen findet sich das
nebenstehende wahrscheinlich italienische
Platt nerzeichen» Ende des XV» Jahrhunderts.
61 * Angeblich Alb recht Achilles, Markgraf
von Brandenburg* (1414—1486.) Ganzer lichter
Harnisch für den deutschen Fusskampf, mit langem
faltig gebildeten Kampfschurze» Der geschlossene
Helm besitzt die Form eines Greifenkopfes (Teufels-
schembart}. Das Arm zeug ist ganz durch »Folgen«
geschlossen. Auf der Brust finden sich Spuren von
Ae t zungen t Darstellungen iti der kräftigen Manier der
oberdeutschen Schule. Der Kampfschurz besitzt vorne
und rückwärts »Ausschnitte, um den Harnisch auch zu
Pferde benützen zu können. Die Form des Harnisches,
noch mehr aber die den ausgebildeten Charakter der
deutschen Renaissance an sich tragenden Aetzungen
deuten auf eine spätere Fertigung als das Todesjahr
dieses Fürsten, frühestens 1510* Dabet ein geschlos-
sener Helm. Der Harnisch kam nach 15S5 in den Besitz
des Erzherzogs Ferdinand von Tirol»
62 . Kaiser Maximilian I* Ganzer Reiterharnisch
mit durchbrochenen Randverzierungen aus Messing»
Der Helm bildet in seiner Form einen Uebergang von
der »Schallern* in den »burgundischen Helm«, »der
im kragen umbgeht«, d. h* dessen gewulsteter Unter-
24
Saal XXV.
rand in einer aufgebogenen Kante des Kragens läuft
und so beide sicher verbindet. Die Verbesserung wird
Maximilian I. zugeschrieben. Der Harnisch trägt
das Augsburger Beschauzeichen, den »Stadtpyr«,
ferner die nebenstehende Meistermarke.
Sehr wahrscheinlich das Zeichen des kaiserl.
Hofplattners Lorenz Helmschmied. Um 1490.
Oberhalb an der Wand, rechts vom Fenster:
Auf den beiden Consolen befinden sich zwei
Schallern vom Ende des XV. Jahrhunderts. In der
oberhalb angeordneten Waffengruppe zeigt sich in der
Mitte oben ein schweres Spiesseisen, daneben zwei
deutsche Helmbarten, ausserhalb zwei gemeine
Ahlspiesse, die gemeine Waffe der Fussknechte im
XV. Jahrhundert. Unterhalb ein zweihändiges Schwert,
zu dessen Seiten deutsche und italienische Schwerter
aus derselben Zeit. Das Ganze deckt ein gemeines
schweres Panzerhemd vom Ende des XV. Jahrhunderts.
Links vom Fenster:
Auf den beiden Consolen liegen Schallern für
reisige Knechte vom Ende des XV. Jahrhunderts. In
der oberhalb angeordneten Waffengruppe oben ein
schweres Spiesseisen, diesem zunächst zwei ita-
lienische, ausserhalb zwei deutsche Helmbarten.
Unten finden sich analog der vorher beschriebenen
Waffengruppe ein zweihändiges zu dessen beiden Sei-
ten gemeine Reiterschwerter vom Anfänge des XVI.
Jahrhunderts. Die Waffengruppe deckt ein schweres
Panzerhemd wie an der vorigen.
Saal Maximilian I.
25
Wand III.
Unten längs der Wand:
63. Th eile eines Fussknecht hämisches, be-
stehend in einem Eisenhute, einem geschobenen
Bruststücke mit Achseln ohne Flüge, einem
Rückenstücke, endlich in einem Paare Eisenhand-
schuhen« Die Brust trägt das Augsburger
Be schau Zeichen und die nebenstehende
Meistermarke» Ende des XV. Jahrhunderts*
64. Georg IV», Freiherr von Puechheim,
Obersthofmeister der Königin Anna, Gemahlin Ferdi-
nands I. (Gest* I 53 j.) Ganzer ehemals blanker Harnisch
mit schwarzgeätzten Verzierungen* Helm mit AlTen-
visir« Achseln mit geätzten, auf den Vlies so rden be-
züglichen Emblemen. Kugelbrust mit dem heiligen
Georg und Sebastian, quer darüber das Andreaskreuz*
In der Brust mitte erblickt man das Monogramm
des Besitzers, verschlungen, oberhalb in einem
Medaillon das Monogramm des ausgezeichneten Aetz-
malers »I*A«. Das Armzeug ist abgängig. Deutsch,
um 1510*
65. Schwere Standarmrust mit bemaltem
Holz bog eil, darauf das Wappen der steirischen Familie
Baumkircher. (Wahrscheinlich von Andreas, enthaup-
tet 1471*)
66. Philipp I, der Schöne, König von Casti-
lien. (1478—1506.) Knabenharnisch für den deutschen
Fusskampf. Derselbe ist mit schön verzierten durch’
brochenen Auflagen von vergoldetem Silber geziert,
um welchen sich eine Unterlage aus rot hem Sammt
findet* Die Ornamente der aufgelegten Streifen ent-
26
Saal XXV,
halten die Symbole des Vliessordens und das Vliess
selbst, ln dem Beinzeug ist die verhaute Tracht der
Landsknechte der Periode mit ihren Schlitzen und
Puffen dargestellt. Deutsch, um 1490,
Am Sockel erblickt man zwei Bruststücke
dieses Königs , gleichfalls aus dessen Knabenjahren,
Das linksseitige trägt den Spruch aus Lucas 4, 3 o ein-
gravirt: » Jhesus autemtransiens etc.«, das Monogramm
des Königs PS, endlich das Plattnerzeichen, ^>7
das wir auch auf einem Stechzeuge Kaiser
© Maximilians von c. 1500 (Saal XXXVI) J g»
wie der finden werden. Das rechtsseitig
sichtbare Bruststück trägt die Marke des Hof-
plattners Adrian Trevtz in Innsbruck: ^das Kleeblatt«,
67 . K ais er M aximilan I . G an z er Fe 1 d har nisc h ,
aus verschiedenen un zusammengehörigen Stücken zu-
sammengesetzt. Derselbe ist theils mit schmaler ver-
goldeter Bordüre in feiner Gravi rung geziert, theils
mit schöner Schmelzarbeit und mit aufgelegten Mes-
singrändern geziert. Die gegenwärtige Zusammenstel-
lung datirt schon aus alter Zeit. 1 ) Der Helm bietet
ein Beispiel des Ueberganges von der Form der Schal-
lern in den geschlossenen Helm der Renaissancezeit.
Am Kragen findet sich in Goldschmelz die Collane
des Vliessordens, Die flache Doppel brust weist zwei
Probemale von Armrust bolzen auf. Am Handschuh
liest man die Jahreszahl 1511«
J ) So Ist er auch in dem Ambraser Heldenbuch des
Jakob Schxenckh von Notzing {1582 begonnen, 1602 heraus-
gegeben), abgebildet, welches die Persönlichkeiten In Abbil-
dungen enthalt, von weichen Erzherzog Ferdinand von Tirol
die Harnische und Waffen bewahrte.
Saal Maximilian I.
2 7
68. Fredrico Gonzaga, Markgraf von Man-
tua. (Gest. 1484.) Blanker Feldharnisch mit schwarz
geätzten und ornamentirten Rändern. Die Gehörrosen
des geschlossenen Helmes sind durchbrochen und ent-
halten die Buchstaben A T, auf der rechten ist über-
dies eine durchbrochene Rundplatte, ein M darstel-
lend, aufgenietet. Bei diesem Harnische entsprechen
nur die Brust mit dem Rücken und die Beintaschen
der Lebensperiode des Fürsten, alle übrigen Theile
stammen aus dem ersten Jahrzehnt des XVI. Jahr-
hunderts, die Aetzungen aus noch späterer Zeit.
69 . Ludwig II., König von Ungarn. (1506
bis 1526.) Ganzer Harnisch, blank, mit geätzten und
vergoldeten Verzierungen, die verhaute Tracht dar-
stellend, zwischen denen wiederholt die Buchstaben
E*S erscheinen. Der burgundische Helm besitzt ein
doppeltes Visir. Zu diesem Harnische gehört ein
Sattel von gleicher Arbeit. (Der Bezug ist spätere
Zuthat.) Nach dem Auftreten des »Jungfrauenadlers«
am oberen Brustrande zu schliessen, ist der Har-
nisch Nürnberger-, jedenfalls aber deutsche Arbeit.
Um 1520.
70 . Tartsche eines ungarischen Reiters, von
Holz, mit Pergament überzogen, versilbert und bemalt.
In der Mitte erblickt man die Darstellung einer Jung-
frau in Holzschnittmanier. Die Zeichnung verräth den
Einfluss der fränkischen Schule, etwa des M. Wohlge-
muth. Auf einem Spruchbande liest man die Buch-
staben i • ui • im • • • R • T • ti (ich wart im garten). Die
Tartsche stammt vermuthlich von den ungarischen
Trabanten Kaiser Maximilians I., die wiederholt im
»Theuerdank« abgebildet erscheinen.
28
Saal XXV,
Oberhalb an der Wand:
Auf den beiden Gonsölen erblickt man, und zwar
rechts eine Eisenhaube, links eine Schallern für
einen Reisigen, ln der Waffengruppe in der Mine
findet sich oberhalb ein schweres Spiesseisen, daneben
zwei deutsche Helmbarten, daran reihen sich zwei
Runkas (Ron 90 ns), auch »Wolfseisen« genannt.
Unterhalb ein zweihändiges und zwei deutsche Reiter-
schwerter, ausserhalb z wei italienische Fussknecht-
schwerter vom Anfang des XVI* Jahrhunderts, In
der Mitte erblickt man ein Bruststück gothlscher Form
von ca, 1490,
Im Kasten II gegenüber der Wand:
Oberhalb ;
71 . Georg Castriota, Fürst von Albanien,
genannt S kan derbeg, (1403—1467*) Helm mit aufge-
setztem getriebenen und vergoldeten Ziegenkopfe.
Die Haube umgibt ein breites Band aus Kupfer, mit
Rosetten und den darin eingegrabenen Buchstaben
* in ■ pt ■ ta * ta ■ xt - bt * Es sind dies die Anfangsbuch-
staben eines Textes, der ziemlich ähnlich wie : »Jhesus
Nazarenus.- Prinripi Emathiae ■ Regi Albaniae * Terror!
Osmanorum ■ Regi Eptri ■ Benedica T« lauten dürfte.
72 . 73 . 74 . 75 . Drei Paar Sporen von gothi-
scher Form von Eisen, theils vermesslngt. XV. Jahr-
hundert, Ende,
In der Mitte:
76 . Armrustköcher von Holz, mit Pergament
überzogen und mit gepresstem Kalbleder besetzt.
Innen einige gemeine Bolzen, Deutsch, um 1460,
Saal Maximilian L
2 9
77. 78. Zwei Paar Steigbügel von ungarischen
Reitzeugen, aus Eisen und vermessingt* XV . Jahrhundert .
79. Langer Dolch mit Griff aus Bergkrystall
und Beschlägen aus vergoldetem Silber, Die Scheide
aus gepresstem Leder besitzt schön ciselirte Beschläge
aus Silber mit Ornamenten in Frührenaissance, Am
Mundbleche erscheint der habsburgische Bindenschild*
Italienisch, um 1500 .
80. Langer Dolch mit Griff und Parirstangen
aus B erg kry stall und schön ciselirten goth ischen Be-
schlägen aus vergoldetem Silber, Die Klinge enthält
eine Anrufung Mariens in vergoldeter Aetzung, Die
schöne Scheide aus Silber tragt vergoldetes Beschläge
mit zierlichen Lilien friesen. Das Ort band ist spätere
Zugabej etwa von 1540 , aber von tüchtiger Arbeit*
Darauf erscheint Judith mit dem Haupte des Holofer-
nes. In dem Besteck befinden sich ein ähnlich ausge-
stattetes Messer, zwei derlei kleinere und ein Pfriemen.
Unterhalb:
8 1 * Streitkolben von Bronze, mit durchbrochenen
Verzierungen in spätgothischem Stile* Um 1460 .
82. 83- 84- 85. Vier Paar Sporen aus Mes-
sing* XV. Jahrhundert*
Im Mittelraume :
86 Reiterschwert des Kaisers Maximilian!*
Auf dem bimförmigen Knaufe aus vergoldetem Mes-
sing sind die Embleme des Vliessordens gravirt, auf
der Parirstange die Initialen: »H ■ M * I ■ A * D*, ferner
der Buchstabe M (Maximilian). Die schöne federkräf-
tige Klinge ist an beiden Seiten mit Bandzügen geätzt,
zwischen denen wiederholt das burgundische (Andreas-)
3 o
Saal XXV.
Kreuz mit dem Feuereisen und dem Wahlspruch des
von Alfons V., König von Aragonien, gestifteten Ordens
der Massigkeit erscheint, dessen Mitglied Maximilian !.
gewesen war: »halt ■ mas * in * allen * dingen«. Deutsch,
um 14S0,
87 , Schwert. Der plumpe Griff gehört dem
XVII. Jahrhundert an, die Klinge jedoch der zweiten
Hälfte des XV, Jahrhunderts; sie enthält die geätzte
und vergoldete Inschrift: »MATHIAS * C DRV IN US * REX *
VNGARjE - PRO - REGE ■ DIVINA > LEGE ■ ET - GREGE.«
88, Ceremonienschwert des Rectors, d. I. des
Oberhauptes der Republik Ragusa, der reich gravirte
und vergoldete Griff’ trägt gothisirendes Ornament.
Die allgemeine Griffform ist italienisch. Die Parir-
Stangen sind von späterer Hand verstümmelt worden.
Die Klinge ist von minderem Werthe. Dabei die schön
montirte Lederschelde. Um 1470,
89 , Prunkschwert. Auf der sehr schönen ita-
lienischen Klinge des XIV. Jahrhunderts ist in Goki-
scbmelz alla sanguigna der Tiroler Adler dargestellt,
Welcher in späterer Zeit mit Oelfarbe In den Farben
des römischen Königsadlers übermalt wurde. Auf dem
einseitigen Knaufe ist ein silbernes Plättchen einge-
lassen, In welchem das Osterlamm wie im Wappen
von Brixen erscheint. Auf der andern Seite erblickt
man ein emaillirtes Rundplättchen, in welchem ein
viergetheiltes Wappen dargestelit ist. Es enthält die
Wappenfiguren: I. der Welser, II. der Spalten, I II. der
Amon, endlich IV. der Stürmer-Neustadter. Beide
Plättchen sind Zuthaten des XVI. Jahrhunderts. Dabei
die Lederscheide mit einem Theile des Gehänges,
Fassung deutsch, aus der Mitte des XV. Jahrhunderts,
Saal Maximilian l.
3 1
90 - Reiterschwert zu anderthalb Hand. Der
Griff aus vergoldetem Messing, mit Einlagen von
weissem Bein, weist spätgothische Formen, Berner-
kenswerth ist die Scheide mit aus freier Hand einge-
pressten gothischen Schl Ingo rnamcntem XV. Jahr-
hundert, z. Hälfte,
91 Reiterschwert zu an-
derthalb Hand. Interessante ältere
Klinge mit dem seine Jungen mit
dem eigenen Blute nährenden Pe-
likan in Messingtausia. Fassung
um 1500,
92 . Zweihändiges Krummsch wert, angeblich
* von Georg Castriota, Fürsten von Albanien, genannt
Skanderbeg, (1403—1467,) Dasselbe besitzt die Form
der venetianischen Fechtschwerter, wie sie in den
Fechtbüchern des XV. Jahrhunderts vor Augen treten.
Der Griff besteht aus gepresstem Leder. Die ältere
Klinge ist mit interessanten, in Gold tauschlrten Orna-
menten geziert, die noch spät romanische Anklänge
erkennen lassen. Gewicht 3*2 Kilogramm. Italienische
Fassung. XV. Jahrhundert, Mitte,
d */ k
Unterhalb:
93 . Kleiner Bolzenköeher, XV. Jahrhundert,
Mitte.
94. 95. Zwei Paar Sporen mit sehr langen
Hälsen. XV» Jahrhundert,
Zunächst rechts :
96 . Rennfahne des Kaisers Maximilian 1. Um
1510.
32
Saal XXV.
97. Richtschwert. Die kurzen Parirstangcn sind
an den Enden mit Schellen besetzt. Auf dem Griffe ist
nebst anderen Gestalten die heil. Katharina mit der
Jahreszahl 1409 in roher Gravirung dargestellt. Auf der
breiten, zugespitzten Klinge erblickt man Galgen und
Rad eingegraben. Dabei die einfache Lederscheide.
98. Streitkolben gleich Nr. 81 .
99. 100. 101. 102. 103. Sporen vom Ende des
XV. Jahrhunderts.
Im Kasten III zunächst dem Fenster:
104. Rundschild des Kaisers Maximilian I.
Blank, mit Verzierungen in vorzüglicher Hochätzung,
welche eines der frühesten Beispiele dieser Technik
bieten. Unter den figuralen Darstellungen, welche vor-
wiegend dem Gebiete der Mythologie und der Reli-
gionsgeschichte angehören, finden sich auch solche
mit Beziehungen auf die Minnepoesie des XIII. Jahr-
hunderts. An einer Stelle findet sich der einköpfige
Königsadler, womit die Beziehung des Schildes zu
Maximilian I. hervortritt. Am Rande liest man ein
Mariengebet in lateinischer Sprache. Deutsch, um 1490 .
105. Schild aus der Schale einer Riesenschild-
kröte, darauf Manlius Torquatus dem überwundenen
Gallier die Torques abnehmend. Toskanische Schule
des Quattrocento.
106. DeutscheStreithacke eines Kürissers vom
Anfänge des XVI. Jahrhunderts.
107. Linke Achsel eines geriffelten (Maximilian-)
Harnisches, mit vergoldeten und gravirten Strichen
geziert. Angeblich von Ludwig II., König von
Ungarn. ( 1500 — 1526 .) Deutsch, um 1520 .
Saal Maximilian I.
33
108. Linkes Armzeug mit Handschuh von
einem gothischen Turnierharnische, der seinerzeit Karl
dem Kühnen, Herzog von Burgund (gest. 1477)
zugeschrieben wurde. Um 1470. Das Plattner-
zeichen ist burgundisch.
109. Hölzerner Commandostab, sogenanntes
»Regiment«, mit Spuren von Bemalung, des Gian
Giacomo Trivulzi, Marschalls von Frankreich. (1447
bis 1518.)
110. Ein Paar gemeine Sporen. XVI. Jahr-
hundert, Anfang.
111. Schweres Hiebschwert mit Griff aus ge-
presstem Leder. XV. Jahrhundert, Ende.
112. Italienisches Fussknechtschwert mit
gravirtem Messinggriff. XV. Jahrhundert, 2. Hälfte.
113. Reiterschwert Philipps I. des Schönen,
Königs von Castilien. (1478—1506.) Knauf und Parir-
stange sind aus geschnittenem blanken Eisen. Auf der
federkräftigen Klinge zeigt sich das geätzte Brustbild
eines jugendlichen Mannes, ferner die Majuskelschrift:
»JESVS • AVTEM • TRANSIENS« und das Bild eines
nicht näher erkennbaren Vogels, auf der Kehrseite
steht die Fortsetzung des dem Evangelium (Lucas 4,
3 o) entnommenen Verses: »PER*M(E)DIVM *IL(L)ORVM*
IBA.T« *) und am Schlüsse das Bild eines Lindwurmes.
Deutsch, um 1500.
1 14. Italienisches Schwert. Knauf und Parir-
stange sind von Messing, vergoldet und gravirt. Am
’) »Jesus aber, hindurchgehend mitten zwischen ihnen,
wandelte von dannen«, hier auf die Ohnmacht der Feinde
gedeutet. Derselbe Vers rindet sich auf Goldmünzen dieses
Königs. Siehe auch Nr. 66.
3
34
Saal XXV.
Mitteleisen liest man die Worte; »IN * DIO ■ AMOR«,
Der Handgriff ist mit Holz und Perlmutter eingelegt.
Die spitz zulaufende Klinge ist mit figuralen Dar-
stellungen von gewandter Hand geziert > welche ver-
goldet sind. Dabei die schön gepresste Lederscheide,
Vielleicht römische Arbeit, um 1480,
115 . Reiterschwert mit vergoldetem Knaufe*
Faustschutzbügel und Handgriff mit rothem Sammt
überzogen,
116 - Langes Pörschwert, vom Anfänge des
XVI, Jahrhunderts, mit beledertem Griffe,
117 . Langes Pörschwert des Kaisers Maxi-
milian I. (1459— 1519) mit eiförmigem Knaufe und
dreischneidiger Klinge,
118. Modell eines Mörsers aus Bronze; auf
der hölzernen Schleife die geschnitzte Figur eines
ruhenden Landsknechts, Das Rohr bezeichnet : » MARIA*
ANNA * S* V * ANO 1515.«
119 . Ein Paar Eisenhandschuhe mit durch-
löcherten Platten, Um 1500,
120 . Kriegsflegel mit eiförmiger Schiagkugel,
XVI, Jahrhundert^ Anfang.
Wand IV.
Nächst der Thur .
121 . Maximilians Harnisch mit geschlossenem
Helm alter Form, sogenannter Todtenkopf, grossen
E 11 en b o gen kac h el n un d br eit e n S c h u h eo (Ku h m äu 1 e rn) ,
Deutsch, um 1515,
Saal Maximilian 1,
35
122 . Bartolome© Colleoni, Feldherr Venedigs-
(ca. 1399—1475.) Geschiftetes Bruststück in gothischer
Form, mit gravi rten Verzierungen*
123 - Panzerhemd mit theils genieteten, theils
gesdiweissten Ringen, XV. Jahrhundert, Ende,
Links von der Thür .
Unten längs der Wand:
124 - Francesco Gonzaga, Markgraf von
Mantua, (1466—1519,) Ganzer Harnisch. Derselbe
war ursprünglich blank und besass gravirtc und ver-
goldete Randstreifen, Später wurde er durch Feuer so
bedeutend beschädigt, dass er vollkommen geschwärzt
wurde und das Gold der Randstreifen schmolz und
herabfloss. Italienisch, um 1510.
125 - Streitaxt. Deutsch, um 1520.
126 . Kaiser Karl V. Ganzer Harnisch eines
Knaben mit getriebenen Pfeifen, Schlitzen und Puffen,
die verhaute Tracht darstellend. Unvollendet und
hammerfertig belassen. Das Inventar von Ambras von
1583, woher der Harnisch stammt, sagt darüber:
»Kaiser Carolus etc. Weil Ihre Majestät noch ein
Junger Herr gewesen Ist. Ein unausgemachts Harnisch
ulC.« Nach den Dimensionen wurde derselbe 1511 oder
15 ic begonnen und ist unbekannter Umstände halber
un au sg efer t i gt ge bl ieb en .
127 Ganze Rossstirne mit vergoldetem Messing
berandet und mit gravirten Verzierungen ausgestattet.
Um 1460.
128 . Maximilian-Harnisch, Helm mit Teufels-
schembart, Achseln mit hohen St oss kragen, grossen
3
36
Saal XXV.
Armkacheln und breiten Eisenschuhen (Kuhmäulern).
Deutsch, um 1510.
129 Ganze Rossstirne, blank, mit Kehlungen
und schmaler Messingberandung. Deutsch, um 1490.
Das Stirnschildchen ist um ca. 60 Jahre jünger.
130. Jakob von Embs, Feldoberst. (Gest. 1512.)
Korazin, mit kirschrothem Sammt überzogen. Ita-
lienisch, vielleicht Mailändisch, um 1500; dabei eine
mit rothem Sammt überzogene Sturmhaube. ] )
131. Italienische Helmbarte mit halbmond-
förmigem Beile, Hammer mit Diamantspitzen und zwei-
spitziger Stossklinge. Um 1500.
132. Ganzer blanker, theil weise geriffelter
Harnisch. Um 1510. Derselbe war in den alten Am-
braser Inventuren Hermann Herzog von Schwaben
zugeschrieben, später dem Hildebrand Madruzzo von
Trient (gest. 1547). Beides ist unrichtig, letzteres umso-
mehr als die alten Inventare von der genannten Persön-
lichkeit keine Erwähnung machen.
Oberhalb an der Wand:
Auf der dreitheiligen Console befindet sich in
der Mitte ein geschlossener Helm mit schallern-
förmigem Scheitelstück und steifen Halsreifen. Ueber-
gangsform. Rechts ein geschlossener Helm ältester
J ) Die Korazine sind Wämser aus Stoff, welche im
Innern mit kleinen, dachziegelförmig sich übergreifenden
Stahlplättchen benäht sind. Sie dienten den leichten Truppen
(Bogen- und Armrustschützen), aber auch Höheren zum
Schutze bei Reisen und im gewöhnlichen Leben.
Saal Maximilian I. 37
Form, um 1500. Links eine gemeine Schallern mit
geschobenem Nackenstück.
Die oberhalb angeordneten drei Waffengruppen
enthalten, und zwar die mittlere oben ein schweres
Spiesseisen, zu den Seiten zwei deutsche Helm-
barten, um 1500. Ausserhalb zwei Partisanen. Um
1520. Unten vier deutsche Reiterschwerter. Das
Ganze deckt eine Setztartsche aus der ersten Hälfte
des XV. Jahrhunderts. Dieselbe ist von Holz, mit Per-
gament überzogen und mit Temperafarben bemalt.
Sie zeigt den österreichischen Bindenschild und zwei
kleinere Wappen (eines darunter vielleicht Constanz).
Die beiden anderen Waftengruppen enthalten
jede: oben in der Mitte ein schweres Spiesseisen,
zu dessen Seiten zwei deutsche Helmbarten,
ausserhalb zwei Runkas, unten deutsche und ita-
lienische Reiterschwerter. Ausserdem enthält jede
der drei Waffengruppen in der Mitte unterhalb ein
zweihändiges Schwert, sogenannten »Bidenhander«.
Beide werden durch Panzerhemden gedeckt.
An der Wand nächst der Eingangsthüre:
133 . Blanke Rossstirne mit steifen Ohren, ge-
trieben. Um 1490. Darunter
134 . Einzelne Theile eines italienischen Korazin-
harnisches, bestehend aus einer vorderen und einer
rückwärtigen Korazinplatte, zwei halben Unter-
beinröhren, zwei halben Unterarmröhren und
einem Visir. Um 1500. Gefunden bei Gelegenheit einer
Erdausgrabung im Gässchen Sta. Catharina zu Mailand.
SAAL XXVI.
Periode der Landsknechte.
Links vom Eingänge beginnend und den Raum vollständig
umschreitend .
Zunächst der Eingangsthüre :
135. Ungarische Tartsche von blankem Eisen
mit gravirten und vergoldeten Emblemen. In den fign-
ralen Darstellungen erblickt man den heil* Christoph
und Georg, Jagdthiere im Charakter der rheinischen
Schule* Um 1500*
136. Panzerkragen von einer Landsknecht-
ausrüstung*
Wand I.
Unten längs der Wand:
137. Maximilians-Harnisch mit schwarz ge-
ätzten Strichen* In der Bordüre der Kugelbrust zeigt
sich ein italienischer Schild, worin ein wachsender Bär
nach links gewendet mit Halsband und Ring ersichtlich
ist. Es ist dies eine Figur aus dem Wappen der Anhalt
und könnte der Harnisch möglicherweise Wolfgang
von Anhalt (1492—1 566) angehört haben.
138. Gemeiner Landsknechtspiess, soge-
nannte *> Pinne« (altfranz. pennon), vom Anfänge des
XVI* Jahrhunderts.
Periode der Landsknechte,
3 9
[ 39 * Christoph Herzog von Würtemberg.
£^15 _ 1568.) Ganzer blanker, geriffelter Harnisch,
Burgundischer Helm mit Schembartvisir, breite Kugel-
brust. Arm zeug mit grossen Kacheln und übermässig
grosse Kuhmäuler, Den Lebensdaten des Herzogs nach
zu schliessen könnte der schöne Harnisch nur nach
1530 geschlagen sein, zu welcher Zeit die hier er-
scheinenden Formen nicht mehr üblich waren.
140 , Philipp der Streitbare, Pfalzgraf am
Rhein, (1503— 1548.) Ganzer geriffelter, sogenannter
Maximilians-Harnisch, in den Formen um 1525,
141 . Otto Heinrich, PFalzgraf am Rhein.
(1503—1539,) Ganzer geriffelter Feldharnisch mit ge-
ätzten Strichen, Der AefzkÜnstler hat sich an der
linken Achsel mit H, am Gesässschurz mit M be-
zeichnet. Dabei eine ganze Rossstime mit Kanz
(Halsdecke), ferner ein Feldsattel mit Krippen und
Schenkel Wülsten, Geschlagen 1533.
[ 42 . Eitel Friedrich, Graf von Zollern, (Gest.
1513.) Ganzer blanker, zum Theil geriffelter Feld-
hämisch mit geblauten, mit Goldschmelz verzierten
Zügen. Unter den Ornamenten finden sich figurale Dar-
stellungen aus der Bibel und dem Leben. Die Manier
erinnert an Israel von Meekenen. Auf der Brustmitte
Ist der heil. Georg, sowie der Orden des goldenen
Vliesses dargestellt. Deutsch, um 1510.
143 . Maxim ilian s-Harni sch . B u rg u ndisc her
Helm mit sogenanntem >/ Affen visir«, Achseln ohne
Flüge (sogenannte Spangröls, corrumpirt aus dem
italienischen Spalla-Gola). Geschlossene Armbeugen.
Er trägt das Nürnberger Beschauzeichen. Deutsch,
um 1530.
40
Saal XXVI.
144 . Maximilians-Harnisch, Burgun di scher
Helm. Das Beinzeug besitzt keine Eisenschuhe* Deutsch,
um 1515.
145 . Gemeiner Landsknechtspiess , wie
Nr. i 3 S.
146 - Matthäus Lang von Wellenburg, Erz-
bischof von Salzburg. (1468—1540*) Ganzer blanker,
geriffelter Harnisch mit geätzten und vergoldeten
Strichen. Deutsch, um 1515*
Oberhalb der Wand:
Auf den beiden Consolen erblickt man Helme mit
Schern bart vis iren, der rechts befindliche mit Sonnen-
schirm ist Frederigo von Montefeltre, Herzog von
Urbino {gest* 148z) zugeschrieben.
In den drei Waffengruppen oberhalb erblicken
wir, und zwar in der mittleren: ein Spiesseisen,
zwei italienische Helmbarten und zwei Spetums,
sogenannte Friauler Spiesse. Unterhalb in der Mitte
ein schönes italienisches, zweihändiges Schlacht-
schwert* Das Ganze deckt Brust und Schösse eines
Maximilian-Harnisches, Die beiden anderen Gruppen
zu den Seiten enthalten je ein Spiesseisen, daran
zwei venezianische Glefen, die rechte eine Ronka
und ein Spetum, die linke zwei gemeine Spiesse;
in letzterer ist auch ein schönes italienisches
Schlachtschwert mit geraden Parirhaken bemer**
kenswerth. Beide deckt je eine ungarische Tartsche
aus Holz, theils mit gepressten Ornamenten geziert,
theils mit Pergament Überzogen, bemalt und ver-
goldet.
Periode der Landsknechte.
4 *
Rechts von der Thür zu Saal XXIX:
147. Ungarische Tartsche von Holz, mit ge-
pressten Ornamenten und vergoldet. Auf einem Schrift-
bande liest man die Devise des Ordens der Massigkeit :
»HALT • MAS.«
148. Krippensattel, blank, mit geätzten Ver-
zierungen. Um 1500.
149. Max Sittich von Hohenembs.(Gest. 1533 .)
Unvollständiger Maximilians-Harnisch ohne Helm. Auf
der Bordüre der Brust erblickt man die Darstellung
der heil. Anna mit anderen Heiligen in vergoldeter
Aetzung. Die Composition erinnert an B. Beham.
Um 1525.
Im Kasten I zunächst dem Fenster:
150. Burgundischer Helm. Blank gekehlt und
mit gravirten Verzierungen ausgestattet. Am unteren
Rande derselben findet sich folgendes Fragment einer
Umschrift: » . . . EG • ER j R • • RS • NOR HILF
HAILIGE FRAU SANT | ANNA | SAND FRID.« Es ist
dieser Helm eines der ältesten bekannten Exemplare
eines Bourgignots. Um 1495.
151. Ein Paar geschobene Eisenschuhe mit
Sporen. Um 1510.
1 52. Reiterhammer, Waffe und Würdenzeichen
der Rottmeister in den Kürisser-Regimentern Maxi-
milian I.
153. Reiterhammer, wie Nr. 152.
154. Deutsche Streithacke für Reisige, blank,
geätzt und mit Messingeinlagen ausgestattet. Um 1520.
42
Saal XXVI*
1 55 . Deutsche Streithacke, ähnlich der vorigen,
zur Harmschausrüstung Otto Heinrichs, Pfalzgrafen
am Rhein, Nr* 141 gehörig* Von 1523*
156 - Kleiner Streitkolben mit 'gothisirender
Gliederung. Um 1515.
157 . Schildchen von einer Rossstirne* Blank,
mit kupferstichartiger Gravirung geziert, auf einem
Flugbande und in einer Gartouche liest man : » M - D ■ Z *
1516*0
158-160 Drei Streitkolben , ähnlich wie
Nr* 156*
! 6 1 — 1 62 * Zwei Schefflin (Javelins), Wurf-
spiesse, eine beliebte Waffe der Landsknechte, mit
hohlen Spiesseisen und dünnen , leider gekürzten
Schäften, welche mit feinem Bast überzogen sind.
Um 1510.
163 * Bohrschwert* Griff und Parirstangen sind
mit eingelegtem Messing verziert, der Griff ist beledert.
Ende des XV* Jahrhunderts*
164 * Italienisches Kurz Schwert mit muschel-
förmigem Korbe.
165 * Landskneehtschwert des kais. Feld-
obersten Ulrich von Schellenberg (ca. 1487^1358)*
Der Griff ist vergoldet, an den Parirstangen befinden
sich Schellen. An der Lederscheide erblickt man ein
Besteck für acht Messer, welche auf der nebenbefind-
lichen Etagäre liegen* Auf den Griffen derselben findet
sich der aus älterer Zeit datirende Minne vers: »Kain ■
fred * on * sie * — ich * hof * und * zihfel ■ d — als -
mit - gluck — ich - wart * der - zk — - ich * lid * und *
schwig - — ich * klag * das - nit ■ s - m — als * ir *
zu - lieb - « Deutsch um 1310*
Periode der Landsknechte*
4 3
166. Reiterschwert mit blankem eisernen,
theils mit Messing belegtem Grifte* Auf der
einschneidigen italienischen Klinge ist der
bayrische Rautenschild ins Gesenk geschlagen.
Um 1515 .
167. Gemeines Landsknechtschwert mit
blankem eisernen Knaufe und Parirstangen und be-
ledertem Grifte. Um 1510 *
168* Kurzes Hiebschwert eines venetianischen
Seesoldaten mit sägeförmiger Klinge. Um 1510 .
169- Schwert mit alter spitzzulaufender Klinge.
Der kurze Griff aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhun-
derts ist beledert* Knauf und Parirstangen von grauem
Eisen sind in Silber tauschirt, In der stark abgeriebenen
Tausia sind noch einige Jagd- und Kampfs eenen er-
kenntlich* Klinge Anfang des XVI* Jahrhunderts*
170. Reitstange mit breiten getriebenen Buckeln
aus Kupfer, ganz ähnlich jener an dem Ross harnische
Maximilian I* (Saal XXVII, Nr* 52 *)
171. Schwerer Streitkolben.
172. Streitkolb en eines Reisigen vom Anfänge
des XVI. Jahrhunderts,
Zwischen den Fenstern.
Unten längs der Wand:
173. Maximilians-Harnisch mit geschlossenem
Helm,
174* Panzerkragen*
175* Andreas Graf von Sonnenberg* (Er-
mordet 1511 .) Ganzer blanker Turnierharnisch, mit
vielen zur Garnitur gehörenden Wechsel- und Ver^
44
Saal XXVI.
stärkungsstücken, welche am Sockel daneben gruppirt
sind. Derselbe ist mit gebläuten, in Goldschmelz ver-
zierten Zügen im Stile der Frührenaissance ausge-
stattet. Auf der Brust findet sich noch die Spur einer
Heiligendarstellung, wie eine solche noch am
Rücken deutlich erkennbar ist. Dieser pracht- ml
^ volle Harnisch trägt das Augsburger Be- 53
5 $ schauzeichen, ferner das Zeichen des kaiser-
J liehen Hofplattners Desiderius Helmschmied.
v l (Gest. i53z.) Um 1508.
176 . Panzerkragen, wie Nr. 174.
177 . Joachim II., Kurfürst von Branden-
burg. (1505 — 1571.) Blanker Maximilians-Harnisch von
spätestens 1520.
Oberhalb an der Wand:
Auf den Consolen liegen Helme, aus dem Beginne
des XVI. Jahrhunderts datirend. Die oberhalb in der
Mitte angeordnete Waffengruppe enthält nebst bereits
vor Augen gekommenen Hieb- und Stangen' warten
einen schweren Rosskopf von dem Rosszeuge zu
einem Maximilians-Harnische mit vergitterten Augen-
löchern. Deutsch, um 1510,
Im Kasten XI, vor dem Fenster:
178 - Karl, Herzog von Bourbon. {1489^1527.)
Helm und Rundschild, blank, mit gravirten und ver-
goldeten Strichen und figuralen Emblemen. Am Schirme
des ersteren die Aufschrift : »A BIA ■ RESPET ■ AL -TVO ■
H ONO RE. « Die figuralen Darstellungen enthalten
Samson, Nessus und Dejanira, ferner Jagdscenen. Der
Rundschild unterhalb besitzt sternförmige Streifen.
Periode der Landsknechte.
45
Am Rande folgt das gekrönte Jerusalemkreuz mit dem
Buchstaben R wechselnd. Auf dem inneren Rund-
streifen liest man: »MATER • DEI • MEMENTO • MEI«.
Italienisch, um 1520.
179. Ein Paar Panzerschuhe mit blanken
eisernen Schuhkappen, welche Schnürlöchcr besitzen.
Um 1525.
180. Streitaxt vom Ende des XV. Jahrhunderts.
181. Innenseite des Rückenthciles eines ita-
lienischen Korazins von ca. 1520.
182. Schwert sammt Scheide aus vergoldetem
Silber, nebst einem reichen, golddurchwirkten Gehänge
von der typischen Form der geweihten Schwerter,
welche die Päpste an Fürsten zu verleihen pflegten,
die sich im Kampfe mit den Ungläubigen Verdienste
erworben hatten. Die Klinge, ebenso die Scheide tragen
wiederholt das Wappen der della Rovere und die In-
schrift: »IVLIVS • (il.) PONT * MAX • ANNO • VII. (1510.)«
Bemerkenswerth sind die schönen Emails auf der
Scheide wie am Beschläge des Gehänges. Vermuthlich
eine Gabe des Papstes an Kaiser Maximilian I.
183. Streitkolben des Matthäus Lang, Erz-
bischofs von Salzburg, von vergoldeter Bronze mit
Einlagen von getriebenem Silber und translucidem
Email. Gehört zur Ausrüstung von Nr. 146. Um 1515.
184. Gemeiner Landsknechtdolch sammt
Scheide, mit rohen Einlagen in Bein. Um 1525.
185. Sogenannter Laternenschild mit Klingen-
fänger und bewehrtem Eisenhandschuh. Sie wurden
von den italienischen und spanischen Fusssoldaten
unter Karl V. bei nächtlichen Ueberfallen geführt. Die
zugehörige Hornlaterne ist abgängig. Um 1525.
4 6
Saal XXVI. Periode der Landsknechte.
186 . Kleiner Streithammer, mit Hochätzungen
geziert und theils vergoldet. Um 1530.
187 . Kleiner Faustschild mit gothisirenden
Auflagen und einfachem Klingenfängerring. Um 1500.
188 . Kleine Streithacke mit Hochätzungen.
189 . Streitkolben.
190 . Kleiner Streithammer von blankem Eisen.
Italienisch.
191 . Unterer Theil einer sogenannten eng-
lischen Armrustwinde«. Auf dem System des
Flaschenzuges beruhend. Um 1530.
192 . Ein Paar Steigbügel von einer ungarischen
Pferderüstung. Um 1500.
In der Ecke rechts vom Eingänge:
193 . Wolf Dietrich von Embs, Freiherr von
Hohenembs, Feldoberst. (1506—1536.) Halber blanker
geriffelter Harnisch. Oer burgundische Helm besitzt
ein Schembartvisir. Der Harnisch ist nicht nach 1525
geschlagen.
194 . Ungarische Tartsche, blank, mit meister-
haften Darstellungen in Schwarzätzung im Stile der
fränkischen Schule. In der Mitte die Flammen aus-
strahlende Sonne, in den Ecken zwischen stilisirten
Wolken die vier Winde» Unterhalb der Tod, reitend.
Die Darstellung erinnert an die apokalyptischen Reiter
A. Dürer’s. Um 15*0.
195 . Sattel mit Bezug aus rothem Leder, welches
mit feinen Ornamenten in Gold und Silber bemalt ist.
Er stammt vermutlich aus dem Besitze Kaiser Maxi-
milians I. Um 1510.
SAAL XXVII.
Saal Karl V
Links vom Eingänge beginnend und den Saal nach dieser
Richtung vollständig umschreitend.
Wand I.
Unten längs der Wand:
196 . Johann Friedrich, Kurfürst von Sach-
sen. (1503 -1554.) Ganzer geriffelter und geschwärzter
Harnisch mit blanken, schwarz geätzten Zügen, mit
figuralen Verzierungen von gewandter Hand. Unter
den Ornamenten findet sich das nebenstehende Aetz-
maler-Monogramm /^\ (Mathias Gerung?). Dabei
ein zugehöriger Rosskopf mit Mähnenpanzer (Kanz).
Fertigungsjahr um 1527. Kam 1585 in den Besitz des
Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
197 . Philipp der Grossmüthige, Landgraf
von Hessen. (1504—1567.) Ganzer Feldharnisch,
theilweise getrieben und mit schönen, kräftig gezeich-
neten, schwarz geätzten Strichen geziert. Auf dem
oberen Brustrande findet sich die Jahreszahl 1534.
198 . Ruprecht von der Pfalz. (Gest. 1504.)
Vollständiger geriffelter, sogenannter Maximilians-
Harnisch, für Mann und Ross zum Feld- und Turnier-
4 8
Saal XXVII.
gebrauch, theilweise getrieben und mit in Goldschmelz
gezierten Rändern ausgestattet. In den alten Inventaren
ist dieser Harnisch Ruprecht von der Pfalz zuge-
schrieben und mit dem gleichnamigen römischen
Könige (1352 — 1410) verwechselt. Auch in Schrenckh’s
Heldenbuch ist diese Verwechslung übergegangen. Er
gehörte aber ohne Zweifel jenem Ruprecht von der
Pfalz , dem Zeitgenossen und Gegner Maximilian I. ?
der durch seine Fehde um das Erbe Bayerns bekannt
ist. Die Form des Harnisches stimmt auch genau mit
seiner Lebens periode,
199 . Alessandro Vitelli, Feldherr. (Gest. 1556.)
Kragen, Brust- und Rückenstück nebst Beintaschen
eines Prunkharnisches, blank, mit vergoldetem Aetz-
werk auf schwarzem Grunde, mit zahlreichen figuralen
symbolischen Darstellungen und heraldischen Em-
blemen, Unter den letzteren findet sich der einköpfige
Adler nebst dem Wappen der Vitelli und Medici. Auf
der Brust liest man die Aufschrift »Fidel io«, ferner
A * D etc. Italienisch, um 1520,
200 . Friedrich III,, Graf von Fürstenberg
und W' erdenberg. (1496—1559.) Ganzer blanker
Feldharnisch, mit schwarzgeätzten Zügen. An den
Hinterflügen findet sich der Spruch : »ZVM • KUCK -
MIT - FRET * WIE ■ GOT * WIE. * Ferner am oberen Brust-
streifen die Jahreszahl 15dl. Er führt als Plattner-
z eichen den Buchstaben W. (Vermuthlieh Wilhelm von
Worms der Aeltere von Nürnberg,)
201 . Francesco von Castelalto, Befehlshaber
in Tirol. (Gest. 1550.) Halber blanker Feldharnisch,
Deutsch, um 1525. Er trägt das gleiche Plattner-
zetchen wie der vorige Harnisch Nr. 200.
Saal Karl V.
49
202. Moriz, Kurfürst von Sachsen. (1521 —
1553.) Halber blanker Feldharnisch von den um 1540
gebräuchlichen Formen. In der geschlossenen Sturm-
haube prägen sich bereits ungarische Formen aus. Kam
von Kurfürst August I. von Sachsen 1585 als Geschenk
in den Besitz des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
203. Caperation, aus Stahlplatten, durchbrochen
gebildet und mit rothem Sammt überzogen. Es ist
dies eine jener sechs in der Sammlung noch befind-
lichen Pferdeausrüstungen, welche dem Vermuthen
nach aus dem Besitze Kaiser Ferdinands I. stammen
und später in den erblichen Besitz des Erzherzogs
Ferdinand gekommen sind. Deutsch, um 1550.
204. Spetum oder Friaulerspiess mit originalem
Schafte.
205. Blanker Landsknechtharnisch mit
Sturmhaube aus der Zeit Kaiser Karls V.
Am Pfeiler gegenüber der Wand:
206. Wilhelm von Roggendorf, Feldhaupt-
mann, Mitvertheidiger Wiens 152g. (1481 — 1541.) Hal-
ber blanker schwarzgeätzter Landsknechtharnisch, in
dessen Form die »verhaute« Haustracht der Zeit nach-
geahmt ist. Derselbe bildete einen Theil einer grossen
Harnischgarnitur, von welcher nur wenige Stücke mehr
existiren. In der Sammlung waren jedoch nie mehr als
die gegenwärtigen vorhanden. Die zugehörige Lands-
knechthaube fehlt, der Helm gehörte zum Feld-
harnische derselben Garnitur. Deutsch, um ca. 1515.
207. Georg von Frundsberg, oberster Feld-
hauptmann, der Vater der Landsknechte. (1475—1528.)
4
5o
Saal XXVII.
Halber blanker Fe Id harnisch ohne Achseln und Helm.
Deutsch, um 1515*
Im Kasten I gegenüber der Wand:
208- Geschlossene Sturmhaube mit Sonnen-
schirm, blank, mit geätzten und vergoldeten Ver^
zierungen. Deutsch, um 1525.
209, Ein Paar Steigbügel von vergoldetem
Messing, mit schönen Reliefs in italienischer Renais-
sance. Italienisch, um 1520.
210. Steigbügel aus vergoldetem Messing, mit
schönen Verzierungen in italienischer Renaissance.
Italienisch, um 1525,
21t. Ein Paar Panzerhandschuhe, blank, mit
geätzten und vergoldeten Rändern. Italienisches Muster,
deutsche Arbeit, um 1540.
212, Kleiner Streithammer* Derselbe gehörte
dem Herzoge von Urbino, Francesco von Rovere-
Montefeltre. (1401—1538,) Italienisch , um 1530.
(Siehe Nr, 33 o.)
213. Streithammer, mit schönen Nieüover-
zlerungen am Handgriffe. Um 1520.
214 Bruststück eines italienischen Kora~
zins. r6, Jahrhundert, Anfang.
215. Laternenschild von geschwärztem Eisen,
mit Klingenfängerring, Degen brecher und bewehrtem
Handschuh. An der Innenseite ist die Laterne und
die originale Fütterung noch erhalten. Italienisch,
um 1530.
216. Kurzer Büchsenlauf von Eisen, mit ge-
schnittenen Verzierungen.
Saal Karl V.
5 I
217. Streithacke, mit schönen Verzierungen in
Goldschmelz. Zum Harnische des Ruprecht von der
Pfalz (Nr. 198) gehörig.
218. Streithammer von Eisen, mit äusserst
fein mattirten Verzierungen.
219. Armschild mit bewehrtem Handschuh aus
geschwärztem Eisen. Italienisch, um 1530.
220. Theile eines Korazins mit Ueberzug
von schwerem Golddamast.
221. Armrust mit Stahlbogen und freischwe-
bender Nuss. Italienisch, XVI. Jahrhundert, Anfang.
222. 223. 224. 225. Vier sogenannte deutsche
Armrustwinden zum Spannen der Sehnen. Sie
tragen oberitalienische Marken, XVI. Jahrhundert,
1. Hälfte.
Am andern Pfeiler.
226. Conrad von Bemelberg, Landsknecht-
führer. (1494—1567.) Halber Landsknechtharnisch, mit
geätzten, theils schwarzen, theils vergoldeten Zügen
und figuralen Emblemen. Auf der Brust ist der Hei-
land am Kreuze dargestellt. Zwischen den Ranken er-
blickt man das Monogramm des Aetzmalers A • G, viel-
leicht des Iliuministen Albert Glockendon. (Gest, nach
1556.) Auf der Haube findet sich das Plattnerzeichen,
auf der Brust das folgende Zeichen. Ersteres 1
gehört dem berühmten Nürnberger Plattner
Valentin Siebenbürger, letzteres dem Schwiegervater
desselben, dem nicht minder bedeutenden Plattner
Wilhelm von Worms den Jüngeren (gest. 1539). Der
Harnisch datirt von ca. 1532. Conrad von Bemelberg
%
52
Saal XXVJl.
ist in diesem Harnische in einem Oelgettiälde von
Petrus Dorisy in Augsburg 1582 abgebildet, das in den
kaiserlichen Sammlungen befindlich Ist,
227 , Caspar von Frundsberg, Fe Id haupt-
mann- (ca. 1501—1536,) Blanker Lands knechtharnisch,
mit geätzten und vergoldeten Verzierungen und Em-
blemen, Derselbe tragt die Jahreszahl 1527*
Wand IL
Unten längs der Wand;
228 - Brust und Rücken sammt Schössen
eines Landsknechtharnisches.
229 , Heinrich der Jüngere, Herzog von
Braunschweig, (1489—1568,) Halber geschwärzter
Harnisch mit blanken und geätzten Strichen. Der
Helm mit Sonnenschirm ist ein Mittelding zwischen
Helm und Sturmhaube, Auf der spitz vo f getriebenen
(Tapul-) Brust erblickt man den gekreuzigten Erlöser*
vor welchem ein Mann 111 der Tracht der Landsknechte
kniet. Im Querstreifen liest man den Spruch: »HERE*
MINE -T1DT * STEIT * IN - DINEN - H ENDEN - ERREDDE *
MI «VAN • DEN « DE« Ml «VOR «VOEGEN * PSALM * DAVIT,«
Niederdeutsch, um 1540,
230 Halber blanker Landsknechtharnisch
mit Sturmhaube. Deutsch, um 1530,
231 « Ulrich, Herzog von Würtemberg.
(1487—1550.) Halber geschwärzter Feldharnisch, mit
blanken Strichen von ungewöhnlich starken Dimen-
sionen, Derselbe datirt aus den letzten Lebensjahren
des Herzogs.
Saal Karl V.
53
232- Caperation von rothemSammt, wie Nr. 2o3.
233. Heinrich von Rantzau, Feldoberst.
(1526—1599.) Halber gebläuter Harnisch mit geätzten
Verzierungen. Auf der Brust Christus am Kreuze mit
Maria und Johannes, auf dem Rücken der Sündenfall
in vergoldeter Aetzarbeit. Auf dem oberen Brust-
streifen liest man die Inschrift : » GOT- BEHYT- NICHT*
MEHR • DEN • LEIB • SEHL - UND • E - R.« Arbeit von
ca. 1550.
234. Brust, Rücken und Beintaschen eines
Landsknechtharnisches, mit Nürnberger Marke,
um 1530.
235. Caperation von rothem Sammt, wie
Nr. 203 und 232.
236. Brust und Rücken eines Landsknecht-
harnisches, mit der Marke von Nr. 200 und 201. Um
I535-
237. Gian Giacomo von Medici, Markgraf
von Marignano. (1498 -1555.) Geschobenes Brust-
stück mit Beintaschen, sogenannter »ganzer Krebs«,
geschwärzt, mit blanken, rund gezackten Fürfeilen.
Italienisch, um 1530. (Siehe auch Nr. 246.)
238. Caperation von rothem Sammt, wie
Nr. 203, 232 und 235.
239. Cosimo von Medici, der Grosse,
Grossherzog von Florenz. (1519— 1547.) Halber
blanker Harnisch von ca. 1540.
240. Brust und Rücken eines Reiterhar-
nisches, mit steifen Beintaschen. Deutsch, um 1530.
241. Halber Landsknechtharnisch aus der
Zeit des schmalkaldischen Krieges. Am Oberrande
der Brust zeigen sich geätzte Verzierungen, darunter
54
Saal XXVIL
erblickt man die Abbildung zweier Landsknechte. Der
Harnisch trägt den Nürnberger Besthau Stempel,
242 , Brust und Rücken eines Reiterhar-
nisches mit geschobenen Beintaschen. Deutsch, 11m
1540.
Am Pfeiler gegenüber:
243 - Fernando Alvarez, Herzog von Alba,
(1508— 1583.) Halber blanker geschobener Harnisch
(ganzer Krebs) mit vergoldeten Aetz streifen. Auf der
Brust erblickt man den Erlöser am Kreuze * vor
welchem ein Geharnischter kniet , auf dem Rücken
die heil, Barbara, Nach vergleichenden Studien in
einem alten Plattnereodex ist der Harnisch ein Theil
einer completen Harnischganiitur, von Desiderius
Helmschmied, um 1560 gefertigt.
Im Kasten II:
244 . Geschlossener Helm, blank, mit ge-
ätzten und vergoldeten Rändern, um 1547.
245 . Ein Paar Panzerschuhe ohne Kappen.
246 . Gian Giacomo von Medici, (1498^1555.)
Ründschild mit aus freier Hand geschnittenem und
getriebenem Leder. In den plastischen, bemalten und
tbeils vergoldeten Emblemen finden sich Thiere dar-
gestellt mit lateinischen Bandinschriften oberhalb der-
selben, welche sich auf deren Eigenschaften beziehen.
Dazwischen finden sich menschliche Figuren, welche
den deutschen Reichsadler, die Muschel und die Lilie
in Händen halten. Im Innern zeigen sich Jagddar-
Saal Karl V,
55
Stellungen; in der Randeinfassung wechselt die
Muschel, der Hahn und die Lilie, Italienisch, um
1530. (Siehe auch Nr. 237.)
247. Deutsche Armrust mit Stahlbogen, die
Nuss läuft im Faden. Der Abzug besitzt Stechvor-
richtung.
248- Spangenvisir, mit vergoldeter Aetzung
geziert.
24£h Schwert. Der Griff, mit Korb von grauem
Eisen, ist in Gold und Silbertausia geziert. Die weit
ältere ßrescianer Klinge zeigt Spuren von Äetzungen,
250. Kurzschwert* Der Stahlgriff, mit vergol-
deter Aetzung geziert, zeigt orientalische Formen, die
Klinge ist an der Angel mit Aetzwerk geziert. Ita-
lienisch, vielleicht venetianisch, um 1520.
251. Kalend erschwert. Der Griff ist jünger
wie die Klinge. Auf letzterer ist ein vollkommener
Kalender geätzt, der auf jeder Seite sechs Monate
enthält. Die beweglichen Feste sind für die Jahre 1533
bis einschliesslich 1542 berechnet.
252. Ochsenzunge. (Anelace, Pistos, in Italien
auch cinque dea [dita] genannt). Die Klinge zeigt
gravi ne figurale Darstellungen von gewandter Künstler-
hand, nebst lateinischer Inschrift. Italienisch, um
1520.
253. Kaiser Karl V* Der Griff' ist in zarter
Goldtausia geziert. Auf der Klinge ist an beiden Seiten
der Kalender des Jahres 1530 geätzt. Gegen die Spitze
zu finden sich folgende Inschriften ; »CAROLVS * ROMA-
NORVM ■ SEMPER * VLTRA - 1530 • AMRROSIO - GEM-
LICH - DE - MONACO.« Auf der andern Seite der
Spruch: »SI - DEVS - N'OBISCVM etc.« Einer Tradition
56
Saal XXVII.
nach bediente sich der Kaiser dieses Degens auf dem
Reichstage des obigen Jahres in Augsburg.
254 , Haudegen. Der Grift' aus Bronze
S ist meisterhaft geschnitten. Die zweischnei-
dige Klinge tragt als Marke den gekrön-
ten Mohren köpf und den Namen MÄTINNI •
ANTANNL
255 - Courtelas (cottclaggio, Krummschwert,
Malchus). Die Ferrareser Klinge besitzt abgesetzte
Hohlschliffe. Italienisch, um 1530.
256 - Sturmhaube, mit schwarzem Sammt über-
zogen.
257 . Dolch, bei Grosspechlarn aus der Erde
gegraben. XVI. Jahrhundert, Mitte.
258 . Morion, blank, mit vergoldeter Aetzung
geziert. Am Kamme erblickt man das Wappen der
venetianischen Patricierfamilie Da Mula. Italienisch,
um 1550.
259 Ein Paar Steigbügel, in vergoldeter
Aetzung verziert,
260 . Faustrohr und Puffer Erzherzog Fer-
dinands von Tirol mit silberbeschlagenen, mit figu-
ralen Reliefs gezierten Schäften, im Geschmacke der
o b e rdeuts c hen S chu 1 e , be zeichne t 1555. DerErz her zog
führte dieselben im Sattel bei seiner Hochzeitsfeier
mit Herzogin Anna von Mantua, 158z.
261 . Faustrohr, ganz ähnlich dem vorigen und
von demselben Meister. Es trägt das Monogramm H. S.
und die Jahrzahl 1555. Auf der Kappe zeigt sich das
Wappen des Burggrafe nt hu ms Meissen mit den Ini-
tialen; »H • B * Z ■ M ■ D * J.*, d. i. Heinrich (VH.),
Burggraf zu Meissen, der Jüngere. (1536—1572.)
Saal Karl V.
5 7
262. Steigbügel aus gegossener Bronze, mit
figuralen Reliefs und der Darstellung des Herkules und
der Dejanira, angeblich von Franz I., König von Frank-
reich, herrührend. Ein beigefügter Pergamentstreif ent-
hält die Inschrift, dass derselbe weiland Sr. Majestät
dem Kaiser Franz I. von dem Staatsminister Grafen
von Metternich 1810 verehrt wurde.
263. Linker Handschuh, mit Klinge und
Degenbrecher bewehrt, aus geschwärztem Eisen. Ita-
lienisch, um 1540.
Kasten III.
264. Zischägge oder ungarische Sturmhaube,
mit geätzten Verzierungen und vergoldet. Deutsche
Arbeit, um 1550.
265. Ein Paar Steigbügel, aus Bronze gegossen,
mit reichen, durchbrochenen Verzierungen in ita-
lienischer Renaissance. Um 1550.
266. Morion, mit geätzten Verzierungen und
vergoldet. Die etwas bizarre Form desselben ist ita-
lienisch, die Aetzmalerei deutsch. Um 1550.
267. Deutscher Dolch. Die Klinge, von beson-
derer Schönheit, besitzt sogenannte »Giftzüge«. Die-
selbe zeigt an jeder Seite sieben tiefe »Blutrinnen«,
welche der Quere nach fein durchlöchert sind.
Um 1560.
268. Deutscher Dolch. Knauf und Parirstangc
sind vergoldet und punzirt. Die schwere Klinge trägt
figurale Darstellungen, darunter ein Greif mit einem
Schwert in der Pranke. Ueber beide Seiten verbreiten
58
Saal XXV 11 .
sich die Inschriften; »STECH • NICT • WEN • STECH •
NICHT • VEM ■ SCHAW • THV ■ NICHT • DAS • DIR •
GERAW ■ VERBORGEN • GLVKE • ERFREVET • MICH -
HALT ■ MAS • GEDENKS ■ ENDE • — JN • DEINEN •
NODT • BRAVCH ■ MICH ■ ÄSER ■ WOL ■ BEDENCKT ■
DICH«, ferner »ALLEN • DENEN • DIE • MICH ■ KENNEN •
DAS ■ GEB ■ GOTT - WAS ■ SIE • MIR • GOENNEN • FIDE •
SED ■ ANTE • VIDE • CVI • TVTO • F 1 DERE • POSS •
LABOR ■ ET • DOLOR ■ NIHIL -SEMILIVS-EST -INSANO ■
QVAM * EBRIVS.« Um 1560.
269 - Dolch summt Scheide. Der Griff von Horn
ist mit aufgelegter Filigranarbeit geziert. Die Klinge
zeigt an der Angel ein in orientalischem Geschmacke
gezeichnetes Ornament in Silbe rtausia.
270 - Essbesteck, bestehend in zwei ineinander
zu steckenden Messern. Die Griffe sind in feiner Gold-
tausia geziert. Italienisch, um 1560.
271 . Reisebesteck in sammtener Scheide* Das-
selbe enthält zwei Messer und einen Pfriemen, der
Grift des letzteren ist ab zu schrauben und enthält eine
stählerne Schreibfeder, Italienisch , um 1560,
272 - Springdolch, dessen Klinge durch einen
Druck auf eine Feder sich spaltet, um nach dem Stosse
die Wunde zu vergrössern.
273 . Kaiser Karl V. (1 500 — 1558*) Schwert,
Der Griff ist aus vergoldeter Bronze, Die schmale
t Klinge, welche den gekrönten Mohrenkopf
als Zeichen trägt (ähnlich wie Kasten II,
Nr. 254), ist mit gravirten Inschriften und Em-
blemen ausgestattet* An der Vorderseite zeigt
sich das Brustbild des Kaisers, dabei liest man die
Worte: »IM ■ CAES * CAROLUS * V- SEMP * F * AUGUST -
Saal Karl V.
59
AN-AET*XXX.« An der Rückseite erblickt man die
»Säulen des Herkules« mit dem Wahlspruche: »PLUS-
ULTRA«, ferner die Inschrift : »FUN DATORI ■ QUIETIS ■
MDXXX.«
274 . Schwert des Kriegsobersten Georg von
Frundsberg. (1475—1528* Siehe Nr* 207.) Der Griff
ist in Eisen geschnitten, theils vergoldet, theils mit
perlenartig aufgeschlagener Silbertausia geziert* Auf
der Klinge , welche das
Passauer »Wolfszeichen«
führt, liest man die Verse :
^Herr Jorg von Fron sp erg
wohlbekanndt , Hatt mich
geführt durch manches Lande* In d re y zehn Schlach-
ten wohlgemueth, Vergossen wir vihl Feindesblutt« ?
weiters auf der Rückseite: »Von Frantzosen, Ungarn^
Tartarn und Türkhen, deren wir theten vihl erwürgen*
Jetzund Ich mich zum Friden kehr. Weil Thomas
Moll ist ietzund Herr*« Der Charakter der Schrift
ist aus der Wende des XVI* Jahrhunderts*
275 Philipp I* der Schöne, König von
Castilien. {1478—1506,) Schwert* Der Griff von ver-
goldetem Messing ist durchbrochen gearbeitet. Auf der
schönen Klinge zeigen sich die Wappenfiguren des
Hauses Rovere-Montefeltre, möglicherweise des Guido-
baldl*, Herzogs von Urbino (gest, 1508), oder des Papstes
Julius II. (gest. 1518)- Italienisch, um 1506. Dabei die
Scheide und das Schwertgehänge, dessen Beschläg-
t heile noch original sind.
276 - Schwert, ganz ähnlich dem vorigen, mit
Spuren von schönen figuralen Verzierungen auf der
Klinge* Italienisch, um 1500.
ßo
Saal XXV 11.
277. Breitschwert- Der Grift ist mit Perlmutter
geziert* Die Klinge enthält vergoldetes Ae tz werk, mit
welchem von gewandter Hand Phantasiefiguren dar*
gestellt sind. Italienisch, um 1500,
278 , Kaiser Maximilian I. ^459—1519.)
Schwert* Knauf und Griff sind aus Elfenbein, mit
vergoldetem Kupfer belegt; ersterer enthält die nach-
stehende Bandinsehrift in Fracturiettern: . gen |
rtrir | mit | ria | m [mm ■ fitn«, an der inneren Seite :
»fl * mu ttrr , 90 ] tfes j hilf | f ... anm - M ■ ■ am ■ tn'b *
mrirt - amen.« Auf der Klinge erblickt man in ver-
goldeter Gravirung die Heiligen Andreas, Georg, Mi-
chael und Romanus,
279 und 280 . Zwei Runkas (Ronsards), die
eine in feiner Gold- und Silbe rtausia, die andere in
vergoldeter Gravirung ausgestattet, die Schäfte mit
Samnit überzogen und mit vergoldeten Nägeln besetzt.
Dieselben sind derart eingerichtet, dass die Ohren
zusammenzuschieben und die Schäfte umzulegen sind,
um die Waffe leichter verpacken zu können. Sie
dienten als Trabanten waffen, wahrscheinlich am Hofe
Kaiser Karls V, Italienisch, um 1535,
281 . Eiserne Larve, ein Strafwerkzeug* XVI,
Jahrhundert, Anfang,
282 Ochsenzunge, ähnlich Nr, 252 (Kasten II),
jedoch mit un verzierter Klinge.
283 , Burgundischer Helm mit Visir, welches
JlSjjJ in Form einer Fuchsschnauze vorgetrieben ist,
blank, mit vergoldetem Aetzwerk geziert.
Aus den am Kamme dargestellten Wap-
penschildern ist zu entnehmen , dass
dieser Helm Kaiser Ferdinand L (1503
Saal Karl V.
6 !
— 1564) angehörte und vor 1527 geschlagen wurde.
Im Nacken zeigt sich der Stempel des Innsbrucker
Plattncrs und von 1555 an kaiserlichen Harnisch-
meisters Jörg Seusenhofer.
284. Armrust mit hölzernem Bogen. Die Nuss
läuft im Faden. Sie besitzt keine Stechvorrichtung.
Deutsch, um 1520.
285. 286. 287. 288. Vier deutsche Arm-
rustwinden von verschiedener Einzelzusammen-
setzung. Interessant ist die zuletzt hängende, welche
ein Zifferblatt besitzt. IJm 1530.
Am Pfeiler im Glaskasten.
289. Niclas Graf Zrinyi, Banus von Croa-
tien (gefallen 1566). Ungarische Sturmhaube, so-
genannte Zischägge, mit in Gold geschmelzten Ver-
zierungen auf gebläutem Grunde. Säbel mit schwarz-
sammtener Scheide. Auf der Kappe des Griffes ist das
Wappen der Zrinyi cingravirt. Ein Hermelinpelz von
italienischem Damast. Das Inventar von 1583 sagt
darüber: »Sein ungrischs schuppinzerle von goldt und
weissen seiden tamaschganicrt, innwendig mit härmele
fuetter gefüettert.« Sturmhaube und Säbel um 1550.
Wand III.
Unten, längs der Wand.
290. Karl Freiherr von Zierotin, Feldhaupt-
mann. (1509—1560.) Unvollständiger geschobener Har-
nisch, sogenannter »ganzer Krebs«, ohne Helm. Ge-
Ö2
Saal XXVII,
schwärzt* Dabei eia Unterbeinzeug mit kurzen Unter-
diechlingen. Um 1540,
29 L Spetum mit originalem Schafte*
292 . Caperation von rothem Sammt wie
Nr. so 3 , 282, 235 und 238 *
293 . Adam Gail Ritter, Kriegs oberst* (1507
—1574.} Ganzer Krebs, ohne Helm, blank. An der
Vorderseite der Brust liest man folgende Inschrift :
»ADAM * GALL * RITTER«, ferner die Buchstaben:
*H- * 1 - B ■ M • D * D - K-. G ■ S - M • M. « >)
294 . Runka mit originalem Schafte,
295 Kaiser Ferdinand I* (1503—1564.) Har-
mschgarnitur, bestehend aus zwei Feldharnischen und
einigen Wechsel- und Verstärkungsstücken. Blank,
mit schwarzgeätzten Strichen* Am Rücken des einen
zeigt sich der römische Königsadler, auf der Schuh-
kappe des andern der Königsadler und der böhmische
Löwe. Ferdinand trug diesen Harnisch in dem Kriege
gegen den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen,
1547. Arbeit des Plattners Jörg Seusenhofer in Inns-
bruck von 1537. (Siehe auch Kasten IV, NT. 3 z 6 *}
296 . Turnier harnisch, blank, mit schwarz
geätzten Strichen. Deutsch, um 1550* Er
^ trägt die Marken des Nürnberger Platt-
” ners Wilhelm von Worms des Jüngeren*
Auf der andern Seite der Mittel thür.
297 . Kaiser Ferdinand I* (1503—1564.) Grosse
vollständige Harnischgarnitur, bestehend aus zwei
!) Heilige Jungfrau beschütze mich durch deine heilige
Gnade, siehe mein Mühsal,
Saal Karl V.
63
Turnierharnischen, einem Harnisch für den Fuss-
kampf, einem Feldharnische und einem Trabharnische.
Sämmtliche mit gleichen Dessins, einem Geflechte von
Rosenblättern geziert. *) Vier der Harnische sind in
vergoldeter Actzung ausgestattet und zeigen die Kette
des Vliessordens, einer der Turnierharnische trägt den
gleichen Dessin, blos in Schwarzätzung. Deutsch,
vielleicht Dresdner Arbeit des Hans Rosenberger,
um 1560.
298. Ganzer Feldharnisch mit getriebenen,
geätzten und vergoldeten Strichen. Derselbe trägt den
Augsburger Stempel (den Pinienapfel). Dabei befindet
sich eine zugehörige Doppclbrust, ferner eine schön
geätzte Tartsche für das sogenannte Realgestech.
Am Pfeiler gegenüber.
299. Niclas III., Graf von Salm-Neuburg
(gest. 1550). Halber blanker Harnisch mit geschobener
Brust, geätzt und reich vergoldet. Auf der Brust zeigt
sich die Collane des Vliessordens, darunter der ge-
kreuzigte Heiland. An den Folgenrändern liest man
die Inschrift: »MEMENTO *MORI*A • 0-1542 •D(omine) •
*) Daher die üblich gewordene Bezeichnung: »Die
Garnitur mit den Rosenblättern.« Von dieser Garnitur, welche
im Zeughause zu Wien sich befand, sind bei einer der in
der Einleitung erwähnten Beraubungen der Sammlung werth-
volle Stücke abhanden gekommen; so figurirt der zugehörige
Rossharnisch im Zeughause zu Berlin, einige andere Stücke
in der kaiserl. Waffensammlung zu Tsarskoe-Selo, einzelne
sind im Privatbesitze.
6 4
Saal XXVII.
M (iserere) - M (ei) * Q (uum) - P (er) * T (uam) * M (iseri-
cordiam) ■ SALVABIMVR - RESPICE - FINEM.« Der Har-
nisch ist schon seit 1583 in der Sammlung.
300. Sebastian Scherdin von Burtenbach,
kais. Feldmarschall. (1495 — 1577*) Blanker Landsknecht-
harnisch, mit meisterhaft verzierten ornamentalen
Strichen im Stile der oberdeutschen Klein meister.
Um 1540.
Kasten IV.
301. Sturmhaube eines kaiserlichen Trabanten,
mit reicher Ausstattung in Gold- und Silbertausia. Die
Glocke war ehemals mit orange gelbem Sammt über-
zogen. Mailändisch, um 1550.
302. Ein Paar Panzerschuhe, zum Lands-
knechtharnische des Lazarus Schwendi (Pfeiler Nr. 33 1)
gehörig,
303- Rund Schild, blank, in vergoldeter Aetz-
arbeit reich geziert und mit Edelsteinen besetzt. Die
Fütterung ist original.
304. Armrust mit Holz bogen und v erbeinte r
Säule. Deutsch, um 1560.
305. Linke Achsel eines blanken Harnisches,
mit schwarzgeätzten Verzierungen aus gestattet.
306. Ein Paar Faustrohre mit verbeinten
Schäften. Bez. 1567.
307. Haudegen mit Schiess Vorrichtung.
308. Schwert mit reichgeziertem Knaufe in
Silbertausia. Das Uebrige am Griffe ist eine spätere
Zuthat. Die Klinge trägt den Namen des berühmten
Belluneser Klingenschmiedes Andrea Ferrara.
Saal Karl V.
65
309. Lange Wurf hacke. Das
reich in Silbertausia gezierte Beil zeigt
den Stempel des Verfertigers und die
Jahrzahl 1573 .
310. Prunkschwert mit reich gezierter Scheide.
Griff und Scheidenbeschläge in vergoldeter Bronze.
Auf dem Knaufe sind in einem Medaillon die Buchstaben
S • R eingeätzt. Am Mundbleche der Scheide erblickt
man die allegorische Gestalt der Demuth, darüber in
einem Täfelchen die Buchstaben: »M -HZ- G.« Die
Gesammtform ist ungarisch, um 1565 .
311. Streitkolben mit eisernem geschnittenen
Stiele. Italienisch, um 1560 .
312. Prunkschwert. Der reich gezierte Griff
ist aus vergoldetem Silber. Die
weit ältere Klinge zeigt den
Passauer »Wolf« und einen
schräg getheilten Wappen-
schild in Tausia. XVI. Jahrhundert, 2 . Hälfte.
313. Streitkolben, gleich wie Nr. 3ii.
314. Schwert. Der Griff von Eisen ist gepunzt
und vergoldet. Die Klinge ist mit rohen eingehauenen
Verzierungen ausgestattet. Darunter eine Hand mit
einem Türkensäbel, ferner liest man die
Buchstaben I H S und die Jahrzahl 1560 .
315. Schwert mit in Gold
und Silber tauschirtem Griffe. Die
Mailänder Klinge trägt den Stem-
pel V • F. Gm 1560 .
316. Schwert mit Schiessvorrichtung. Der Griff
ist in zarter Tausia geziert. Italienisch, um 1560 .
56 °. I
66
Saat XXVII.
317. Kleines Faustrohr, doppelläufig, söge-
nannter »Doppelfauster«. Die Eisentheile sind reich
geätzt und theilweise vergoldet. Der gerade Schaft ist
mit Bein eingelegt. Um 1565.
318. Gemeiner Streitkolben. Italienisch.
319. Geschlossener Helm, mit schwarz ge-
ätzten Strichen geziert.
320. Ein Paar Panzerschuhe, zum Harnische
des Antonio von Leiva (Pfeiler Nr. 33 z) gehörig.
321. Jablonsky. Geschwärztes Rückenstück
eines Harnisches mit breiten blanken Kehlungen. Das
Inventar von 1596 bemerkt darüber nur: »Das rugg-
stuckh von Jabions khj,<t Die Tradition sagt, die obge-
nannte Persönlichkeit habe im vollen Harnisch einen
Schuss in den Rücken erhalten, ohne dass das Rücken-
stück verletzt worden wäre.
322- 323- 324. Zwei Paare und ein einzelner
Sporn aus geschnittenem Eisen, mit Spuren von Ver-
goldung. Italienisch, um 1565.
325. Schildchen von einer Rossstirn, mit
dem Emblem der Lilie. Geätzt und vergoldet. Um
* 55 °-
326. Harnischröekchen aus schwarz gefärbter
Schafwolle, zur Harnischgarnitur des Kaisers Ferdi-
nand I, (Wand UI, Nr. 295) gehörig.
327. Linkes Armzeug von einem Harnische,,
mit Spuren von geätzten Verzierungen, Deutsch, um
328. Faustrohr. Lauf und Radschloss sind in
schöner Gold- und Silbertausia geziert. Der Schaft mit
Auf- und Einlagen in Silber, Die Afterkugel stellt
einen Tigerkopf dar. Deutsch, um 1545.
Saal Karl V,
67
329 . Faustrohr* Die Eis ent heile sind geätzt
tmd vergoldet, auf dem Laufe ist der Erzengel Raphael,
ferner der Tod dargestellt, der eine Jungfrau mit sieh
nimmt. Daneben die Worte : »Tempvs est. Du mvsst
mit mir.« Der Schaft trägt Auflagen mit Reliefs in
vergoldetem Silber. Deutsch, um 1545.
An der Sti rnseite des Kastens,
330 . Francesco Maria von Rovere-Monte-
feltre, Herzog von Urbino. (1491 — 1538.) Sturmhaube
und Brigantine (Schuppen panzer) ge-
bräunt und von getriebener Arbeit. An
der Sturmhaube ist ein gelocktes Haupt
im antikisirenden Stile nachgeahmt, an
den Backenstücken sind menschliche
Ohren ausgetrieben, Die Sturmhaube
trägt im Nacken
die Aufschrift:
»Philippi Nigro-
11 . Jac. F. Medio -
lanensis Opus
MDXXXID, fer-
ner die oben-
stehende Marke. Der dazu gehörige Streithammer
findet sich in dem Kasten I unter Nr. 212.
Am Pfeiler nebenan:
331 - Lazarus Schwendi, Freiherr von Ho-
henlandsberg, Feldhauptmann (1522—1584,) Ganzer
Landsknechtharnisch, mit breiten, schwarzgeätzten
Strichen im Stile der gleichzeitigen Niederländer
5
68
Saal XXVII,
Ornamenüsten. Sturmhaube. Brust mit stark vor-
tretendem Vorsteckbart. Um 1560. (Siehe auch Kasten
IV, Nr. 302 .)
332 , Antonio von Leiva, Feldherr Karls V.
(Gest. 1536.) Ganzer Harnisch, mit theiis schwarz-
geätzten, thelis geätzten und vergoldeten Strichen.
(Siehe auch Kasten IV, Nr. 3 ao.) Dabei eine halbe
Rossstime, eine steife Achsel und eine Sturmhaube.
Von den Schössen ist die oberste Folge abgängig.
Um 1530,
Wand IV.
Unten längs der Wand.
333 , Ferdinando Gonzaga, Herzog von
Ariano. (1507 — 1557,) Halber blanker Harnisch mit
vergoldeten Rändern. Auf der Brust ist in geatzter
Arbeit die heil. Jungfrau, auf dem Rücken die heil.
Barbara dargestellt. Um 1540.
334 , Kaiser Maximilian II. (1527 — 1576.)
Ganzer Feld harnisch blank, mit geätzten und ver-
goldeten Strichen und figuralen Darstellungen. Unter
den Aetzungen tritt die Darstellung des deutschen
Königsadlers auf, wodurch die Herstellungszeit
zwischen 156z und 1564 fiele, der
Harnisch ist aber bestimmt um zwan-
zig Jahre älter. An mehreren Stellen
erscheint das Nürnberger Beschau-
zeichen, ferner als Marke ein aufsteigender Löwe, das
Zeichen des Plattners Kunz Lochner. Dabei einige
Wechselstücke.
335 , Einzelne Theile eines Feldharnisches,
welcher ehemals in der Sammlung befindlich war.
Saal Karl V.
6g
Blank, mit theils schwarzgeätzten, theils geatzten und
vergoldeten Strichen und Rändern. Der Rest besteht
noch gegenwärtig aus einem geschlossenen Helm, einer
Helmverstärkung fürs Turnier, zwei Schuhkappen,
einem Sattel, einer halben Rossstirne, endlich einem
Rundschilde, Auf dem Schildchen der Rossstirne zeigt
sich der Bindenschild mit der Collane des Vliessordens
und die Jahreszahl 1549, auf dem Rundschild erscheint
in getriebener Arbeit Samson, mit dem Löwen kämpfend.
Der Harnisch, aus einer Augsburger Werkstätte stam-
mend, gehörte zweifelsohne Kaiser Ferdinand I.
336 Korazin mit Ueberzug aus ehemals grünem
Sammt«
337 . Leichter Rossharnisch, gefertigt für den
damaligen König Ferdinand I. im Jahre 1547 von
Jörg Seusenhofer in Innsbruck. Er ist in gleicher Form
eines Rossharnisches gehalten, welchen der genannte
Meister 1539 für den König fertigte. Letzterer war
gleichfalls in der Sammlung, wurde aber mit acht
anderen Harnischen auf Befehl Napoleons I. 1806 nach
Paris abgeführt, wo derselbe jetzt imMus^e d’ Artillerie
aufgestellt ist. Beide Rossharnische dienten bei den
Festlichkeiten 1582 zu Innsbruck, wie noch aus gleich-
zeitigen Abbildungen in den kaiserk Sammlungen zu
ersehen ist. Der Rossharnisch ist in getriebener
Arbeit und mit vergoldetem Aetzwerk geziert. Auf
dem Fürbug und den Geliegertaschen sind Seejung-
frauen und geflügelte Tri tonen dargestellt.
338 , Korazin, ähnlich wie Nr. 336 und von
gleicher Farbe.
339 - Ganzer Feldharnisch, blank, durchaus
mit feinen Riffelungen ausgestattet und mit geätzten
70
Saal XXVII,
und vergoldeten Rändern geziert. Der Harnisch stimmt
in seinen Dimensionen, seiner Form und seiner Zu-
sammensetzung so genau zu dem Harnische Karls V.
(Nr. 368, in der Mitte des Saales), dass dessen Zu-
schreibung an diesen Monarchen sich rechtfertigen
würde. Dabei einige zugehörende Stücke: ein Rund-
schild, ein Sattel und eine halbe Rossstirne, deren
Schildchen eine spätere Zuthat ist* Deutsch, um 1550.
340 , Ganzer Feldharn iseh, mit geschobenen
Schössen , Blank, mit sch war zgeätztenSt riehen * Deutsch,
um 1547* Er trägt die Marke des Nürnberger Plattners
Wilhelm von Worms jun. wie Nr. 296 (Wand III).
Zunächst der Eingangsthür,
341 , Cornelio Bentivoglio, Feldherr* (Gest, ca*
1568.) Halber Prunkharnisch, mit breiten, vergoldeten
und ornamentirten Zügen. Italienisch, um 1540.
Am Pfeiler gegenüber*
342 , Kaiser Karl V. (1500-1558*) Trab-
harnisch, mit geätzten und vergoldeten Zügen und
figuralen Darstellungen. Auf der Brust ist die Mutter
Gottes, auf dem Rücken die heil* Barbara dargestellt.
Ein kleiner Rüsthaken ist unkenntlich in die Brust
zu rückzu schieben. Das Inventar von 1596 bemerkt bei
Erwähnung dieses Harnisches: #Hats bei Ingolstat ge-
fürt.& (1546.) Dieser Trab harnisch ist einer grossen
Harhischgarnitur angehörig, welche sich in der Armeria
Real zu Madrid befindet* Auf einem Harnische der-
selben findet sich die Jahreszahl 1543.
Saal Karl V.
7»
Kasten V.
343. Degen, mit Griff aus geschnittenem Eisen,
vergoldet und tauschirt, Die Klinge trägt
die Toledaner Marke, sowie jene des
berühmten Klingenschmiedes Alonso de
Sahagun des Alten (um 1570),
344. Reit erschwert, mit Griff aus Eisen, in
feiner Goldtau sia geziert. Die weit ältere Klinge des
XIV. Jahrhunderts trägt als Zeichen den Reichsapfel.
Fassung mailändisch, um 1540.
345. Georg Castriota, genannt Skanderbeg.
(1403 — 1466.) Schwert, mit türkischer Fassung, sammt
Scheide, Die Klinge trägt Ornamente und Inschriften,
die von einem des Schreibens Unkundigen gefertigt
sind. Die letzteren lesen sich wie:
2 l 1 i, )
Scheide und Fassung sind jünger als 1466.
346. Reit erschwert, ganz ähnlich wie 344. Auf
der gleichfalls dem XIV. Jahrhundert ungehörigen
Klinge sind die Buchstaben A und L eingehauen. Mai-
ländisch,
347. Schwert, mit in Eisen geschnittenem,
thells vergoldetem Griffe. Italienisch.
348. Doppeldegen (sogenanntes Duellbesteck).
Auf der Klinge zeigt sich der Name des spanischen
Klingenschmiedes Juanni eingeschlagcn,
349. Ein Paar Faustrohre mit Radschlössern
und verbeinten Schäften, mit grossen Afterkugeln,
350. Ein Paar Faustrohre mit Radschlössern
von in Gold und Silber verziertem Eisen.
Saal XXVII.
7 *
351. Deutsche Sturmhaube des Kaisers
Karl V. Aus einem Stück Eisen gefertigt und in
meisterhafter Technik in getriebener Arbeit geziert.
Die trefflich erfundenen Compositionen, Scenen aus
der Aeneide darstellend, weisen auf einen hervorragen-
den Meister aus der besten Zeit der Renaissance. Um
1550 -
352. Kleines Faustrohr, mit in Gold und
Silber tauschirten Eisentheilen und geschnitztem Holz-
schafte. An der Kappe zeigt sich das habsburgische
Wappen. Um 1560 .
353. Kleines Faustrohr, mit geätzten und
vergoldeten Eisentheilen und verbeintem Schafte. Es
trägt die Jahrzahl 1556 .
354. Prunkschild des Kaisers Karl V., von
Eisen getrieben und mit Bandornamenten in aufge-
schlagener Goldtausiaund mit kleinen goldenen Löwen-
köpfen besetzt. In den Cartouchcn sind Scenen aus
dem Leben eines Helden dargestellt, ausserhalb in
bewegten Gruppen gefangene nackte Krieger. Die
meisterhafte Composition weist auf die römische
Schule der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts.
355. Haudegen mit alter Passauer Klinge.
356. Courtelas (Kordelätsch) mit Schicssvor-
richtung. Der Griff ist mit Fischhaut überzogen, das
Beschläge von geschwärztem Eisen. Die Klinge ist in
schöner Schwarzätzung geziert.
357. 358. Zwei Paar Faustrohre mit Rad-
schlössern und verbeinten Schäften.
359. Faustrohr mit zwei Radschlössern und
verbeintem Schafte und in Bronze verzierter After-
kugel. Italienisch, um 1560 .
Saal Karl V.
73
360. Ungarisches Schwert. Griff und Schei-
denbeschläge sind aus vergoldetem Silber. Letzteres
zeigt Dessins für Grubenemail. Die Klinge mit vier
seichten Blutrinnen ist italienischer Herkunft. Um
i55o-
361. Degen. Das Gefäss ist aus geschnittenem
grauen Eisen. Am Knauf wie am Korbe sind Kampf-
scenen im Relief dargestellt. Um 1550.
362. Breitschwert mit reich verziertem Griffe
aus vergoldeter Bronze. Die weit ältere Klinge trägt
als Marke in Kupfertausia : den Reichsapfel, den Mond,
den Pfeil, ferner den Buchstaben W. Um 1565.
363. Prunkdegen. Der Griff ist von grauem
Eisen, die geschnittenen ornamentalen Reliefs sind im
Grunde vergoldet. Die feine
Klinge mit Giftzügen trägt
die nebenstehenden Marken,
ferner den Namen des be-
rühmten Klingenschmiedes
Juan Martinez von Toledo (sen.) eingeschlagcn. Um
1565-
364. Degen. Alle Theile des eisernen Griffes
sind mit zarten Reliefs geziert. In den figuralen Dar-
stellungen aus der Religionsgeschichte finden sich:
Judith, David vor Saul, Lot mit seinen Töchtern, Jonas,
Sissera und Jael. Die etwas ältere, dem Griffe
nicht zugehörige Klinge
mit Giftzügen trägt die
nebenstehenden Marken
und im Hohlschliff den
Namen »Pietrus Antonio Furmigano (Formicano)
Padano«. Italienisch, um 1565.
74
Saal XXVII,
365 . Ein Paar Faustrohre mit Rad-
schlossern* Die Eisent heile sind facettirt, und es
zeigt sich nirgends eine Schraube, Sämmtliehe Theile
werden durch einen der Länge nach laufenden Stift
zu sam menge halte n* Auf einem Faustrohre zeigt sich
am Schwanz sch raubenfo rtsat z der einköpfige Adler,
umgeben von der Collane des Vliessordens. Um 1560,
366 - Faustrohr mit zwei Läufen und Rad-
schlössern, Der Schaft ist reich mit Elfenbein eingelegt.
Die Läufe tragen die Nürnberger Be schau marke und
» das Eichhörnchen«. Um 1565,
367 . Faustrohr mit gebläutem Laufe und reich
verbeintem Schafte. Nürnberger Marke. Um 1565.
In der Mitte des Saales .
Im Kasten.
368 . Kaiser Karl V. (1500— 15 58,} Feld-
harnisch. Derselbe ist schwarz angelaufen und mit
breiten, erhaben und durchbrochen gearbeiteten Bor-
duren geziert, welche stark vergoldet sind. In den
meisterhaft componirten Arabesken finden sich figu-
rale Darstellungen von phantasievoller Auffassung,
Manche Einzelheiten der Örnamentation erinnern an
JamnitzeEsche Motive. Um den Oberrand der Brust
läuft die Collane des Vliessordens. Der Meister dieses
ausgezeichneten Kunstwerkes, welches um 1550 datirt,
ist bis jetzt noch nicht erforscht.
Im Kasten VL
369 * Morionj
370 - Kragen, ferner
Saal Karl V,
75
371. Rundschild, Ergänzungs- und Wechsel-
Stücke zum Harnische Kaiser Karls V. Nr. 368 . An der
breiten Bordüre des Rundsehildes wiederholt sich die
Darstellung des Kampfes von wilden Männern,
372- Ein Paar Panzerschuhe,
373 - Ein Paar langer Faustrohre mit
eisernen Schäften, ganz in Schwarzätzung geziert und
theilweise vergoldet. Deutsch, um 1560.
374- Ein Paar langer Faustrohre mit ver-
beinten Schäften aus Nussbaumholz. Italienisch, um 1565 .
375, Faustrohr mit Hinterladeverschluss und
Radschloss. Der Schaft ist reich in eingelegtem Elfen-
bein geziert. Der Verschluss Öffnet sich klappenartig
seitlich. Die Ladehülsen, welche einzuschieben sind,
liegen zur Seite.
376. Schwert mit reich verziertem Griffe von
geschnittenem Eisen und vergoldet. Italienisch, um 1570,
377 . Degen* Der Griff aus grauem Eisen und
das Verstärkungsstück der Klinge sind mit einge-
schlagener Goldtausia omamentirt. Zwischen
den geschmackvollen Arabesken sind Jagd-
und Kampfscenen dargestellt, die Klinge zeigt
zwei wahrscheinlich Mailänder Stempel, fer-
ner liest man auf der Schmalseite derselben
f 0 1 ge 11 de tau s ch i rte 1 ns ch ri ft : * D A M I A N US *
D’ NERVE * ME'FECIT«, was wahrscheinlich »Damianus
de Neron Venetus me fecit« zu lesen sein dürfte.
Um 1560.
378 , Courtelas mit Griff von geschnittenem
und vergoldetem Eisen, reich tauschirt. Derselbe war
ehemals mit Emailplättchen besetzt, wie noch an der
unterhalb liegenden Lederscheide zu sehen ist. Der
7 Ö
Saal XXVII.
Knauf stellt einen phantastischen Thierkopf dar. Erz-
herzog Ferdinand von Tirol trug diesen Courtelas
zu seiner sogenannten =* romanischen Panzerrüstung«,
(Saal XXVIII, Nr. 47 3 und 474.)
379 , Kaiser Karl V. (1500—1558.) Prunk-
degen. Das Gefäss ist aus geschnittenem Golde, mit
den reichsten Verzierungen in Email. Eine der herr-
lichsten Waffen und eines der schönsten Werke der
Goldschmiede kunst des XVI, Jahrhunderts überhaupt.
Ohne Grund war es früher Benvenuto Cellini zuge-
schrieben, obwohl es dieses Meisters nicht unwürdig
wäre. Die Klinge trägt die Marke und den Namen des
t berühmten Mailänder Kl in gen sch mied es An-
tonio Piccinino (1509—1589). Dabei das Ort-
band der Scheide,
380 . Courtelas. Das Gefäss, in Eisen geschnitten
und theiiweise vergoldet, gehört zu den geschmack-
vollsten Kunsterzeugnissen der besten Zeit der Renais-
sance. Auf dem Knaufe zeigen sich phantastische
Figuren im Hochrelief zwischen freigearbeiteten Orna-
menten, die Pa rir Stangen laufen in gebundene Pferde-
schädel aus. Die schwere Klinge ist mit geschnittenem
In Gold und Silber tauschirtem Bandornament geziert.
Dabei die Scheide aus rothem Sammt mit getriebenen,
vergoldeten Messingbeschlägen. Italienisch, um 1565,
381 - Stossdegen, Knauf und Korb von grauem
her sonderbarer Weise den Passauer Wolf, in Kupfer
tauschirt. Um 1560.
S ge n au sge s tattet . Die ia nge
Raufdegenklinge trägt das
B res cian er Zeichen, neben-
Saal Karl V.
77
382. Reiterschwert mit vergoldetem Griffe,
Dabei die Schelde aus rothem Sammt, mit reich ver-
siertem Beschläge, in getriebener Arbeit, in welcher
der Sündenfall sich darstellt. Deutsch, um 1550*
383- Schildchen von einer Rossstirne* mit der
geätzten Darstellung des die Säulen tragenden Herkules.
Deutsch, um 1550.
384. Hintersteg eines Sattels, mit getriebenen
Emblemen. In der Mitte die Darstellung der Tödtung %
des Sissera durch JaeL
385 und 386- Steigbügelund Reitstange, von
Messing gegossen und vergoldet, mit meisterhaft com-
ponirtcn Reliefs in der Art des Wenzel Jamnitzer.
Deutsch, um 1550,
387- Streitkolben, in feiner Goldtausia geziert,
Kaiser Karl V. zugeschrieben.
388 . Faustrohr mit Rad schloss. Der Schaft von
Eisen ist gepunzt, vergoldet und tauschirt. Auf der
Kappe ist das habsburgische Wappen mit dem Vliess-
orden ersichtlich. Italienisch, um 1570.
389. Faustrohr mit Radschloss. Schaft und
alle Eisentheile sind in feiner Goldtausia ausgestattet.
Auf der Kappe das habsburgischc Wappen wie bei
Nr. 388 . Italienisch, um 1560.
390. Ein Paar Sporen von geschnittenem Eisen,
theilweise vergoldet.
39! Faustrohr, alle Theilc von Eisen, mit
zierlicher Silbertausia ausgestattet. Italienisch.
392- Ein Paar Faustrohre, mit geschnittenen,
theilweise vergoldeten Läufen. Italienisch.
393. F ä u stlin g m i t H 1 nt er lade vo r ric htu ng und
eingelegtem Holzschafte. Deutsch.
7 8
Saal XXVII.
394 . Faustrühr, alle T heile von Eisen, in
zierlicher Goldtausia ausgestattet. An der Kappe zeigt
sich das habsburgische Wappen. Der Lauf tragt die
Marke H - S.
Am Pfeiler nebenan.
395 Philipp IL, König von Spanien. Ganzer
Feldharnisch mit geätzten und vergoldeten Strichen
und getriebenen Verzierungen. An den Ellbogenkacheln
zeigt sich das Feuereisen des Vliessordens* Auch dieser
Harnisch gehört einer vollständigen Garnitur an ? deren
übrige Bestandteile : ein Kampf- und ein Harnisch
mit geschobener Brust, sich in der Armeria Real zu
Madrid befinden. Deutsch, um 1546.
SAAL XXVIII.
Saal Erzherzog Ferdinands
von Tirol.
Links vom vorderen Eingänge beginnend und den Saal
umschreitend .
Wand I.
Unten längs der Wand:
396 . Stephan Bäthory, Fürst von Sieben-
bürgen. (1531^1586.) Halber gebläuter Prunkhar-
nisch, mit breiten Strichen in Goldtausia. Die unga-
rische Ziscbäggc besitzt ein zierlich durchbrochenes
Naseneisen. Auf der geschobenen Brust, sogenanntem
»halben Krebs«, ist der gekreuzigte Heiland in grayirter
Goldtausia dargestellt. Um 1565.
397 . Ganzer Feldharnisch. Blank, mit ge-
ätzten und vergoldeten Strichen. Er trägt
die Marke des berühmten Augsburger Platt-
ners Matthäus Frauenpreiss (Frawenbries,
gest. 1549). Um 1547* Siehe auch Nr. 930 (Saal XXXVI).
398 . Ganzer Feldharnisch. Blank, mit ge-
ätzten und vergoldeten Strichen, in welchen der Adler
von Niederösterreich sich im Ornament wiederholt. Das
Auftreten desselben deutet auf Kaiser Maximilian II.
So
Saal X XVIII,
in jüngeren Jahren. Deutsch , um 1547. Dabei zwei
Tumiersättel, deren Bezug nicht mehr original ist,
399 . Italienischer Jazeran (Magi iaghiazzeri na),
aus flachen, übereinander liegenden und sich deckenden
Ringen bestehend. Um 1550.
400. Juan Manriquez de Lara, spanischer
Vicekönlg von Neapel* (Gest. 1557 .) Brust- und
Rückenstück eines Prunkharnisches, mit geätzten und
vergoldeten Ornamenten auf gebläutem Grunde und
mit Edelsteinen besetzt.
In den Waffengruppen erblickt man Spetums
verschiedener Formen.
Wand II.
Unterhalb, längs der Wand:
401- Carlo Gonzaga, Graf von Gazzuolo.
(Gest. 1555.) Halber geschwärzter geschobener Har-
nisch, mit getriebenen und vergoldeten Arabesken ge-
ziert, Um 1550,
402. Fahnenstange, gekehlt und bemalt.
403. Gio vanni Bona, der Leibtrabant des Erz-
herzogs Ferdinand von Tirol, ein Mann von riesiger
Leib es grosse, die nach den alten Aufzeichnungen neun
Werkschuh betragen haben solL Blanker Lands-
knechtharnisch, mit geätzten Strichen. Um 1570, Die
Auszierung Ist ganz ähnlich jener des Hämisches im
Saal XXIX, Nr* 523,
404. Fahnenstange, gleich Nr. 402*
405. Agostino Barbarigo, ünteradmiral Vene-
digs, (Fiel bei Lepanto 1571,) Korazin, mit Bezug aus
rothem Sammt. Um 1560, (Siehe auch Saal XXX, Nr. 647.)
Saal Erzherzog Ferdinands von Tirol,
8 I
406 , Reste eines blanken Harnisches, mit
geätzten und vergoldeten Rändern.
407 . Erzherzog Ferdinand von Tirol. (1529
bis 1395.) Vollständige Garnitur eines Harnisches,
bestehend aus einem Feldharnische, einem Harnische
für den alten deutschen Fusskampf und 34 Wechsel-
und Verstärkungsstücken zur Ausrüstung für alle
Turmerarcen, wie zur Bildung eines Trab- und Lands-
knecht hämisches. Diese Garnitur wurde auf Befehl des
Königs Ferdinand I. von dem Hofplattner Jörg Sensen-
hofer in Innsbruck 1547 gefertigt. Die Ae t zarbeit ist
von dem Maler Hans Perckhamer, die Fütte-
rungen und Vorstösse fertigte der Säckler Franz
Wögerer, beide in Innsbruck. Die Harnisch-
garnitur kostete 1138 Gulden 8 Kreuzer. Der
Harnisch trägt die bereits in Nr. 283 {Saal '
XXVII, Kasten II) angegebene Meistermarke, und. wie
dort den Bindenschild,
408 . Rossstime, geschobener Kanz (Mäh-
nenpanzer) und Rest eines Schweifgeliegers, getrie-
ben und mit meisterhaft componirten schwarzgeätzten
Verzierungen auf Tupfgrund, Deutsch, um 1550.
An den Säulen gegenüber.
409 Ganzer blanker Turnierharnisch,
410 . Reitzeug von ungarischer Form und schon
gepresstem, theilweise vergoldetem Naturleder, Das In-
ventar von 1396 berichtet darüber: &so Irfürstl. Durch-
laucht (Erzherzog Ferdinand von Tirol) zu Mantua
sambt ainem ross im turnier gewunen haben«, (1583,)
4 M. Ganzer blanker Turnierharnisch.
6
&2
Saal XXVI IL
In (Jen Waffen gruppen sind in der ersten zwei
SchefFlins, in der dritten zwei italienische Helm-
barten bemerken® werth* An der Decke erblickt man
ein Rennfähnlein aus der Zeit Kaiser Ferdinands I.
Wand III.
Unterhalb längs der Wand:
4 - 12 - Kürisssattel mit eisernen Stegen, welche
mit geatzten Emblemen geziert sind* Vorne ist Venus,
am Hintersteg Neptun und Boreas dargestellt. Die
Polsterung ist neuere Arbeit.
413 . Ganzer blanker Feldharnisch*
414 . Paolo Giordano Ursini, päpstlicher Feld-
herr* (Gest. 1584.) Ganzer Prunkharnisch, mit breiten,
geätzten, vergoldeten und ornamentirten Strichen.
Italienisch, um 1560.
415 . Johann von Rantzau, dänischer Feldherr.
(1492—1565.) Gebläuter Harnisch, mit geätzten Ver-
zierungen* Auf der Brust ist der Heiland am Kreuze
dargestellt, vor welchem ein Mann kniet. Letztere Dar-
stellung ist vergoldet. Um 1550.
416 Johann Fernberger von Auer (ea. 1511 —
15S4)* Blanker Landsknechtharnisch mit schwarzge-
ätzten breiten Strichen. Auf der Sturmhaube erblickt
man den Reichsadler mit dem Wappen der Auer, auf
der Brust Christus am Kreuz und heraldische Embleme.
Deutsch, um 1550.
Im Kasten nebenan,
417 . Erzherzog Ferdinand von Tirol* (152g
—1595*) Halber Prunkharnisch von meisterhaft ge-
Saal Erzherzog Ferdinands von Tirol.
83
tricbener Arbeit, geschwärzt und reich in Goldtausia
geziert. Der Helm stellt ein Löwenhaupt dar, auf der
Brust zeigen sich in Reliefs Neptun und Samson, am
Rücken Jupiter und Vulcan. Dabei ein Rundschild. In
dessen Mitte erblickt man das hochgetriebenc Bild
eines Medusenhauptes, umgeben von allegorischen
Reliefs. Helm und Rundschild sind italienisch, beide
wurden wahrscheinlich um 1552 für König Ferdinand
gearbeitet, nach einem am Schilde sichtbaren Mono-
gramm von dem berühmten Mailänder Waffenschmiede
und Tausiator Lucio Piccinino. Brust, Rücken und
Kragen sind etwas spätere deutsche Arbeit. Erzherzog
Ferdinand erscheint in diesen Harnisch gekleidet
wiederholt in gleichzeitigen Abbildungen.
418. Melchiorre Michieli, Procurator von Vene-
dig. (Gest. 1570.) Halber geätzter, ganz vergoldeter Har-
nisch, mit geschwärzten Bändern geziert, welche in
Nestelverzierung geschlungen sind. Das Inventar von
1596 sagt darüber: »darauf schwarze züg und zweifls-
khnöpf geezt«. Auf der Brust erblickt man ein von
einer Dogenmütze bedecktes Wappen mit der Bei-
schrift : »IVNIVS • POMPEIVS • COMES • ILAS«. Ita-
lienisch, um 1550.
419. Derselbe. Korazin, mit rothem Sammt
überzogen, mit gleich ausgestattetcr Sturmhaube. Ita-
lienisch, um 1560.
Rechts von der Thür .
420 Sebastiano Venieri, Doge von Venedig.
(1496 — 1578.) Korazin, mit rothem Sammt überzogen,
mit ähnlich ausgestatteter Sturmhaube. Italienisch, um
1565. (Siehe auch Saal XXIX, Nr. 526.)
6 *
8 4
Saal XXVIII.
421 . Filiberto Emanuele, Herzog von Sa-
voyen, der Eisenkopf (1528—1580). Halber blanker
Harnisch, mit geätzten und vergoldeten, quergetheil-
ten Strichen. Deutsch, um 1550.
Unter den oberhalb an der Wand angeordneten
Gruppen sind zu erwähnen : In der ersten Gruppe
rechts und links der Helmbarte, in der Mitte zwei
geätzte Trabantencousen vom Hofe Kaiser Ferdi-
nands I. In der zweiten und dritten Gruppe an gleicher
Stelle die kursächsischen Glefen der Trabanten
Augusts I., ausserhalb die Trabantenspiesse vom
Hofe Kaiser Ferdinands I., sämmtliche reich geätzt. In
der vierten Gruppe erscheinen die venetianischen
Glefen bemerkens werth.
Wand IV.
Im Kasten I, vor dem Fenster.
422 . Der sogenannte böhmische Hut des Erz-
herzogs Ferdinand von Tirol, von dickem grauen Stoffe
mit Silberfäden. Um 1560.
423 und 424 . Ein Paar Sporen und Hand-
schuhe, zur »mailändischen Rüstung« gehörig, welche
nachfolgend unter Nr. 475 beschrieben wird.
425 . Kleine Eisenkappe, mit Spitzen am
Scheitelstücke, sogenannte »segretta in testa«, wie
solche in Italien unter den Hüten getragen wurden.
426 . Prunkschild von Eisen, mit reich orna-
mentirten figuralen Darstellungen aus der Mythologie
in schöner Treibarbeit geziert. In der Mitte ist Jason
dargestellt, der das goldene Vliess ergreift. Dieses her-
vorragende Kunstwerk ist deutsche Arbeit und stammt
die Zeichnung zu demselben wahrscheinlich von der
Saal Erzherzog Ferdinands von Tirol,
S5
Hand des Hofmalers des Herzogs Albrecht V» von
Bayern, Hans Mielich (gest» 1572}.
427. Zwei Reit er ge wehre (Arquebusen) mit
Radschlössern und verbeinten Holzschäften. Um 1570.
428. Rennfähxüein von weisser Seide und
bemalt» Die gebundenen sieben Stäbe sind das Sinn-
bild Wilhelms von Oranien (gest, 15S4) und bedeuten
die verbundenen Provinzen: Holland, Seeland, Utrecht,
Geldern, Friesland, Oberyssel und Groningen. Um 1580.
429 430 43L Faustrohre mit doppelten und
einfachen Radschlössern.
432. Schwert» Auf dem Knaufe wie auf der
Parirstange zeigt sich wiederholt der Salamander, das
Sinnbild Franz I. von Frankreich, Die Klinge mit dem
Zeichen des Bise hofstab es ist alter. Die ganze Zu-
sammenstellung jedoch stammt aus jüngerer Zeit, etwa
um 1570.
433. Schwert» Griff aus geschnittenem Eisen
und gebläut. Die Klinge trägt den Namen des Mai-
länder Klingenschmiedes Antonio Piccmino {1509 —
1589). Um 1570»
434- 435, Degen und Schwert, zur soge-
nannten » mailä nd i sc h e n Rüstung « gehörig. Die Griffe
von Eisen sind reich ciselirt, vergoldet und in
Tausia geziert» Die Degenklinge zeigt den mai- TT
ländischen Stempel. Ueber die Meister siehe Nr. 475.
Namen des Klingenschmiedes PETER * BRAS * VON -
M EIGEN.
86
Saal XXVIII.
437. Schwert. Griff aus geschnittenem und
vergoldeten Eisen. Auf der Klinge zeigt sich in ver-
goldeter Aetzarbeit ein Geharnischter, über selbem
eine schwebende Krone. Auf der andern Seite folgende
unwahre Inschrift : » BELLA • REX • COEGVS . MORTVVS-
EST • ANNO • MCXXXXI • ET • FILIO • SVO • GEYSA •
FRAMEAM • ET • CORONA • OBIECIT • ALBA.« Das
Schwert stammt aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts.
438. Doppelfauster mit gegenseitig gestellten
Läufen. Der Schaft reich in Perlmutter eingelegt.
439. Schweinspiess, zur »mailändischen Rü-
stung« gehörig. Reich geschnitten, vergoldet und in
Tausia geziert. (Siehe Nr. 475.)
440. Doppelfauster, von gleicher Construction
wie Nr. 438, nur einfacherer Ausstattung.
441. Langes Faustrohr mit reich in Messing
eingelegtem Schafte.
Zwischen den Fenstern unterhalb an der
Wand.
442. Fahnenstange, gekehlt und bemalt.
443. Alfonso II. d’Este, Herzog von Ferrara
und Modena. (1533—1597.) Prunkharnisch, blank, mit
breiten vergoldeten und ornamentirten Zügen.
444. Reitzeug, zur »mailändischen Rüstung«
gehörig, welche mit dem Harnische unter Nr. 475 be-
schrieben wird. Dahinter:
445. Einzelne Theile eines Harnisches,
blank, mit schwarzgeätzten Zügen. Auf der Brust ist
Christus am Kreuz, vor selbem ein knieender Mann
Saal Erzherzog Ferdinands von Tirol. 87
dargestellt. Oberhalb die Bandinschrift : »STEFEN •
DVRGCKEIDER.« Deutsch, um 1540.
446 . Erzherzog Ferdinand von Tirol. (1529
bis 1595.) Feldharnisch, blank, ohne Zeichen, dabei
eine rothseidcne Feldbinde und ein sogenanntes Re-
giment aus rohem Holz, welches der Erzherzog scherz-
weise seinen »böhmischen Ohrlöffel« benannte. In
diesen Harnisch gekleidet ist der Erzherzog auf seinem
Grabmale in der Hofkirche zu Innsbruck dargestellt.
Um 1550.
447 . Fahnenstange, gleich Nr. 442.
Im Kasten II vor dem Fenster.
448 . Sturmhaube und Rundschild, von
grauem Eisen getrieben und in Goldtausia geziert.
Auf ersterer erscheinen die Ungeheuer aus Ariost’s
»rasendem Roland«, daneben Neptun und Venus dar-
gestellt, auf dem Schilde erblickt man in Lünetten
fünf Darstellungen der Thaten des Hercules. Die
Fütterung der Rückseite ist mit prachtvoller Stickerei
auf rothem Atlas ausgestattet. Auch hier finden sich
Darstellungen aus der Mythe des Hercules in feinster
Nadelmalerei zwischen Puttis und stilvoller Ornamen-
tation. Beide Stücke stammen, ihrer Zeichnung und
Technik nach zu schliessen, aus der Werkstätte des
Giovanni Battista Serabaglio in Mailand, die Stickerei
vielleicht von der berühmten Stickerin Catarina Leuca
Cantona, welche nachweislich für Katharina von Oester-
reich arbeitete. Um 1570.
449 . 450 . Ein Paar Panzerschuhe und
ein Kniebuckel, zur »romanischen Panzerrüstung«
Nr. 473 und 474 gehörig.
88
Saal XXV IIL
451 452. Fahnenspitzen, in Gold- und Silber-
tausia geziert, Mailand i sch, um 1570 ,
453- 454, Blanke Lanzenspitzen, innen
kohl gebildet*
455- Zwei kleine Reiterge wehre mit Rad-
schlossern und verbeinten Schäften*
456. 457. Vier Faustrohre mit vergoldeten
Läufen und Radschlössern.
458 Faustrohr mit Einlagen von Perlmutter
im Schafte.
459. Künstliches Radschloss mit Spurre.
460 Bohrschwert. Knauf und Parirstange aus
Eisen sind theils gepunzt und vergoldet, theils ln
aufgeschlagener Sil her tausia geziert* Um 1350 .
JL- 461, 462- Schwert mit Dolch* Die
Fassung ist aus grauem Eisen, mit sehr feiner
fS?| Goldtausia* Die Klingen tragen die neben-
stehende Marke eines Mailänder Meisters* Um
***? * 550 *
463. Säbel mit Griff aus Korallenästen, sammt
Scheide von grünem Sammt. Die Fassung am Grille
ist spätere Reparatur, Die Klinge ist theihveise gravtrt
und vergoldet* Das Beschläge der Scheide ist in ge-
schmackvoller Zeichnung getrieben und mit Korallen
besetzt. Italienisch, um 1560 .
464. Säbel mit Griff aus Korallenästen, sammt
Scheide von schwarzem Leder. Fassung und Scheiden-
beschläge nebst einem TheÜe der Klinge von Eisen
sind mit ungemein zierlichen Decors in Goldtausia
ausgestattet* An der Scheide befindet sich ein gleich
ausgestattetes Besteckmesser. Italienisch, vielleicht
venetianisch, um 1360 .
Saal Erzherzog Ferdinands von Tirol,
Sg
465- Sabel mit Griff’ aus Korallenästen, sammt
Scheide aus violettem Sammt. Die Klinge ist t heil weise
gravirt und vergoldet. Das Beschläge der Scheide ist
gleich mit jenem in Nr* 464 *
466. Schwert, Der Griff in ähnlicher Aus-
stattung wie Nr. 461 , mit Gold- und Silbertausia ge-
ziert, Italienisch, um 1560 ,
467. Sc h wert. De r G ri ff i st in G o I d- u nd Si l he r-
tausia geziert. In der ebenso ausgestatteten Klinge
ist ein persisches Muster nachgebildet. Italienisch,
um 1560*
468. Kleine Satteldecke, reich in Gold ge-
stickt, mit S-förmigen Puffen. Italienisch, um 1570.
469. Ein Paar lange Faustrohre mit in Bein
eingelegten Schäften. Der Griffbügel ist umzuschlagen,
um das Rohr an der Wange anschlagen zu können.
470 Ein Paar Puffer, von gleicher Ausstattung
wie Nr. 456 und 457 ,
An der Wand nächst der Eingangst hü re.
471 472. Ganzer Feldharnisch undEands-
knechtharnisch. Blank, mit geätzten und vergoldeten
Zügen. Auf der Brust des ganzen Harnisches erblickt
man den Orden des goldenen Viiesses. Es sind die
hier vorhandenen Harnische T heile einer um 1447 ge-
fertigten Garnitur, die vermuthlich für Erzherzog
Maximilian II. gefertigt wurde.
An den Säulen gegenüber Wand IV,
473. 474. Erzherzog Ferdinand von Tirol.
( 1529 — 1595 .) Vollständige Ausrüstung auf Mann und
9 o
Saal XXVI1L
Ross, im römisch antikisirenden Stile des XVL Jahr-
hunderts, aus Panzerst off zusammengesetzt. Nur die
Sturmhaube, die Achseln und die im Kasten II (Nr. 44g
und 450) ersichtlichen Stücke, ein Kniebuckel und die
Schuhkappen an den Panzerschuhen, ferner die Ross-
stirne sind getrieben und vergoldet. Im Inventars von
1583 wird die Ausrüstung » Ain romanische pantzer
rüsstung« genannt. Italienisch, um 1580.
Im Kasten.
475 . Erzherzog Ferdinand von Tirol* (1529
—1595*) Die sogenannte »mailändische Rüstung«.
Vollständige Ausrüstung auf Mann und Ross. Von
antikisirender Form, mit theils getriebenen, thcils
tau schiften Ornamenten und figuralen Darstellungen
bedeckt. Eine gleiche Ausstattung besitzt das Ge reit
gegenüber an der Wand (Nr. 444), sowie die zuge-
hörigen Handschuhe und Sporen im Kasten I dieses
Saales. (Nr. 423 und 424.) Bemerkenswerth sind die
Sturmhaube mit der Figur des Orca aus AriosFs »Or-
lando« (XL II, v, 47 und 48), ferner der Rundschild,
endlich die Plaquen am Gereit. Das Inventar von 1583
sagt darüber: »Die eisengetriebene rüstung, auf ross
und männ, so vom kaufmann Serebei erkauft worden
ist«. Diese Angabe bezieht sich auf den Mailänder
Treibarbeiter Giovanni Batüsta Serabaglio, von
welchem der Erzherzog durch Welserische Agenten
wiederholt Einkäufe machte. 1560.
476 . Erzherzog Ferdinand von Tirol. {1529
— 1595.) Halber geschobener Prunkharnisch mit
breiten, geätzten und vergoldeten Zügen. Es ist der-
selbe, welchen der Erzherzog bei den Festlichkeiten
Saal Erzherzog Ferdinands von Tirol» g j
seiner Vermählung mit Anna Katharina von Mantua
1582 getragen hatte, wie noch ans gleichzeitigen Ab-
bildungen im Besitze der kaiserl. Sammlungen zu er-
sehen ist, Die Sturmhaube hat einen Helm schmuck in
Form eines Drachen aufgenietet, der noch von den
genannten Festlichkeiten herdatirt» Auch an diesem
Harnische ist römisch-antike Tracht nachgebildet.
477 . Sattel, mit Resten eines Reitzeuges von
schwarzem Sammt, mit Liesch lägen aus gediegenem
Silber, theils durchbrochen, mit figuralen Reliefs und
in Filigran geziert» Auch dieses Reitzeug benützte
Erzherzog Ferdinand von Tirol bei seiner Vermählung
1582 nebst den im Saale XXVII, Kasten III, Nr» 260 auf-
gestellten silbernen Faustrohren.
An der Decke.
Rennfähnlein aus der Zeit Kaiser Ferdinand I.
SAAL XXIX.
Saal Maximilians II.
Wand I.
Durch die Thür zunächst den Fenstern eintretend und von
links gegen r echts den Saal umschreitend.
Unten, längs der Wand.
478. Gianettino Doria, genuesischer Edel-
mann, (Ermordet 1547 ,) Halber geschwärzter Harnisch
mit vergoldeten Rändern und getriebenem Blattorna-
ment. Italienisch, um 1550 ,
479- Bemalte Fahnenstange*
480- Johann Jakob Fugger, (1516—1575.)
Garnitur, bestehend aus einem Feld-, einem Turnier-
harnische mit Wechselstücken und einer Caperation.
Die Garnitur, ehemals gebläut, spater blank gewischt,
mit geätztem und vergoldetem Blattwerk geziert, trägt
den Augsburger Beschaustempel. Die Caperation, be-
stehend aus Sattel mit reich m Gold auf weissem
Damast gestickter Decke, ähnlich gezierter Ross snrne,
ferner einer Barsche aus geblümtem weissen Damast,
mit reicher Stickerei in Farbe und Gold geziert. Der
linksseitig aufgestellte Harnisch ist mit dem Bruch-
stücke eines Ha misch rock che ns ausgestattet, welches
Saal Maximilians IL
9 3
von gleichem Stoffe und Dessin mit der Par sehe ist.
Die Arbeit an den textilen Theilen scheint italienisch
zu sein. Um 1560. Die Zuschreibung ist nicht docu-
mentarisch sichergestellt, hat aber alle Wahrschein-
lichkeit für sich* Das Ambraser Inventar von 1583 sagt
blos: £ die plabe rüsstung vom Fugger«. Erst im In-
ventar von i 663 wird das Object Christoph von Fugger
(1566—1615) zugeschrieben, was offenbar ein Irrthum
ist. Das Alter der Garnitur und manche Nebenum-
stände treffen zusammen, um dieselbe Johann Jakob
Fugger zuzueignen, der ja mit Erzherzog Ferdinand
von Tirol in vielfache Berührung gekommen ist.
481 , Fahnenstange, wie Nr* 479,
482 - Andrea Doria, Fürst von Melfi. (1466
bis 1560.) Halber geschwärzter Harnisch mit ver-
goldeten Randstreifen* Auf der Brust ist in vergoldeter
Aetzung ein Medaillon, an einem Bande hängend, dar-
gestellt, Italienisch, gegen 1560*
In der Mitte des Saales .
Im Kasten, gegenüber der Wand*
483 . Die sogenannte » silberne hu ss arische
Rüstung« des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, be-
stehend aus einer Zischägge, Reitzeug, Säbel, Sporen,
Gürtel etc*, von gediegenem Silber, mit orientali-
sirenden Reliefornamenten geziert. Das Inventar von
15S3 nennt sie die »weiss husärisch rüsstung auf ross
und mann«. Deutsche Arbeit, um 1560* Dabei befinden
sich noch die Reste von zugehörigen Kleidern von
weissem, geblümten Damast und gewebten Stoffen aus
Silberdrähten*
94
Saal XXIX.
Oberhalb auf der Console und in den Waffe n-
grappen sind, und zwar auf ersterer die zwei söge-
nann t e n S eh ützenha ub e n , i n Sc h wa rza i zu ng ge z ier t ,
in letzteren einzelne Stangenwaffen bemerke ns werth,
so in der Mittelgruppe eine italienische Helmbarte, eine
venetianische Glefe, in den Seitengruppen kaiserliche
Trabantenhelm barten vom Jahre 1563 und Trabanten-
eousen mit den Emblemen Kaiser Maximilian II. in ver-
goldeter Äetzung.
Wand II.
Unterhalb längs der Wand.
484 , Partisane aus der Zeit Kaiser Ferdinand 1.
mit originalem Schafte,
485. Garnitur, bestehend aus einem Feld- und
einem Turnierharnische, nebst einigen Wechsel- und
Verstärkungsstücken, Blank, mit geätzten und vergol-
deten Strichen, in welchen Trophäen einge streut er-
scheinen.
486. Ganze Rossstirne, Auf dem Schildchen
ist das Wappen von Ungarn und Böhmen, mit dem
österreichisch -burgundisch- spanischen Wappen im
Herzschilde, in Schwarzätzung dargestellt,
487- Partisane, gleich Nr. 4S4.
488. Kürisssattel mit geätzten und vergol-
deten Stegen und Bezug aus weissem Sammt.
489. Turnierhamisch, zum Gestech über die
Pallia* ’) Blank , mit Füllornamenten in vergoldeter
b Unter der Bezeichnung Pallia versteht man Im neuen
italienischen Gesteche die niedere Holzplanke, welche die
Turnirenden trennte.
Saal Maximilians II.
9 5
Aetzung geziert. Am Kamme des Stcchhclmcs findet
sich die Jahreszahl 1571. Derselbe dürfte Erzherzog
Ernst (1553 — 1595) angehört haben. Auf der Brust
findet sich nebst dem Augsburger Beschau- ^
Zeichen noch die Marke des berühmten Augs-
burger Plattners Anton Petfenhauscr, das »Dreibein«.
490 . Kaiser Maximilian II. (1527—1576.)
Harnischgarnitur, blank, mit schönen Ornamenten
in vergoldeter Aetzung, die sich in Verschlingungen
über alle Flächen verbreiten. Dieselbe besteht aus
sechs Harnischen, theils fürs Feld, theils zum Turnier,
ferner in zwei Turniersätteln, von welch letzteren nur
die Stege und die Gestelle original sind. Von diesen
sechs Harnischen nehmen deren drei einen Theil der
Wand III ein. Deutsch, vielleicht Augsburger Arbeit,
um 1570.
Im Kasten I gegenüber der Wand.
491 . Erzherzog Karl von Steiermark. (1540
bis 1590.) Sturmhaube und Rundschild, mit ge-
triebenen, theils goldtauschirten, theils vergoldeten
Arabesken und figuralen Emblemen. Auf der Sturm-
haube erblickt man Curtius und Horatius Codes, an
der Stirne die goldgeschuppten Rosse Neptuns. Der
Rundschild ist mit braunem Sammt überzogen, auf
welchem die Embleme in der Form von Plaquen auf-
genietet sind. In den dargestellten Medaillons erblickt
man Brustbilder römischer Imperatoren. Die beiden
Stücke stammen aus der Rüstkammer zu Graz. Ita-
lienisch, um 1570.
492 . Ein Paar Faustrohre mit Radschlössern.
9 6
Saal XXIX.
493. Rennfähnlein aus rothcm Damast, mit
gemalten Darstellungen in Gold. Zwei Löwen, von
welchen der eine einen Hirsch anfällt, oberhalb ein
halb verwischtes lateinisches Distichon. Um 1570.
494. 495. Zwei Paar Faustrohre mit Rad-
schlössern.
496. Faustrohr mit Radschloss und zierlich
in Eisen eingelegtem Schafte. Der Lauf ist eine Arbeit
des berühmten Lazzaro Cominazzo des Ackeren zu
Brescia. Um 1580.
497 bis 503. Sieben Säbel orientalischer
Form, mit Griffen und Scheidenbeschlägen von vergol-
detem Messing. Nur vier sind orientalischer Herkunft
und vermuthlich Trophäen aus dem Türkenkriege von
1566. Einer davon, Nr. 501, ist europäische Arbeit und
stammt aus der Wende des XV. Jahrhunderts. Nr. 499,
gleichfalls nicht orientalisch, ist der ungarische Säbel,
welchen Erzherzog Ferdinand von Tirol selbst
getragen hatte. Er ist mit fein ciselirten Reliefs im
Stile der niederländischen Ornamentisten geziert. Alle
diese Säbel standen bei den Maskenfesten und soge-
nannten »hussarischen Turnieren« am Hofe des Erz-
herzogs Ferdinand zu Prag, Pilsen und Innsbruck in
Verwendung.
504. 505. Faustrohre mit Radschlössern.
506. 507. Zwei Handmörser, sogenannte
»Katzenköpfe«, zum Schiessen von Brandzeug, mit
metallenen Läufen. Ende des XVI. Jahrhunderts.
508. Sturmhaube. Blank, mit theils schwarz-
geätzten, theils vergoldeten Strichen. Um 1580.
509. Ein Paar Faustrohre mit Radschlössern,
von Lazzaro Cominazzo dem Aelteren. Um 1590.
Saal Maximilians II,
97
510. Rundschild aus geschliffener Fischhaut,
oriental Isi re nd, mit gemalten Ornamenten im chine-
sischen Stile im Innern. Um 1580 .
511. 512. Zwei leichte Reitergewehre mit
Radschlössern und mit Elfenbein eingelegten Holz-
schäften. Um 1580 .
5 13- Zwei Paar Reiterpistolen mit Rad-
schlössern und geriffelten Afterkugeln aus Elfenbein,
Um 1600 ,
514. Kleines Reitergewehr mit Radschloss.
Wand IIL
Unterhalb an der Wand.
Zunächst reihen sich drei Harnische der Garn nur
Kaiser Maximilians II., Nr. 490 , welche bereits be-
schrieben wurde. An diese sch Hessen sich
515. Latino Ursini, päpstlicher P'eldherr, (Gest.
1586 .} Kragen, Achseln, geschobenes Brust- und Rücken-
stück eines geschwärzten Harnisches (Krebs). Um 1570 .
Vor dem Fenster.
516. Caperation von gelber Seide, mit Appli-
cation in rother Seide, die Embleme des Vlies sordens
darstellend. Der Tradition nach soll dieselbe Philipp
dem Guten von Burgund angehört haben, sie ist aber
um mehr als ein Jahrhundert nach dem Ableben dieses
Fürsten' gefertigt und könnte, wenn schon einem
Philipp, nur dem König von Spanien dieses Namens
II. angehört haben. Bei der Caperation befindet sich
auch ein ganz gleichartig ausgestattetes Harnisch-
7
9§
Saal XXIX.
schösschcn, das zugehörige Wams befindet sich nicht
mehr in der Sammlung. Das Schösschcn wurde, um
cs in seiner Verwendung vor Augen zu führen, dem
nächststehenden Turnierharnische Nr* 517 beigegeben,
Rechts vom Fenster.
517 . Blanker Turnierharnisch mit linksseiti-
ger Handschuhverstärkung. Um 15 Go. Das nicht zuge-
hörige Harnischschösschen ist nur beigegeben, um
dessen Verwendung zu erklären.
518 Daniel von Rantzau, dänischer Feldherr.
(1539—1569.) Halber geschwärzter Harnisch, mit Vor^
steckbart, ohne Sturmhaube. Um 1560,
519 . Wilhelm Herzog von Jülich, Cleve
und Berg, (1516—1593.) Ganzer blau angelaufener
Hämisch mit glatten, vergoldeten Rändern. Um 1560.
520 . Cincio Capisucchi, Marschall der römi-
schen Kirche. (1525—1575,) Halber geschwärzter Har-
nisch. Um 1570*
Im Kasten gegenüber der Wand.
521 . Ausrüstung für Ross und Mann. Erz-
herzog Ferdinand von Tirol besass von ähnlichen
Ausrüstungen für festliche Aufzüge fünf Garnituren,
jede bestehend aus dem vollständigen Gcreit, voll-
ständiger Kleidung für den Reiter wie für den soge-
nannten $Patrin&, Diese Ausrüstungen, in den Metall-
theilen getrieben vergoldet und versilbert, Tn dem
Textilen Zugehör von Sammt in gleichem Dessin ge-
stickt, wurden nach den Farben unterschieden. So
bezeichnen die Inventare die rot he, blaue, schwarze,
Saal Maximilians II.
99
gelbe und aschgraue (aschergraue) Rüstung auf Ross
und Mann. Es sind von diesen Ausrüstungen noch
gleichzeitige Abbildungen in der Bibliothek der kunst-
historischen Sammlungen vorhanden. Die vor Augen
liegende ist die aschgraue Rüstung, bestehend in
Sattel, Rossstirne, Gelieger, Fürbug und einem Wams,
Alles in Grau und Silber ausgestattet. Italienisch, ver-
muthlich mailändisch, um 1570. Siehe auch Saal XXXII,
Nr. 698, 699, 703 und 704.
Wand IV.
Unterhalb längs der Wand.
522. Ascanio Sforza Graf von Santafiora.
(1520 — 1575.) Halber geschwärzter Harnisch mit Rän-
dern von Malergold. Um 1570.
523. Ganzer Feldharnisch, blank, mit schwarz
geätzten Strichen. Der Helm ist abgängig. Dabei einige
Wechselstücke. Um 1560.
524. Ganzer Harnisch ohne Schuhe. Um 1570.
525. Andreas Teufel Freiherr von Gun-
tersdorf, kaiserl. Feldhauptmann. (1522 — 1592.) Ge-
schwärzter Harnisch mit geätzten und vergoldeten
Rändern. Auf der Brust Christus am Kreuz, vor
welchem ein Geharnischter kniet. Brust und Rücken
um 1550, das Uebrige etwas spätere Arbeit.
526. Sebastiano Venieri, Doge von Venedig.
(1496—1578.) Halber blanker Harnisch mit schmalen
gekehlten und vergoldeten Aetzstrichen. Italienisch,
um 1560. (Siehe auch Saal XXVIII, Nr. 420.)
527. Kürisssattel, mit gekehlten und schwarz-
geätzten Stegen und sogenannten geschlossenen Steig-
lOO
Saal XXIX.
bügeln, auch »Frauensteigbügel« genannt. Der Bezug
ist nicht mehr der alte.
528 . Gabrielle Serbelloni, Statthalter von
Mailand. (1509—1579.) Halber geschwärzter Harnisch
mit vergoldeten Rändern. Auf der Brust ist in ver-
goldeter Aetzarbeit ein an einer Kette hängendes
Malteserkreuz dargestellt, dieselbe ist vorne zu öffnen.
Italienisch, um 1570.
Im Kasten vor dem Fenster.
In diesem Kasten werden zwei geweihte Schwerter
und Hüte bewahrt, wie solche schon seit dem XII. Jahr-
hundert und bis ins XVIII. die Päpste jenen Fürsten
zu verleihen pflegten, welche sich im Kampfe gegen
die Ungläubigen Verdienste erworben hatten. (Siehe
auch Saal XXVI, Nr. 182.)
529 . Geweihtes Schwert und Hut. Auf der
Klinge des Schwertes liest man: »PIVS V. PONTIFEX *
OPTIMVS • MAXIM VS • ANNO II.« (Pius V. Ghislieri,
geb. 1504, folgte 1566, starb 1572.) Auf dem Griffe von
vergoldetem Silber, wie auf dem in Gold gewebten
Gürtel erblickt man wiederholt das Wappen des
Papstes, wie auf der reich gezierten Scheide auch
dessen Bildniss im Medaillon. Auf dem rothsammtenen
Hute ist der heilige Geist in Gestalt einer Taube in
Perlen gestickt. Wie das alte Inventar sagt: »hat
solches schwert vnd huet Irer Fr. Durchl. Erzherzog
Ferdinand etc. Pabst pius der fünfft presentieren lassen « .
530 . Geweihtes Schwert und Hut. Der Griff
und die Scheide des Schwertes sind von vergoldetem
Silber, reich ornamentirt. Auf dem Knaufe erblickt man
Saal Maximilians II.
101
das Wappen des Papstes Clemens XIII. (Buoncampagni,
geh. 1502, folgte 1572, starb 1585), mit der Wappen-
figur, den Drachen, als Ziermotiv. Das Gürtelbeschläge
trägt die Aufschrift: »GREGORIVS * DECIMVS • TER-
TIVS • PONTIFEX • MAXIM VS • A. XI.« Der Hut ist mit
dem vorbeschriebenen von ganz ähnlicher und typischer
Form. Wie das alte Inventar berichtet, wurden beide
Stücke von dem genannten Papste durch den Bischof
von Sporeno am 9. Mai 1582 dem Erzherzog Ferdinand
übersendet.
In der Ecke gegenüber dem Fenster.
531. Niclas III. von Radzivil,
Grossmarschall von Litthauen. (Gest.
1584.) Schwarzer leichter Harnisch. Um
1570 .
532. Venetianische Glefe mit ge-
punzten Verzierungen auf der Klinge und
auf dem Schafte. Auf der Klinge erblickt
man das MailänderWaffenschmiedzeichen,
den Scorpion.
Oberhalb auf der Console.
533. Cesare di Napoli, Feldherr in vene-
tianischen, später in kaiserlichen Diensten. (1488 bis
1568.) Geschwärzte italienische Sturmhaube.
Im Kasten II, gegenüber der Wand.
534. Georg von Thury, Befehlshaber in Un-
garn. (Gest. 1571.)’ Ungarisches Schwert mit ara-
bischer Klinge, darauf in Goldtausia der Anfangsvers
der 48. Sure des Korans (Sura des Sieges), ferner des
102
Saal XXIX*
Waffenschmiedes Muhammed Al Anssari (das ist Mu-
hammed aas Medina)*
535- Degen mit eisernem geblauten Griffe mit
Faustschutzbügel. Die Klinge trägt die Marke und den
Namen des berühmten Waffenschmiedes Juan Martinez
in Toledo des Jüngeren.
536, Haudegen. Griff und Knauf sind aus ge-
schnittenem Eisen, mit aufgelegter Silbertausia und
Spuren von Vergoldung. Die gepunzten Marken auf
dem Klingenansatz sind nachgeahmt.
537, Gemeines italienisches Fussknecht-
schwert. Um 1570 .
538- Prunkdegen. Der Griff ist äusserst zierlich
geschnitten und mit Email geziert. Der Knauf wie die
Enden der Parirstangen und Faust schütz spangen bilden
trefflich modellirte Mohrenköpfe. Die gedämmte Klinge
ist von minderem Werthe. Italienisch, um 1590.
539. Spanisches Rappier. Der Griff ist aus
grauem Eisen, von zierlich geschnittener Arbeit. Auf
dem Knaufe ist ein Reitergefecht dargestellt.
Vjfif U Die lange Klinge führt Marke und Namen
des berühmten Waffenschmiedes Thomas
Ayala von Toledo (arbeitete Anfangs des XVII. Jahr-
hunderts),
540. Rappier. Der Griff mit doppeltem Faust-
schutzbügel ist mit abgeschlagener Silbertausia ge-
ziert. Die lange Klinge führt den Namen des
arSB Solinger Klingenschmiedes Meves Berns und
die Jahrzahl i6i3, ferner dessen Marke.
541. Zwei lange Faustrohre mit durch-
brochenen Einlagen in den Schäften und langen, aus
dem Vorderschaft zu ziehenden Bajonetten. Um 1620.
Saal Maximilians IL
io 3
542 . Ein Paar Faustrohre, Die Radschlösser
sind von der Anschlagseite zu spannen. Bez. 1640,
543 . Sturmhaube und Rundschild* Beide in
Eisen getrieben, theils vergoldet, theils in Goldtausia
geziert. Auf der Sturmhaube erblickt man Gruppen
von muskirenden Personen zwischen Trophäen. Auf
dem Mittelfelde des Rundschildes ist in einer figuren-
reichen Scene das Unheil des Paris in trefflicher
Com position und Arbeit dargestellt. Das Motiv der
Composition geht auf eine Handzeichnung Raphaels
zurück (Vasari, Edit. Milanesi V, p. 41 1), die sich aber
nur in Stichen von Marcanton (R. 245) und Marco da
Ravenna (B. 246) erhalten hat* Ein Rundschild des-
selben Meisters im Zeughause zu Berlin (Nr* 6477) ent-
hält die gleiche Scene, nach Marcanton genommen,
mit einigen Varianten* Der vorliegende Schild weicht
dadurch, dass die Frauengestalten bekleidet erscheinen,
noch weiter vom Originale Raphaels ab* Dem Ver-
muthen nach gelangten Sturmhaube und Schild als ein
Geschenk des Herzogs Wilhelm von Mantua 1561 an
dessen Schwager, den Kaiser Maximilian IL Die Einzeln-
heilen in der Zeichnung und technischen Behandlung
weisen auf die Werkstätte des Lucio Piccinmo in
Mailand.
544 . Faustrohr mit durchbrochenen Eisen-
einlagen im Schafte. Brescianer Arbeit*
545 * Fau Stroh r von ähnlicher Ausstattung* Der
Lauf ist von Lazarino Coininazzo dem Jüngeren*
(Gest. 1696 zu Gardüne.)
546 Zwei leichte Reitergewehre mit reich
in Elfenbein und Perlmutter eingelegten Schäften*
Um 1590,
io 4
Saal XXIX*
547. Rundschild mit getriebenen, vergoldeten
und versilberten Emblemen und Verzierungen, In den
Medaillons erscheinen allegorische Figuren, Jagd- und
Kampfscencn. Um 1590 ,
548. Rechtsseitiges Armzeug von ge-
schwärztem Eisen, Der Handschuh besitzt auch an
der inneren Handfläche Folgen, welche mit Spitzen
besetzt sind. Ausrüstung für das Handgemenge* Ita-
lienisch, um 1600 .
549. 550. Fahnenspitzen, theils geschnitten
und vergoldet, theils in Tausia geziert. Mailändisch,
um 1560 ,
551- Stock mit Schiessvorrichtung, in Elfen-
bein eingelegt.
552. Doppeltes Faustrohr von gleicher Con-
struction wie Nr, 43 s (Saal XXVIII), nur einfacherer
Ausstattung*
553. Faustrohr mit Bocklauf und zwei Rad-
schlössern*
554. Ein Paar Faustrohre mit Schäften aus
Elfenbein*
555* Faustrohr mit grosser Afterkugel und
feinen Einlagen von Bein im Schafte, welche in eine
Lage von Asphalt eingepresst sind,
556- Venetianischer Bombardierdolch, so-
genannter »Fussctto*. Mit Gradeinthei hingen in der
Klinge, welche die Kalibermasse darstellen sollen, aber
nur flngirt sind. Um ihoo*
557 bis 564. Faustrohre verschiedener Con-
Struction vom Ende des XVI* und Anfang des XVII*
Jahrhunderts.
Saal XXX.
Saal des Alessandro Farnese.
Rechts vom Eingänge beginnend und den Saal umschreitend .
Unterhalb längs der Wand.
565. Partisane.
566. Turnierharnisch, blank, mit schwarz-
geätzten Strichen. Um 1560.
567. Francesco Duodo, Admiral von Venedig.
(Gest. ca. 1580.) Halber Harnisch, geschwärzt, mit
vergoldeten Rändern. Italienisch, um 1580.
568. Turnierharnisch, mit schwarzgeätzten
Strichen.
569. Giacomo Soranzo, Procurator von Ve-
nedig. (1518 — 1599.) Halber, roh getriebener und ge-
schwärzter Harnisch. Auf der Brust ist ein ver-
goldetes Ordenskreuz aufgenietet. Italienisch, um 1570.
570- Stangenwaffe mit Schiessvorrichtung.
Um 1590.
571. Feldharnisch, blank, mit schwarzgeätzten
Strichen. Deutsch, um 1570.
572. Don Juan d’ Austria, natürlicher Sohn
Karl V. (1547—1577.) Rest einer Garnitur eines ita-
lienischen Prunkharnisches, zu zwei Harnischen zu-
sammengestellt. Gebläut, mit reichen Verzierungen
io 6
Saal XXX.
in Gold- und Silbertausia. Dabei ein Rundschild. Die
eingestreuten figuralen Embleme stellen allegorische
Figuren, darunter den Triumph der Liebe dar. Um 1575-
573 - Halber Feldharnisch, geschwärzt, von
roher Arbeit. Um 1570.
574 . Partisane mit doppelter Sc Kies s Vorrich-
tung, in vergoldeter Aetzung geziert. Um 1580.
575 , Ganzer Feldharnisch, blank, mit schwarz-
gcatzten Strichen. Deutsch, um 1570.
I11 den W aff'engruppen oberhalb zeigen sich, und
zwar in der Wandmitte durchbrochene, sogenannte
»niederländische* Helmbarten, ferner drei Zwei-
händer, In der Gruppe zur Rechten drei Helm-
b arte n d er Zeit u m 1 570, f e r n e r z we i Tr a baute 11-
consen Kaiser Maximilian II. , endlich wieder drei
Zweihänder. 0 her ha 1 b d er Wa ft e ng.ru p pen e rb lick t
man drei Fahnen: eine Feldfahne mit dem Bildnisse
des heiligen Georg, eine kleine Reiterfahne, mit dem
Embleme eines von Pfeilen durchstochenen Herzens
und der Jahreszahl 1614, endlich eine Reiterfahne
mit dem Bildnisse des Gekreuzigten einerseits und
dem Bindenschilde anderseits.
Im Kasten I, vor dem Fenster.
576 . Pulverflasche, mit Ueberzug von mit
freier Hand geschnittenem Leder, mit welchem Krieger-
figuren und Trophäen dargestellt sind. Italienisch,
um 1580.
577 . Morion. Blank. An beiden Seiten erblickt
man in Schwarzätzung das Wappen der Tiroler Grafen-
familie Spaur.
Saal des Alessandro Farnese. jQy
578- Morion, mit grünem Sammt überzogen,
579 bis 583. Zwei Musketierpulverftaschen
und drei Flaschen für das Zündkraut, von Holz,
mit gelbem Sammt überzogen und mit vergoldeten
Beschlägen geziert. Dabei die originalen Quasten und
Schnüre ans Wolle. Um 1580,
584. Ein Paar Pistolen mit Radschlössern und
fein durchbrochenen Eisenbeschlägen im Schafte. Ita-
lienisch, um 1620,
585. Pul verlasche aus getriebenem Leder,
muschel förmig gestaltet. Italienisch, um 1590,
586. 587. Zwei Paar Pistolen mit Rad-
schlössern, Um 1620,
588. Pistole zum Schiessen von Brand zeug, mit
Messingeinlagen im Schafte. Um 1620.
589, Rundschild von Eisen, mit schwarzem
Sammt überzogen, reich in Gold und Silber gestickt
und mit bandartigen Beschlägen aus Eisen, welche
theils in feiner Goldtausia, theils in Hochätzung ge-
ziert sind. Das Innere ist mit schwarzem Sammt über-
zogen und in Sou tachear beit in Gold gestickt. Einzelne
Wiederholungen von Ziermotiven der sogenannten
mal ländischen Rüstung (Saal XXVIII, Nr. 444 und 475)
lassen erkennen, dass der Schild aus der Werkstätte
des Giovanni Battista Serabagiio in Mailand stammt.
Um 1570.
590, Kleines Reitergewehr. Der Schaft ist
mit einer röthlichen Harzmasse überzogen, in welcher
kleine Partikel von farbigen Steinen und Perlmutter
gepresst sind. Um 1580.
591. Kleines Reitergewehr. Der Schaft ist
reich in Elfenbein eingelegt.
io8
Saal XXX.
592. Modell eines Harnisches mit Sturm-
haube ohne Unterbeinzeug. Blank, mit schwarzge-
ätzten Strichen. Er trägt die Augsburger Beschaumarke.
593. 594. Zwei Pulverflaschen mit durch-
brochenen und getriebenen Beschlägen, welche in
Goldtausia verziert sind. Mit selben sind Krieger-
gestalten und Trophäen dargestellt. Die Quasten der
einen aus Wolle, der andern aus rother Seide, sind
original.
595. Handpöller zum Schiessen von Brand-
zeug (Katzenkopf). Das Metallrohr zeigt die Buch-
staben M • D und die Jahrzahl 1622.
596. Kleines Schwert mit Griff aus geschnit-
tenem und vergoldetem Eisen. Die Klinge trägt per-
sische Decors in Tausia, die sich als eine alte Imita-
tion erkennen lassen.
597. Rappier. Der Griff ist aus ciselirtem Silber.
Am Knaufe ist die Büste eines Mannes mit antikem
Helme dargestellt. Die Klinge trägt den Namen des
Klingenschmiedes Thomas Ayala in Toledo.
598. Degen, mit Griff aus durchbrochenem
Eisen.
599. Don Juan d’ Austria. (1574—1577.) Prunk-
degen. Der Griff ist durchbrochen gearbeitet, vergoldet
und mit aufgeschlagcncn Silberperlen geziert. Die
Parirstange und die Faustschutzbügel stellen Ketten
dar. Dabei die Scheide, das in schwarzem Sammt ge-
stickte Gehänge und eine Dolchscheide.
600. Degen mit geschnittenem Knauf und
Korb aus grauem Eisen. Die Klinge trägt die
Marke und den Namen des Klingenschmiedes
Weilm Klein in Solingen.
Saal des Alessandro Farnese»
109
60 ! . Rappier. Der Griff, Knauf und Korb be-
stehen aus einer lichtblauen Glaspasta, Die Klinge trägt
die Inschrift » Jesus Maria«. Um 1590.
602 . Degen. Der Griff ist überaus fein und
zierlich in Eisen geschnitten. Die Arbeit scheint von
der Hand jenes Meisters zu sein, der das Gefäss des
Degens Nr, 364 (Saaal XXVII) fertigte. Auch hier ist
die stilvolle Zeichnung und die minutiöse Detaildurch-
führung zu bewundern. Die Klinge trägt gleich 364
die Marke und den Namen Pietro Formicano aus
Padua. Um 1580.
603 . Streitkolben mit Schiessvorrichtung, soge-
nannter * Weihwassersprenger«, von Holz, mit rohen
Einlagen in Bein; Um 1600.
604 . Ein Paar Pistolen mit sehr zierlichen
Radschlössern, welche den Namen des Büchsen-
machers Jean Vadenouge tragen. Niederländisch, um
IÖQO,
605 . Handpöller zum Schiessen von Brandzeug,
Zwischen den Fenstern.
606 Ottavio Farnese, Herzog von Parma.
{1535 — 1586.) Ganzer geschwärzter Feldharnisch, mit
seicht getriebenen Verzierungen. Italienisch, um 1570.
607 , Caperation, zum Harnische des Alessandro
Farnese gehörig, welche unter Nr, 635 beschrieben
wird,
608 . Alessandro Farnese, Herzog von Parma.
(1544—1592.) Kragen, Brust-, Rückenstück und Hand-
schuhe eines schweren geschwärzten Harnisches,
Um 1565,
I 10
Saal XXX,
Im Kasten II, vor dem Fenster.
609. Erzherzog Karl von Steiermark, (1540
— 1590 ,) Schwert mit gebläutem Griffe und alter Klinge,
610 Schwert, Der Griff ist neuere Arbeit und
ohne Werth. Die schöne persische Klinge mit charak-
teristischen figuralen Ornamenten in Gold- und Silber-
tau sia und den Sprüchen In Talikschrift : >0 du
Schwert, von dem der Glaubensfeind umkommen
mag, der Garten des Sieges werde durch dein Wasser
erquickt! Dein Besitzer sei einer, der durch das
Schwertgehet Schutz erhält, dein Genosse sei der
Hauch des DsM-fakär. *) Jeden Tag zuckt die Sonne
ein Schwert, um das Herz der Liebenden (zu ver-
wunden?)«
611 Kleines Prunkschwert mit Griff aus ver-
goldeter Bronze und schön geätzter Klinge,
612- Prunkschwert, Der Griff aus vergoldeter
Bronze ist mit Perlmutter belegt und mit kleinen
Rubinen besetzt. Mehr Werth besitzt aber die alte
Klinge. Die rothsammtene Scheide trägt ein imitirtes
Besteck,
613, Kleines Schwert, Der Griff ist geschnitten
und in Gold und Silber tausch! rt. Die Klinge trägt den
italienischen Stempel V * F.
614, Schwert. Der Griff ist spätere Arbeit vom
Ende des XVI. Jahrhunderts. Die italienische Klinge
mit vergoldeten Gravirungen am Ansatz gehört dem
Anfänge des XVI, Jahrhunderts an.
q Dsü-1-fakar, gemeinlith Zulftkar genannt, ist der
Name des Schwertes Ali’Sj des Schwiegersohnes des Pro-
pheten, Es wird mit zwei Klingen abgebildet.
Saal des Alessandro Farnese.
[ I l
615 . Ungarischer Säbel mit sogenannter
»Paternosterklinge«, mit symmetrisch verLheilfcen ein-
geschliflfeuen Grübchen, welche angeblich die Kugeln
des Rosenkranzes vertraten.
616 . Erzherzog Maximilian IIL, Hochmeister
des deutschen Ordens* (1558—1618.} Schärpe von rother
Sctde, mit dem Rüde des Gekreuzigten in farbiger
HochStickerei. Um 1580.
617 . 618 . Zwei Faustrohre mit Radschloss.
Revolversystem mit sechssch rissigen Trommeln. Um
1590*
619 - Sturmhaube, Schild, Panzerschuhe,
Sporen und ein Streitkolben, zur Harnischausrüstung
Alcssaiidro Farnese’s gehörig, welche unter Nr. 635
beschrieben wird.
620 , Ein Paar Steigbügel, in Gold- und auf-
geschlagener Silbern usia geziert. An den Steigriemen-
gehäusen zeigt sich die kaiserliche Krone. Um 1570,
621 , Ein Paar Streithacken mit Schiess Vor-
richtung, sogenannte »Schiesshacken«. Die Schäfte
sind reich mit Elfenbein eingelegt. Um 1660.
622 , Ein Paar Pistolen mit Flintenschlössern.
Die Schlosstheile sind geschnitten. Um 1650,
623 - Ein Paar Pistolen mit doppelten Fliitten-
schlössern für zwei übereinander geladene Schüsse im
Rohre. 1650.
624 . Schützenhaube. Blank, mit theils schwarz-
geätzten, theils vergoldeten Strichen und figuralen
Emblemen, Allegorien enthaltend. Um 1580.
625 , Ein Paar Steigbügel von vergoldetem
Messing. Auf den Riemengehäusen zeigen sich die
I 1 2
Saal XXX.
Buchstaben TA und F, verschlungen in durchbrochener
Arbeit.
626. Spiessklinge von grauem Eisen, mit feiner
Gold- und aufgeschlagener Silbertausia geziert, ln der
Mitte zeigen sich beiderseits allegorische Embleme.
Italienisch, der Meister vom Harnische Nr. 572.
627. Kaiser Ferdinand II. (1578—1637.) Com-
mandostab aus gedrehtem Elfenbein, mit Beschlägen
aus Gold mit translucidem Email. Oberhalb erblickt
man den Kopf des Kaisers, von einem Visirhelm be-
deckt, in Email, mit Edelsteinen geziert. Die Email-
arbeit in der Art des Augsburgers David Attemstetter.
628. Feldbesteck, enthaltend zwei Messer mit
Griffen von durchschimmerndem Horn in Lederscheide.
Bezeichnet »1588«.
629. Ochsenzunge mit gepunzten Ornamenten
auf dem Griffe.
630. Patronbüchse von Eisenblech, mit schwarz-
geätzten Verzierungen. Am Gürtel zu tragen. Zu einer
niederländischen Arkebusierausrüstung gehörend. Um
1580.
631. Reste eines ungarischen Reitzeuges,
mit in schöner Zeichnung gepressten silbernen Be-
schlägen. Italienische Arbeit, um 1580.
632. Pulverprobe mit Hebelsystem und Zahn-
radhemmung.
Unterhalb im Kasten sind Radschlösser verschie-
dener Grössen und Systeme aufgestellt.
An der Mittelsäule, gegenüber der Wand.
633. Pferderüstung, bestehend aus einem
Sattel mit schwarzem Bezug und vergoldeten Stegen,
Saal des Alessandro Farnese. i j 3
einer blanken Rossstirne und einer vollständigen soge-
nannten Parsche aus Elenhaut, welche dicht mit
eisernen kleinen Ringen benäht ist. Um 1560.
634. Sattel mit getriebenen, vergoldeten und
in Gold tauschirten Stegen. Auf dem Vorderstege
erblickt man Samson, mit allegorischen Figuren. Der
Sattel ist gleich jenem Nr. 636 Alessandro Farnese
zugeschrieben. Arbeit in der Art des Lucio Piccinino
in Mailand. Der Bezug ist neuere Zuthat.
Im Kasten.
635. Alessandro Farnese, Herzog von Parma.
(1544 — 1592.) Prunkharnisch sammt Gereit(6oy), Sturm-
haube, Sporen und Streitkolben (619). Gebläut und
ganz mit theils vergoldeten, theils versilberten Reliefs
bedeckt, welche Ornamente allegorische und mytho-
logische Figuren darstellen. Die reich gezierten Striche
werden durch Festons verbunden. Auf dem im Kasten II
aufgestellten Rundschildc sind die ephesische Diana
und die Jahreszeiten dargestellt, in der Mitte die
Uebergabe einer Stadt. Das ursprünglich mit blauem
Sammt ausgestattet gewesene Gereit ist mit Platten
aus vergoldetem Silber geziert, welche mit grossen
orientalischen Türkisen besetzt sind. Rossstirne und
Sattelstege sind gleich dem Harnische gehalten. Arbeit
des Mailänder Tausiators Lucio Piccinino um 1570.
636. Sattel, ähnlich wie Nr. 634. Am Vorder-
stege erblickt man David mit dem Haupte des
Goliath, ferner Schlachtscenen. Alessandro Farnese
zugeschrieben. In der Art des Lucio Piccinino.
637. Pferdeausrüstung, ähnlich wie Nr. 633 ,
bestehend aus einem Sattel mit blanken Stegen und
8
ii4
Saal XXX.
Bezug aus weissem Leder, blanker Rossstirne und
einer vollständigen Barsche aus Elenhaut. Um 1560.
Wand III.
Unterhalb, längs der Wand.
638. Turnierharnisch. Blank, mit schwarz-
geätzten Strichen. Deutsch, um 1560.
639. Johann Baptist Freiherr von Thurn
und Taxis. (Gest. 1588.) Schwerer geschwärzter,
schussfreier Harnisch. Um 1585.
640. Sforza Pallavicini, Marchese von
Cortemaggiore, Feldherr Karl V. (Gest. 1585.)
Ganzer blanker Feldharnisch, mit eingestempften
Sternen geziert. Italienisch, um 1570.
641. Venetianische Glefe, mit gepunzten Ver-
zierungen, darunter das Wappen der Veroneser Patri-
cierfamilie Cavalli. Darüber wurde in ersichtlicher
Hast der Doppeladler geätzt.
642. Jobst Josef Graf von Thurn und
Valsassina. ( 1533 — 1589.) Halber geschwärzter Har-
nisch mit deutscher Sturmhaube. Um 1580.
643. Astore Baglioni, venetianischer Feldherr.
(1528—1571.) Blankes Brust- und Rückenstück, mit
schwarzgeätzten Zügen und figuralen Darstellungen.
Italienisch, um 1560.
644. Erzherzog Karl von Steiermark. (1540
—1590.) Ganzer Landsknechtharnisch, gebläut, mit
blanken Fürfeilen. Die Sturmhaube ist mit schwarzem
Sammt überzogen, das Gesicht schützt ein an die
Brust befestigter sogenannter »fürfallender« Bart.
Um 1570.
Saal des Alessandro Farnese.
1 1 5
645 . Brust und Rücken sammt Schössen
eines blanken Kinderharnisches. Derselbe war in den
jüngeren Inventaren Kaiser Karl V. zu geschrieben,
dies beruhte auf einem Irrthume, Er gehörte ver-
muthlich dem Markgrafen Karl von Burgau, {1560 —
1618.) Um 1570.
646 . Guido Bentivoglio, Feldherr. (Gest, um
1568,) Halber Feldharnisch, mit schwarzgeätzten und
schwarz bemalten Strichen. Italienisch, um 1560,
647 . Agostino Barbarigo, Unteradmiral Ve-
nedigs. (Fiel bei Lepanto 1571.) Halber geschobener
Harnisch, geschwärzt, mit geätzten und vergoldeten
Rändern und getriebenen Verzierungen, Italienisch,
11m 1565.
648 . Partisane mit doppelter Schiessvorrich-
tung, geätzt und vergoldet. Italienisch, um 1570,
Oberhalb,
Grosse Fahne eines Fussknechtregimentes, von
rothem Taflet, mit applicirtem Andreaskreuz ausweisser
Seide, dazwischen das Monogramm Christi I H S in
Gold, ferner eingestreute Flammen und schwarze
Striche, welche die Schlagspuren des Feuerstahles
(Feuereisen) darstellen sollen. Um 1560.
Wand IV.
Unterhalb, längs der Wand,
649 . Ascanio della Cornea, Feldherr. (Gest,
um 157 z.) Schwerer, roh geschlagener und geschwärzter
Harnisch mit Sturmhaube, letztere in Form eines alten
Bassinets des XIV. Jahrhunderts, Italienisch, um 1570.
S*
Saal XXX.
I 16
650 . Kiirisssattel mit in Hochätzung gezierten
blanken Stegen* Der Bezug ist spätere Zuthat. Um 1570.
651 * Halber Prunkharnisch, gebläut, reich in
Gold- und Silbertausia geziert, mit vielen allegorischen
Darstellungen in den Strichen. Hervorragende ita-
lienische Arbeit, um 1570. Dabei die Stege zweier
Sättel und zwei Paar Handschuhe.
652 . Kürisssattel, ganz gleich wie Nr. 650*
653 Spiess mit doppelter Schiess Vorrichtung.
Die Eisen theile sind in schöner Schwarzätzung geziert.
Er tragt das Zeichen der Augsburger Beschau. Uni 1570.
654 . Ludovico Pico Graf von Mirandola.
{Gest* 1574 ) Halber gebläuter Harnisch mit vergol-
deten Rändern. Italienisch, um 1570.
655 . Vespasiano Gonzaga, Herzog von
Sabbionetta. (Gest. 1591.) Halber blanker Harnisch,
mit breiten vergoldeten Aetzstrichen und flguralen
Darstellungen in denselben. Italienisch, um 1570.
656 . Friedrich II., König von Dänemark.
{1534.^1588.) Halber geschwärzter Fussknechtharnisch,
mit Sturmhaube und »fürfallendem« Vorsteckbarte.
Um 1580,
657 . Johann Rueber Freiherr von Füchsen-
dorf und Grafen wert, Oberbefehlshaber in Ungarn.
(Gest. 1580.) Halber geschwärzter Harnisch, ähnlich
dem vorigen. Um 1575,
658 - Spiess mit Spring klinge und einfacher
Schiessvorrichtung, in Schwarzätzung geziert. Deutsch,
um 15S0.
659 . Johann Kasimir, Pfalzgraf am Rhein.
(1543*^1592.) Halber geschwärzter, schussfester Har-
nisch, von der Form wie Nr, 656 und 657, Um 1580*
Saal des Alesssmdro Farnese#
7
An der Mittel sau le, gegenüber der Wand.
660 . Ungarische Panzerrüstung vom Ende
des XVI ♦ Jahrhunderts*
66L Arkebusierharnisch, geblaut, mit geris-
senen Strichen. Um 1590.
Oberhalb an der Wand erblickt man Reste von
Fahnen aus dem Heere Kaiser Ferdinand IL und des
Erzherzogs Maximilian III. von Tirol#
SAAL XXXII.
Saal Rudolf II.
Rechts vom Eingänge beginnend und denSaal umschreitend.
Unterhalb längs der Wand:
662 . Helmbarte mit doppelter Schiessvorrich-
tung. Die Eisenthcile durchaus in Schwarzätzung ge-
ziert. Um 1580.
663 . Ganzer Feldharnisch, blank, mit in
Gold- und aufgeschlagener Silbertausia gezierten Stri-
chen. In den in selben eingestreuten figuralen Dar-
stellungen erscheinen Figuren in Landsknechttracht,
wie selbe in »Fronsberger’s Kriegsbuch« häufig er-
scheinen. In einem Medaillon des rechten Diechlings
(Oberschenkelschiene) zeigt sich die Jahrzahl 1582.
664 . Trabharnisch, geschwärzt, mit blanken
Fürfeilen. Um 1580.
665 . Jakob Hannibal Graf vonHohenembs.
(1530—1587.) Halber schwarzer Harnisch. Um 1580.
666. Galeazzo Fregoso, Graf von Mureto.
(1532 — 1612.) Ganzer geschwärzter Feldharnisch, mit
schmalen vergoldeten Zügen. Auf der Brust ist an
einer Kette ein schief herabhängendes Medaillon mit
dem Bildnisse des heil. Michael dargestellt. Um 1575.
667 . Kaiser Rudolf II. (1552-1612.) Halber
Harnisch, blank, mit schwarzgeätzten und vergoldeten
Saal Rudolf II.
9
Zügen, ohne Rüsthaken. In diesem Harnische ist der
Kaiser als Herzog von Burgund in einem Stiche von
Martin Rota 1574 *) dargestellt. Ein zweites Mal er-
scheint Rudolf IL als Kaiser in diesen Harnisch ge-
kleidet in einem Stiche von Aegvdius Sadcler von 1609.
Um 1570.
668. Gemeiner blanker Reiterhamiseh,
um 1580,
669 . Halber Harnisch, mit schwarz geätzten
Strichen, dabei ein gleich Ornament irter Rund schild*
Italienisch, um 1580,
670 . Gemeiner blanker Reiterhamiseh,
Um 1575.
671 . Christof Freiherr von Teuffenbach,
kais, FeldmarschalL (Gest, 1599 ) Halber geschwärzter
Harnisch. Um 15S5.
Im Kasten I, gegenüber der Wand,
672 . Italienischer Raufdegen, mit schön
Ornament irrem, durchbrochen gearbeitetem Korbe, der
dazu gehörige gleich ausgestattete Dolch, ein soge-
nannter Parirdolch, befindet sich in demselben Kasten
unter Nr. 692,
673 . Ungarischer Säbel sammt Scheide, mit
vergoldetem Messing montirt.
674 . Fechtrappier mit vollem vergoldeten
Korbe, Italienisch, um 1590,
675 . Ungarischer Säbel, ähnlich wie Nr, 673,
676 . Degen mit ganzem Faustschutz, Um 1590.
Eia zweiter, in den Gesichtszügen etwas veränderter
Abdruck derselben Platte trägt die Jahrzahl 1577* (R 97,)
120
Saal XXXII.
677 . Ungarischer Säbel, ähnlich wie Nr. 673
und 675.
monte in Toledo.
679 . 680 . Zwei Paar Pistolen mit Wende-
läufen und französischen Flintenschlössern der ältesten
Form. Um 1650.
681 . Sturmhaube und Rundschild. Getrieben,
versilbert und vergoldet. Italienisch, um 1590.
682 . Ein Paar Sporen mit durchbrochenen
Stegen.
683 . 684 . Streithammer und Streithacke,
beide mit Schiessvorrichtung und Flintenschlössern.
Die Schäfte sind verbeint. Um 1660.
685 . Rennfähnlein mit dem in Oel gemalten
Bildnisse des heil. Georg, in dessen Schilde das Wap-
pen des deutschen Ordens sichtbar ist. Aus dem Heere
Erzherzogs Maximilian III., Hochmeister des deutschen
Ordens. Um 1600.
686. Sturmhut mit breiter Krempe aus Filz,
Calotte und Naseneisen. Oberhalb erblickt man ein
Jerusalemkreuz in Messing, darauf der Spruch: »IN •
HOC • SIGNO • VINCES«. Innen breite Bänder aus grüner
Seide. Wahrscheinlich die kriegerische Kopfbedeckung
eines ungarischen Bischofs. Um 1600.
687 . Ein Paar Sporen mit hohl gebildeten
Stegen zur Aufnahme von Trinkwasser, sogenannte
»Feldflaschensporen«. Um 1620.
688. 689 . Schwertgriffe von geschnittenem
Eisen, gebläut und theils vergoldet. Um 1600.
678 . Lange Stecherklinge mit
Marken und dem Namen des
Klingenschmiedes Pedro de Vel-
Saal Rudolf 11.
2
69(h Musketirpulverflasche mit Bezug aus
schwarzem Sammt und Beschlag aus gegossenem Mes-
sing. Italienisch, um i6oo,
69 I. Pferdemaulkorb ans durchbrochenem
Messing und Eisen. In den Emblemen zeigt sich der
kaiserl. Adler und die Jahreszahl 1593.
692. Parirdolch, sogenannte » Linkehand«,
zum Degen Nr. 672 gehörig.
693- Dolch. Die orientalische Klinge trägt am
Ansätze eine arabische Inschrift. Der Griff aus vergol-
detem Silber ist mit gravi rten Ornamenten verziert,
der Knauf besteht aus einer türkisfarben Emailmasse.
Die Scheide von Leder besitzt Beschläge von vergol-
detem und mit Gravuren ausgestattetem Silber, welche
dicht mit schönen Cameen besetzt sind. Um iöiu,
694. Dolchmesser. Das Heft besteht aus ge-
schnittenem, theils vergoldetem Eisen und ist mit
kleinen Edelsteinen geziert.
Zwischen den letztgenannten Gegenständen auf
beiden Etageren finden sich gewöhnliche Reiter- und
Kutschenreitersporen aus Messing und Eisen aus
der Zeit Kaiser Rudolf II. und Mathias.
695. 696, 697. Pistolen mit Flinten schlossern
ältester Form,
Wand II,
Unterhalb, längs der Wand .
Im Kasten vor dem Fenster,
698 699, Die sogenannte »rothe und
schwarze« Rüstung auf Ross und Mann des
Erzherzogs Ferdinand von Tirol, bestehend aus den
Sätteln mit den zugehörigen Ross Stirnen, den gestick-
I 22
Saal XXXII.
ten Caperationen, überzogenen Sturmhauben und
Röckchen. (Vergl. Saal XXIX, Nr. 521.)
Zwischen den Fenstern.
700 . Halber Reiterhamisch , geschwärzt,
mit den originalen Vorstössen (Aufbreitung) in Gold-
passementerie. Um 1575.
701 . Ganzer blanker Harnisch.
702 . Erzherzog Albrecht VII. (1559—1621.)
Ganzer Harnisch zum italienischen Gestech, über die
Pallia von grauem Eisen ganz mit gcpunzten und ver-
goldeten Ornamenten bedeckt, in welchen zahlreich
die Buchstaben I und S verschlungen erscheinen.
Es bilden diese zweifelsohne das Monogramm der
Gemahlin Albrechts, der Prinzessin Isabella Clara
Eugenia (1566 - i 633 ). Der Erzherzog ist in diesen
Harnisch gekleidet in einem Gemälde eines unbe-
kannten Meisters dargestellt, welches sich im könig-
lichen Museum zu Brüssel befindet. Albrecht VII. trug
denselben bei seinem Einzuge in Brüssel (1583) und in
der Schlacht bei Nieuport(i6oo). 1 ) Einzelne Theile von
dieser Garnitur, zumeist dem Rosszeuge angehörend,
werden noch im königl. Museum zu Brüssel bewahrt. 2 )
Wahrscheinlich spanisch, um 1580.
J ) Der Harnisch bildete eine ganze Garnitur, von
welcher selbstverständlich der Erzherzog bei den erwähnten
Gelegenheiten nur den Feldharnisch trug. Catalogue des
armes et armures par E. van Vinckerov, p. 99.
*) L’armure de parade de l’Archiduc Albert, par
J. Destree. Annales de la societe d’Archeologie de Bruxelles
1888. Nach den Angaben in den alten Inventaren soll die
Garnitur auf 4000 Gulden geschätzt worden sein.
Saat Rudolf II.
n3
Im Kasten vor dem Fenster,
703 , 704 . Die sogenannte »gelbe und
blaue« Rüstung auf Ross und Mann des Erz-
herzogs Ferdinand von Tirol. (Vcrgl. Saal XXIX,
Nr* 521 und 698 und 699 dieses Saales.)
An der Säule gegenüber der Wand,
705 . Kürlsssattel mit geätzten Stegen, theils
im Grunde gebläut, theils vergoldet. In den figuralen
Scenen sind die Thaten des Herkules dargestellt*
Im Kasten,
706 . Kaiser Rudolf II. (1552—1612.) Prunk-
harnisch. Dieser zu den hervorragendsten Kunstwerken
zählende Harnisch ist, wie die angestellten Forschungen
des Archäologen J. H. von Hefner-Alteneck ergaben,
nach einem Entwürfe des Hofmalers He rzogsWil he Im V*
von Baiern , Christof Schwarz aus Ingolstadt (gest, 1594)
ausgeführt worden. Der Grund des Harnisches ist matt-
grau gehalten, von selbem erheben sich geschmackvoll
gez e I c hne te A rab es ke n m i t ein g est re u ten p ha n tasti sch en ,
allegorischen und mythologischen Darstellungen in voll-
endeter Durchbildung der Details, In den figuralen
Scenen sind die nackten Theile blank gehalten, die
Draperien und Arabesken ebenso wie die Randbor-
düren in Gold und Silber tauschirt* Die bildlichen
Darstellungen zeigen einige der Thaten des Herkules,
und zwar in der Mitte der Brust der ruhende Heros im
goldenen Schuppenpanzer ; zur Rechten Herkules, den
Cerberus bändigend, zur Linken der Kampf mit der
124
Saal XXXII.
lernäischen Hydra; auf den beiden Vorderflügen,
Herkules mit Antäus ringend; auf dem Rücken in der
Mitte Herkules die Säulen tragend, zur Rechten die
Einfangung des cretensischen Stieres, zur Linken der
Kampf mit dem nemeischen Löwen. Deutsche Arbeit,
um 1590.
707 . Kürisssattel mit in Hochätzung gezierten,
theils vergoldeten blanken Stegen. Kaiser Rudolf II.
(1552—1612) zugeschrieben, was sich durch das dar-
gestellte Tellurium zu bestätigen scheint. Deutsch,
um 1590.
Wand III.
Unterhalb, längs der Wand.
708 . Ferdinando Graf von Nogarola, Be-
fehlshaber in Ungarn. (Gest. 1590.) Halber schwarzer
Harnisch. Um 1580.
709 . Ferdinand, Herzog von Baiern. (1550
— 1608.) Ganzer blanker unverzierter Harnisch zum
Kussturnier. Er trägt das Augsburger Beschauzeichcn.
Um 1580. (Siehe auch Nr. 719.)
710 . Peter Emst Graf, seit 1594 Reichsfürst
von Mansfeld. (1514 — 1604.) Geschwärzter schuss-
freier Harnisch mit Schützenhaube (sogenannter Pike-
nierharnisch). Um 1590.
711 . Ganzer Harnisch. Blank, von ungemeiner
Schwere. Er trägt einen unbekannten, wahr-
scheinlich niederländischen Plattnerstempel,
welchen wir auch auf einer Rossstirne bei
Nr. 766, Saal XXXIV, wieder antreffen.
Saal Rudolf II«
12 ?
712, Halber Prunkharnisch mit Rundschild
von grauem Eisen, mit reichen Verzierungen in Gold-
und Silbe rtausia, Ein Meisterwerk der Tauschirkunst,
wahrscheinlich italienische Arbeit vom Ende des
XVI. Jahrhunderts.
713, Ganzer gebläuter Harnisch mit Strichen
von Malergold. Um 1590.
714, Gemeiner blanker Harnisch. Her ge-
schlossene Helm zeigt im Nacken zahlreiche Durch-
löcherungen (Luftgeber), Um 1580.
715 Francesco von Verdugo, Feldherr, (1500
bis 1595*) Halber gebläuter Harnisch mit Pikenier-
handschuh. Um 1575,
716, Niclas Christof von Rad zivil, Herzog
von OHka. (1549 - 1616,) Halber geätzter Prunkhar-
nisch mit vergoldeten, versilberten und bemalten Band-
ornamenten durchaus geziert. Um 1575,
717, Helmbarte mit doppelter Schiess-
vorrichtung, in vergoldeter Aetzung geziert.
Sie trägt eine steirische Klingenschmied-
marke. Um ißoo.
Oberhalb an der Wand, befindet sich eine grosse
Feldfahne des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol
(1628—1662) aus grünem Talfct mit den Wappen von
Tirol, Schwaben, Eisass und Habsburg. In der Mitte
das Monogramm des Erzherzogs.
Im Kasten II, gegenüber der Wand.
718, Erzherzog Maximilian III., Hochmeister
des deutschen Ritterordens. (1558—1620.) Zischägge
oder ungarische Sturmhaube aus lichtem Eisen, durch-
aus geätzt und vergoldet. Um 1600.
Saal XXXI L
I 26
719. Reiterhammer von blankem Eisen, zur
Harnischausrüstung Ferdinands Herzog von Baiern,
Nr, 709 , gehörig.
720. Pferdemaulkorb aus durchbrochenem
und verzinntem Eisen, mit der Jahreszahl 1609 ,
721. Ein Paar Pistolen mit FI inten schlossern
und Eisenmontirung, bez. »Piraube aux Galleries
i683«. (Paris, im Louvre.) Am Schlosse liest man
»Aqua fresea«.
722. Ein Paar Pistolen mit Flintenschlössern
und Schnapphahnbatterien, bez. »Pietro Fiorentino«,
die Läufe bez. »Lazarino«,
723. Ein Paar Pistolen mit Flintenschlössem
und zwei Läufen, bez. »Cornelis Coster in Utrecht«,
724 Dolchmesser. Der Griff ist aus Ahorn-
holz, die Parirstange bildet einen Hammer und einen
Schraubenzieher. Auf der Klinge zeigt sich in Schwarz-
ätzung ein steigender Fuchs und die Buchstaben J. D.
Es ist die Wappenfigur der österreichischen Familie
Dieterich. Um 1620 .
725- Ein Paar Pistolen mit reichen, durch-
brochenen Eisenbeschlägen. Schlösser bez, »Pietro
Fiorentino, 1695 *, Läufe »Lazaro Lazarino«.
726. Ein Paar Pistolen, Hinterlader mit
Wellenverschluss, bez. »Michele Lorenzoni«.
727. Karl III., Herzog von Lothringen.
( 1543 — 1608 .) Zischagge oder ungarische Sturmhaube,
gekehlt, gravi rt, theilweise vergoldet und mit unechten
Edelsteinen besetzt. Um 1580 .
728. Ein Paar Steigbügel von durchbrochenem
Eisen,
729. Rennfähnlein Erzherzogs Maximilian III,
Saal Rudolf II.
l2 7
(1558—1620) von rothcm Seidenstoffe. An einer Seite
findet sich die gemalte Darstellung der heil. Jungfrau,
mit dem heil. Georg und der heil. Elisabeth, an der
andern das Kreuz des deutschen Ritterordens.
730. Kleine Reiterflinte mit messingenem Lauf
und Schloss. Auf ersterem liest man: »Felix Werder
Tiguri (Zürich), Inventor 1652.« Eines der ältesten
datirten Flintenschlossgewehre.
731. Kleine Reiterflinte mit reich verziertem
Schloss und zierlichen Einlagen von durchbrochenem
Eisen. Der Lauf trägt den Namen des Brescianer Lauf-
schmiedes »Lazarino Cominazzo«.
732. Ein Paar Pistolen, einfach montirt, mit
Backenstücken am Kolben zum Anlegen an die Wange.
Bez. »J. Ueberpacher« (in Linz).
733. Ein Paar Pistolen mit Läufen und Be-
schlägen in aufgeschlagener Silbertausia.
734. Einfacher Degen mit durchbrochenem
eisernen Stichblatte.
735. Reiterschwert, sogenannte »Schiavona*,
wie solche die im Dienste Venedigs gestandenen sla-
vonischen (dalmatinischen) Reiter trugen. Mit durch-
brochenem Korbe und Eisen, dabei die originale Leder-
scheide. Um 1620.
736. Spanisches Rappier mit durchbrochenem
Stahlgriffe. Die Klinge trägt die Inschrift: »Spadero
del rev« und »En Alemania fecit«. Vielleicht Arbeit
des Enrico Goel. Um 1620.
737. Richtschwert, der Griff ist von geringem
Werthe. Die breite kolbige Klinge ist mit Aetzwerk
geziert und sind auf selber Hinrichtungen dargestellt.
Dabei Inschriften und die Jahreszahl 1656.
128
Saal XXX IL
738 . Degen mit durchbrochenem Korbe von
Eisen. E>ie italienische Klinge trägt die Inschrift ;
»Maria Anna * .
739 . Italienisches Rappier, Knauf und Stich-
blatt sind zierlich in Eisen geschnitten. Zwischen den
Blattornamenten erblickt man kämpfende Reiter, sowie
Frauen gestalten. Um i 63 o,
740 . Reiterdegen mit durchlöchertem Stich-
blatte* Um 1610.
741 . Ein Paar Pistolen mit Schäften von
Schildpatt.
742 . Ein Paar Pistolen mit schön geschnit-
tenen Läufen und Schlössern aus vergoldetem Mes-
sing und gebeizten Elfenbeinschäften, bez. »Christoph
Treff ler«*
Wand IV.
Unterhalb, längs der Wand.
743 . Cristobal Mondrag one, spanischer Mar-
schall (c, 1510—1596). Schützenhaube, Kragen und
Brust, gebläut mit aus dem blauen Grunde herausge-
schabten figuralen Darstellungen von Kampfscenen.
Eine seltene Technik. Um 1590.
744 . Geschwärzter Reiter harnisch mit
Sturmhaube. Das Armzeug besteht nur aus Spangen.
745 . Ganzer Harnisch aus grauem Eisen, ganz
mit äusserst zarten in Gold und Silber tanschirten
Laubzügen bedeckt. Der Harnisch verdient der Schön-
heit seiner Ornamentation und der Virtuosität in der
Ausführung wegen Beachtung. Um 1590.
746 . Camillo Ursini, päpstlicher Feldherr.
(1491 — 1550.) Kragen, Brust- und Rückenstück eines
Saal Rudolf 11*
1 2 9
einfachen geschwärzten Harnisches von c* 1580* Die
Zuschreibung somit zweifelhaft, obwohl der Harnisch
bereits in Sehren ekh’s Kupferwerk von 1582 als der
genannten Persönlichkeit zugehörig angegeben und
abgebildet ist*
747 . Ganzer blanker Harnisch eines Knaben
ohne Helm, Er war früher irrig Kaiser Karl V* Zuge-
schrieben, was auf einer Verwechslung mit Nr* 126
(Saal XXV) beruhte* Er gehörte vermut blich einem der
Söhne des Erzherzogs Ferdinand von Tirol* Um 1580.
748 . Niclas IV, von Radzivil, Erbmarschall
von Litthauen* (Gest. 1567.) Halber geschwärzter
Harnisch ohne Helm* Derselbe ist aber frühestens um
1580 geschlagen und dürfte, wie auch die Inventare
andeuten, dem Sohne des obgenannten Christof an-
gehört haben, der iöo 3 starb*
749 * Halber Harnisch und Rundschild mit
hochgetriebenen, zum Theil in Gold tauschirten Orna-
menten und figuralen Emblemen geziert. Auf der
Schützenhaube an deren Stirnseite erblickt man zwei
Genien, welche eine Krone halten* Im mittleren Medail-
lon des Rundschildes ist Neptun in einem von Seepfer-
den gezogenen Wagen, einen König führend, dargestellt*
Mailändisch, in der Art des Lucio Piccinino, um 1580.
750 . Ganzer blanker Feldharnisch. Um ifioo.
751 . Leichter Spiess mit innen hohler Spiess-
klinge und gepicktem Schafte. Um 1580*
752 . Andreas von Oesterreich, Cardinal
(1558—1600). Halber blanker Knabenharnisch mit ge-
malten Ornamenten auf dem Bruststücke. Um 1570.
753 . Andreas von Oesterreich, Cardinal*
Halber blanker Knabenharnisch, Um 1568*
9
Saal XXXII.
I 3o
754. 755. Zwei halbe blanke Knabenhar-
nische von der Form der sogenannten »knechtischen«
mit Sturmhauben. Sie sind in den Inventaren Karl
von Burgau (1560 -1618) zugeschrieben, was mit dem
Alter der Harnische, um 1600, nicht stimmt. Nach
diesem können sie allenfalls Erzherzog Leopold V.,
Grafen von Tirol (1586—1632), in seinen Knabenjahren
angehört haben.
756. Leichter Spiess, wie Nr. 751.
Oberhalb an der Wand erblickt man zwei Feld-
fahnen aus rothem Seidenstoffe, die linksseitige
stammt aus dem Heere des Erzherzogs Maximilian III.
(1558—1620), die andere aus dem des Kaisers Rudolf II.
(1552—1612). In der in der Mitte ersichtlichen Watfen-
gruppe sind neben den Trabantencousen noch die
Luntenstöcke, Wade und Geräth der Büchsenmeister,
bemerkens werth.
An der Säule, gegenüber der Wand.
757. Kürisssattel mit hochgeätzten, an den
Rändern vergoldeten Stegen. Um 1570. Der Bezug ist
spätere Zuthat.
758. Feldsattel mit getriebenen und theils ge-
schwärzten Stegen. Um 1580. Der Bezug ist spätere
Zuthat.
An der Decke oberhalb.
Grosse Feldfahne aus dem Heere Kaiser Fer-
dinand II. (1578—1637.) Auf der einen Seite findet
sich die gemalte Darstellung der »Patrona Hungaria«,
das ungarische Wappen und die Jahreszahl 1623, auf
der andern der Doppeladler mit Christus am Kreuz
und dem österreichisch-spanischen Wappen.
SAAL XXXIV.
Periode der Neuzeit.
Rechts vom Eingänge beginnend und den Saal um-
schreitend.
Unterhalb, längs der Wand.
759. Halber Fussknechtharnisch , blank
mit schwarzgeätzten Ornamenten, heraldischen und
figuralen Emblemen. Auf der Sturmhaube finden sich
religiöse Darstellungen. Auf dem Bruststücke zeigen
sich der kaiserliche Adler nebst den drei Nürnberger
Wappen. Am Kragen gewahrt man die Buchstaben
H-B eingestempelt. Vermuthlich das Monogramm des
Nürnberger Plattners Hans Becher (gest. 1589). Der
Harnisch dürfte einem der »reysigen diener« der
Nürnberger Burghauptmannschaft angehört haben.
760. Gemeine Pike, die Stosswaffe des Fuss-
volkes im 17. Jahrhundert.
761. Erzherzog Sigmund Franz von Tirol
(1630—1665). Halber Knabenharnisch, gebläut mit ver-
goldeten Strichen, dabei ein geätzter und vergoldeter
Rundschild. Italienisch, um i636.
762. Erzherzog Sigmund Franz von Tirol.
Halber Knabenharnisch, geätzt und vergoldet, dabei
9*
i3s
Saal XXXIV.
ein gleich omamentirter Rundschild, Italienisch, um
i638.
763 . Gemeine Pike, wie Nr. 760.
764 . Schwarze schussfreie Reiterrüstung
aus der Zeit des dreissig jährigen Krieges. Sie war
früher irrthümlich Dietrich von Embs (gest. 1536) zu-
geschrieben, Wahrscheinlich gehörte sie dem Grafen
Jakob Hannibal II, von Hohenembs (1595—1646),
765 - Halber Prunkharnisch mit theils ge-
punzten und vergoldeten, theils in Gold tauschinen
Ornamenten derart bedeckt, dass die Oberfläche wie
incmstirt erscheint, Vermuthlich spanische Arbeit, um
1610.
766 . Gebläuter Feldharnisch aus der Zeit
des dreißigjährigen Krieges von sehr plumpen Formen.
Dabei eine Rossstirne. Derselbe war in den Inven-
raren des 18. Jahrhunderts irrthümlich Ferdinando
Ävalos Marchese von Pescara (gest. 1525} zugeschrieben.
Dabei eine Rossstirne, auf welcher die bei Nr. 71 1
(Saal XXX II) angegebene Plattnermarke ersichtlich ist, \)
767 . Kleine Helmbarte.
768 Franz Graf von Vaudemont, Ahnherr
Sr. Majestät des Kaisers (1571—1632). Halber ge-
schwärzter Harnisch. Die kugelförmige italienische
Sturmhaube ist mit apfelgrünem Samjnt überzogen.
Um 1615.
769 Unterofficiershelmbarte mit doppeltem
Beile. Die Klinge ist in Schwarzätzung geziert. Um 1620.
J) Diese Marke ist niederländisch. Der Meister ist der-
selbe, welchen die Infantin Isabella 1624 aus Flandern an
König Philipp IV. nach Madrid sendete.
Periode der Neuzeit.
1 33
770. Erzherzog Leopold V., Graf von Tirol
(1586—1632). Schwere gebläute Reiterrüstung. Der
plumpe Helm hat ein Gewicht von 8*i Kilogramm.
Um i 63 o.
771. Halber blanker Harnisch mit geätzten
und vergoldeten Strichen. Um 1610.
772. Gemeine Pike, gleich Nr. 760 und 763.
773. Halber Fussknechtharnisch mit schwarz
geätzten Ornamenten und vielen heraldischen und
figuralen Emblemen. Auf der Sturmhaube findet sich
der Nürnberger Adler (die Harpye), ferner zeigen sich
die drei Schildlein der Malerzunft mit dem Aetz-
malermonogramm A • F. Am oberen Brustrande die
Wappen der Nürnberger Losungsherren: Beheim, Hal-
ler, Pömer und Führer von Heimendorf. In der Brust-
mittc Allegorie. Am Rücken erblickt man die drei
Nürnberger Wappen und die Jahreszahl 1616. Der
Harnisch, welcher das Plattnerzeichen H • F trägt, ge-
hörte einem Trabanten der Reichstädt Nürnberg.
774. Gemeine Luntenmuskete aus der
zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts.
Im Kasten I gegenüber der Wand.
775. 776. Zwei Paar Sattelpistolen
von Josef Fruewürth in Wien. Die n ^
Läufe zeigen die Marken von Pistoja. JwV
777. Kleiner Hofdegen mit
Montirung aus vergoldeter Bronze sammt Scheide. Um
i 63 o.
778. Kleiner Hofdegen mit Griff aus Berg-
krystall. Griff und Scheide sind mit Cameen besetzt.
34
Saal XXXIV.
Die französische Klinge zeigt Spuren von gravirten
Inschriften mit der Jahreszahl 1649.
779 - Kleiner Hofdegen mit Griff aus Onyx und
emailürten Beschlägen, Die geätzte feine Klinge trägt
die Inschrift: ^Lustig bin ich, wer es nicht glaubt der
probir mich, Anno 1661.« Dabei die Lederscheide.
Unter den unterhalb aufgestellten Flintenschlös-
sern ältester Form befindet sich auch
780 . Eines der ältesten Inventionsschlös-
ser mit Percussion sabfeuerung, bez. & Leonhard Gindt*
ner in Basel.«
78 h Rappier mit Korb aus durch bro ebenem
Eisen,
782 . Haudegen mit Griff aus geschnittenem
Eisen, Um i 63 u,
783 . Degen mit eisernem Griff und Stichblatt.
784 . Schwert. Griff und Scheide sind aus ver-
goldetem Silber, Die Klinge ist um Vieles älter. Am
Beschläge der Scheide erblickt man das oster reichisch-
burgundische Wappen mit dem schlesischen im Herz-
schilde und den Namen und Titel des Erzherzogs
Mathias als ungarischen König (1557—1619), Auf der
Kehrseite findet sich das Wappen der Stadt Hradisch
mit der Umschrift: »Anna regiae - civitatis Hradist
1608.« !)
J ) Die Stadt Hradisch war durch Privilegium Wladis-
laws 1 L von 1472 von Steuern befreit und nur verpflichtet,
jährlich ein Schwert imWerthe von 30 Dueaien dem Landes-
fürsten zu überreichen. Hier ist eines dieser Tributschwer-
ter. Nach Urkunden hat noch 1616 eine solche Ablieferung
stattgefunden, (Vergl. B, Dudik, Mitth. der k. k. Central-
Commission XII, 1S67.)
Periode der Neuzeit*
1 35
785. Degen mit eisernem Griffe und durch-
brochenem Stichblatte.
786 - Erzherzog Leopold V*, Graf von Tirol*
( 1586 — i 632 .) Degen mit Schwertklinge* Der Griff ist
zierlich in Eisen geschnitten* Der Meister dürfte der-
selbe sein, welcher auch das Ge fass des Rappiers
Nr* 739 (Saal XXXII) gearbeitet hat. Die Klinge
trägt den Namen des Toledaner Klingenschmiedes
de Hortano und dessen Marke* 1 }
787. Spanischer Degen. Korb und Griff von
blankem Stahl sind durchbrochen gearbeitet.
788. Pulverprobe, sogenannte Säulen probe,
nach Furtenbach 1642 . Um 1650 .
789. Reste eines Patronenbandeliers mit
sechs Patronenhülsen. Um 1640 .
790. Elf Stück Fussangeln mit Widerhaken.
Um 1620 *
791-792* Zwei Paar Sattelpistolen, Läufe und
Schlösser bez* »Christoph Ris in Wien«. Am Daumen-
plättchen zeigt sich der Doppeladler mit den Wappen
von Lothringen und Toscana im Herzschild.
793- Ein Paar Pistolen mit schönen türkischen,
in Gold tauschirten Damaskläufen. Montirung von
Christof Ris in Wien.
794* Leichtes Gewehr, in Form eines Säbels
geschäftet, mit Griff aus Hirschhorn, bcz. »Christianus
Raier«*
795. Ein Paar Pistolen mit türkischen, in Gold
tauschirten Läufen von Rosendamask. Montirung von
Josef HamerJ in Wien.
3 ) Wahrscheinlich Hortuno de Aguirre der Jüngere.
36
Saal XXXIV.
Wand II.
Im Kasten II vor dem Fenster.
796. Ein Paar Pistolen mit Eisenmontirung
von Caspar Zellner in Wien.
797. Ein Paar Pistolen mit Pack fongbesch lägen
von Josef Hamcrl in Wien.
798. Kleiner Stecher mit Griff aus Fischhaut
und schön in Eisen geschnittenen Parirstangen. Auf
der Klinge liest man die Inschrift: »Ne me tirez pas
sans raison, — ne me remettez point sans honneur.«
Um 1650 .
799. Kleiner Stecher mit Griff aus Perlmutter
in Stifttechnik geziert. Auf der schwarz geätzten, theils
vergoldeten Klinge sind Jagdthiere dargestellt.
800. Hofdegen. Der Griff von geschnittenem
Bernstein ist am Knaufe in Form eines Vogelkopfes
geschnitten. Parirstange und Scheidenbeschläge sind
von Gold. Auf der mit gepunzten Verzierungen aus-
gestatteten Klinge liest man den Spruch: »Recte
facicndo neminem timens«. Um 1650 .
801. Ein Paar Pistolen mit Läufen von türki-
schem Rosendamask und Beschlägen aus vergoldeter
Bronze, montirt von Josef Qualek in Wien. Am
Daumenblättchcn zeigt sich das fürstlich Liechten-
stein’sche Wappen.
802. Ein Paar Pistolen mit geschnittenen
Läufen von Erttel in Dresden.
803. Degen. Der Griff ist von blankem Stahl
faccttirt geschliffen. Die Klinge trägt den Namen
»IAHANNI«.
Periode der Neuzeit,
i3 7
804. Stadtdegen, Der Griff ist mit in Silber
tauschirten Ornamenten geziert. Die Klinge trägt den
Stempel von Toledo und die folgen-
den Marken und Namen des Klingen-
schmiedes Francisco Ruiz in Toledo,
Um i 68 o*
805- Prunkdegen, Der Griff zählt zu den be-
deutendsten Kunstwerken der Eisenschneidekunst, Am
Knaufe und am M itteleisen sind Kämpfe des Herkules
dargestelit. Am Griffe und Faustschutzbügel graziös
gezeichnete Frauengestalten und Putti, Die erst später
eiiigestossene Klinge ist von Hortuno de Aguirre dem
Jüngeren. Um 1650 .
806, Degen, Die Fassung ist aus geschnittenem
Eisen, der Handgriff aus geflochtenem Silberdraht, Am
Knaufe ist der Kopf eines Mannes mit einem Lorbeer-
kranze dargestellt. Auf der Klinge sind lateinische In-
schriften eingeätzt. Um 16 S 0 *
807. Kleiner Stecher mit Griff aus blankem
Stahl und durchbrochen gearbeitet. Auf der Klinge
liest man die Inschrift : »St Deus pro nobis« etc., ferner
gewahrt man die Gestalt eines Helden nach einer un-
deutlichen Inschrift jene Hanoi bals. Um 1650 .
808, Ungarischer Säbel mit Montirung aus
Messing sammt Scheide. Die steirische Klinge trägt
die einst in Ungarn äusserst geschätzte Bezeichnung
»FR1NGIA«*
809. 810. Flinte mit einem Paar Pistolen
von unvergleichlich schöner Eisenschnittarbeit auf den
Läufen, Schlössern und Garnituren, Bez, »(Armand)
Bongarde ä Dvsseldorp«, Am Laufe sowohl als am
Kolbenhals findet sich das Rildniss des Herzogs Karl
1 38
Saal XXXIV.
Leopold V. von Lothringen (1643—1670). Die Garnitur
ist vermuthlich ein Hochzeitsgeschenk des Herzogs
Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg an Herzog Karl
Leopold gelegentlich dessen Vermählung 1678.
811 . 812 . Flinte und ein Paar Pistolen von
meisterhafter Eisenschneidearbeit an den Läufen,
Schlössern und den Garnituren. Die zierlich gearbei-
teten figuralen Reliefs liegen in vergoldetem Grunde.
Auf den Läufen und den Kolben erblickt man das
Bildniss des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden
(1655—1707). Es ist diese Garnitur vermuthlich ein Ge-
schenk Kaiser Josefs I. an den Markgrafen für seine
Mitbetheiligung an der Eroberung von Landau. Die
Arbeit des Eisenschnittes ist vermuthlich von der Hand
des berühmten Graveurs und Medailleurs Philipp
Christof Becker zu Coblenz (1676—1743).
Auf den beiden Gestellen links befinden sich
Pulverflaschen und Pulverhömer von verschie-
denen Formen, darunter sind hervorzuheben
814 . 815 . Artilleriepulverflaschen, letztere
venetianisch, 17. Jahrhundert.
Zwischen den Fenstern.
822 . Stefan Fadinger, Bauernanführer. (Gest.
1626.) Reiterschwert mit geflammter Klinge, hölzerner
Keule und Fahne. Letztere zeigt hübsche Stickerei auf
Leinwand von Bauernarbeit, ferner die Inschrift: »Das
wolt Got Fater Son und heiliger Geist, der den Weg
zum Himel bereit.« Diese drei Stücke kamen auf
Befehl Kaiser Franz I. aus dem Archive zu Linz in
die Sammlung.
Periode der Neuzeit.
i39
823 . Moriz Prinz von Oranien (1567—1625).
Helm, Achseln, Arm zeug und Schösse eines geschwärz-
ten Reiterharnisches von c. 1610. Das Bruststück ist
aus Holz gefertigt.
824 . Ganzer blanker Feldharnisch mit ge-
schobener Brust und Schössen. Um 1610.
825 - Halber geschwärzter Reiterharnisch
ohne Schösse. Um 1610.
Im Kasten III, vor dem Fenster.
826 . Ungarischer Säbel sammt Scheide mit
Silber montirt. Die Klinge, in Goldtausia geziert, trägt
türkische Inschriften.
827 . Karl Alexander Herzog von Lothrin-
gen. (1712— 1780.) Degen, Knauf, Bügel und Stichblatt
sind von Gold. Auf der oberhalb blau angclaufenen
Klinge erblickt man die Lilien der Bourbons, am An-
sätze den Namen des Pariser Sch wert fegers Boutifar.
828 . Sabel. Der Griff von Schildpatt ist mit
Messing montirt. Auf der Klinge sind an einer Seite
die Namen sämmtlieher ost- und weströmischen Kaiser,
auf der andern die der deutschen Kaiser bis auf Leo-
pold L, nebst deren Geburts- und Sterbejahr, dann der
Regierungsdauer eingeätzt.
829 . Schwert mit Kalenderklingc. Der Griff
von Horn wurde erst in späterer Zeit beigegeben. In der
Mitte der Klinge ist ein Kalender, zu beiden Seiten
desselben eine Bordüre mit den Wappen der deutschen
Rcichsstände eingeätzt.
830 . Ungarischer Säbel mit eingeätzter latei-
nischer Inschrift auf der Klinge.
140
Saal XXXIV.
831. Infanterie-Officierssäbel mit geätzter,
gebläuter und theils vergoldeter Damaskklinge. Um
1840.
832. Flinte. Der Lauf ist in Eisen geschnitten,
mit Arabesken und figuralen Motiven, ebenso das
Schloss. Der Schaft ist in Silber eingelegt und gravirt.
Unterhalb der Schwanzschraube erscheint das Brust-
bild Karls VI. in jugendlichem Alter. An der An-
schlagseite des Kolbens ist eine Reiterschlacht mit
Trophäen dargestellt. Auf der Schlossplatte ist der
Meistername »Gruche ä Paris« eingravirt.
833. Ein Paar Pistolen mit geschnittenen
Läufen und Schlössern mit Schnapphahnbatterien.
Die Schlossplatten sind bezeichnet: »Pentermann
Utrecht«. Die Beschläge sind gleichfalls von geschnit-
tenem Eisen.
834. Schabracke von rothem Tuch, mit reicher
Hochstickerei in Gold mit dem Namenszuge der Kaise-
rin Maria Theresia, angeblich von dem Reitzeuge
dieser Regentin stammend.
835. Ein Paar Pistolen. Die Schlösser tragen
den Meisternamen »Bizouard ä Marseille«. Die schönen
Damaskläufe sind mit erhaben geschnittenen Kriegs-
trophäen geziert, zwischen welchen die verschlungenen
Buchstaben P • R in Gold tauschirt sichtbar sind. Die
Schäfte von Nussbaumholz sind reich mit Gold und
Silber ausgelcgt und sowohl die Kolben als die
Schlossplattcn mit Brillanten besetzt. Diese Pistolen
sind ein Ehrengeschenk des Bey von Tunis an Se. Ma-
jestät Kaiser Franz Josef I. 1S57.
836. Fahnenspitze, vergoldet, mit eingravirten
lateinischen Inschriften und den Darstellungen der
Periode der Neuzeit*
4
Wappen von Ungarn, der Palffy ab Erdöd und des
heiligen Adalbert. Sie stammt von einer Fahne des
Infanterieregiments Leopold Graf Palffy vom Jahre 1744.
837 * Karl Alexander Herzog von Lothrin-
gen. (1712—1780.) Marschallstab. Der Kopf von ge-
schnittenem Jaspis ist reich mit Brillanten besetzt.
Oberhalb zeigt sich das Mmiaturporträt der Kaiserin
Maria Theresia als Witwe. Um 1770.
838 . Kaiser Franz I. (1708 — 1765). Marschall-
stab mit Knopf aus Gold, mit Brillanten besetzt. Um 1750.
839 . Ein Paar Pistolen mit Namen __
und Marken von Joh. Jakob Kuchenreuter
in Regensburg.
840 . Ein Paar Taschenpistolen. Die
Läufe tragen die Marke des Nicolaus Bis, die
Schlösser bez. »Malliar«
841 . Ein Paar Pistolen mit geschnittenen
Läufen von Beckers In Mastricht.
842 Kleiner Hofdegen mit schönem in Gold
eingelegten Emailgriffe. Die Klinge ist geätzt und ver-
goldet von der Hand des Aetzmalers am Degen Nr. 804
(Kasten II).
843 Ein Paar Pistolen mit geschnittenen
Eisentheilen von Aubers in Luneville.
844 . Ein Paar Pistolen. Die italienischen
Läufe bez. »COMA«, die Montirung ist von Paul Poser
in Graz.
An der Säule gegenüber der W and II.
845 . Sattel mit gebläuten Stegen, vergoldeten
und versilberten Verzierungen. Der Bezug ist neuere
Arbeit.
42
Saal XXXIV.
846 . Kaiser Mathias. (1557 bis 1619.) Prunk-
harnisch 3 vergoldet, theils versilbert, mit getriebenen
Ornamenten und üguralen Emblemen eil rellef geziert.
Die Brust zeigt noch eine Vorrichtung für einen
schwachen Rüst haken. Die Ausstattung, nicht unschön
und stilvoll, ist auf Effect berechnet. Deutsch, um 1590.
847 . Feldsattel, mit getriebenen Stegen ge-
schwärzt, die Ornamente in Gold bemalt, lim 1600.
Oberhalb an der Decke hängend,
Fahne des Franz Räkoczy IL (1671 —1735) aus
ehemals blauem Seidenstoffe mit dem Rdkoczy 'sehen
Wappen, über welchem folgende Buchstaben zu lesen
sind: »FR' de - F • V • C * R * H ■ S • D * et * T • P«,
das ist Franc iscus Rdkoczy de Felsö-Verdacz, Co hör-
dum Regni Hungariae supremus Dux et Transylvaniae
Princeps.
Wand III.
Unterhalb längs der Wand.
848 . Partisane der Leibwache des römischen
Königs Ferdinand IV. (1633—1654.)
849 . Karl IL, Herzog von Lothringen.
{1543—1608.) Halber schwerer geschwärzter Harnisch.
Die italienische Sturmhaube wiegt 67, die Brust 11*2
Kilogramm. Um 1600.
850 . Erzherzog Ferdinand Karl von Tirol.
{162S— 1662.) Halbe Rüstung eines Knaben, Gebläut
und mit der an der Brust ausgeschabten Inschrift:
»LEGES ■ VRBAN1TATIS.« Nach dem Invemarc von
iö63 im Jahre 1641 geschlagen.
Periode der Neuzeit.
i 43
851 - Gemeine Pike, wie Nr. 760, 763 und 772*
852 - Andreas von Oesterreich, Cardinal,
(155S — 1600,) Schwere Reiterrüstung aus dem Anfänge
des XV II, Jahrhunderts.
853 , Partisane, wie Nr. 848,
854 , Halber blanker Harnisch mit Riffelungen
und eingehauenem Blumenornament. Um 1590.
855 , Partisane, wie Nr. 848 und 853,
856 - Adolf Graf Schwarzenberg, kais, Gene-
rallieutenant, (1547 — 1600.) Halber Harnisch, mit Hoch-
ätzung geziert und reich vergoldet. Um 1590.
857 , Gemeine Pike, wie Nr. 760, 763, 772 und 851.
858 , Adolf Graf Schwarzenberg, Harnisch“
fragment, zur Garnitur des Harnisches Nr, 856 gehörig
und mit selbem gleich ornamentirt. Auf der Brust
zeigt sich ein Kugelloch, Am oberen Brustrande findet
sich das Wort POMPE, Vielleicht die Signatur des
Mailänder Waffenschmiedes Pompeo della Chiesa.
859 . Fragment eines Harnisches, mit ge-
ätzten und vergoldeten Emblemen geziert, mit weichen
Trophäen dargestellt sind. Um 1600.
860 . Halber Harnisch mit gepunzten und ver-
goldeten, zum Theil auch tauschirten Ornamenten und
figuralen Emblemen. Am oberen Brustrande erblickt
man einen Thurm eingestempelt, der das Zeichen des
Piccinino ist, sich aber auch auf Castilien beziehen
könnte. Um 1600.
861 , Erzherzog Ferdinand Karl von Tirol,
(1628—1662,) Gebläutes Brust- und Rückenstück mit
gerissenen Strichen, Um 1610.
862 . Gemeine Pike, wie Nr. 760, 763, 772,
851 und 857.
144
Saal XXXIV.
863 . Halber schwerer geschwärzter Har-
nisch. Um 1600.
Oberhalb an der Wand hängt eine französische
Fahne von blauer Seide, mit den gekrönten bour-
bonischen Lilien in Applicationsarbeit, um 1700. Dar-
unter auf den Consolen liegen geschwärzte Morions,
mit blanken Lilien geziert. Sie stammen vermuthlich
aus dem Heere, welches Erzherzog Leopold V. 1611
Kaiser Rudolf zu Hilfe sandte.
Im Kasten IV. gegenüber der Wand.
864 . Ein Paar Pistolen mit gebläuten und in
Gold tauschirten Läufen von Caspar Zellner in Wien.
865 . 866. Carabiner und ein Paar Pistolen.
Die schön geschnittenen Läufe von Rosendamask
zeigen einen türkischen Stempel. Das Beschläge ist
reich vergoldet, die Kolben der Pistolen sind mit
kleinen Brillanten besetzt. Geschenk des Sultans
Mahmud II. (1785—1839) an weiland Se. Majestät den
Kaiser Franz I.
867 . Flinte mit glattem, unverzierten Laufe.
Auf diesem, wie auf dem mit durchbrochenen Gold-
auflagen gezierten Laufe zeigt sich die Marke
Agg? des Diego Ventura, darunter »en Madrid 1722«.
Der Schaft ist mit Schildpatt belegt und mit
eingelegten Goldemblemen und Cameen ge-
ziert. Am Kolbenschuh erblickt man den öster-
* V.| reichischen Bindenschild und eine Apotheose
Karls VI.; unterhalb die Ansicht von Neapel.
868. 869 . Zwei Büchsen mit gezogenen
Läufen und ein Paar Pistolen. Die Läufe tragen die
Periode der Neuzeit. i ^5
Inschrift: »Georg Keiser Alt, 84 Jahr 1781 .« Die ge-
schnitzten Schäfte sind mit Silber beschlagen.
870 bis 874- Fünf Seitengewehre ans dem
Nachlasse weiland Sr, Majestät des Kaisers Ferdinand L,
und zwar: ein Infanterie-Officierssäbel, ein Infanterie-
Officiersdegen, Vorschrift 1837 , ein Civil traue rdegen,
ein zweiter Officiersdegen, endlich ein Gfficierssäbel,
Vorschrift 1851 , mit Damaskklinge. Letzterer wurde, wie
die Inschrift auf der Klinge besagt, von weiland Ihrer
Majestät Kaiserin Maria Anna nach dem Ableben Kaiser
Ferdinands 1875 an den Oberstkämmerer Fe kl zeug-
meister Franz Grafen von Crenneville zum Zeichen be-
sonderer Anerkennung als Geschenk auf Lebensdauer
verehrt und von diesem kurze Zeit vor bessern Ableben
der Sammlung zum immerwährenden Andenken über-
geben.
875. Officiersdegen, 876- Kürassiersäbel,
Vorschrift 1837 , von Sr. Majestät dem Kaiser Franz
Josef L als Erzherzog geführt.
877 Handgranate von Gusseisen, mit Spreng-
zündung durch Metallkapseln, Auf derselben steht
mit Tinte geschrieben: »Verona, Deeember i863.«
878- Ein Paar Pistolen* Die schönen Damask-
läufe tragen den Namen des Laufschmiedes Kütsehük
Ali in türkischen Lettern. Die Montirung ist von Leo-
pold Becher in Karlsbad, Auf einem Plättchen findet
sich ein Bischofsstab eingravirt, das Wappenbild des
Bist bums Eichstätt.
879. Ein Paar Pistolen mit schöner Montirung
in vergoldetem Messing von Felix Meier in Wien.
880. Ein Paar Pistolen mit geschnittenen
ro
Saal XXX LV.
146
Läufen und mit Silber eingelegten Schäften, bez, » La
Marre ä Paris«,
831 Ein Paar Pistolen mit reicher Ausstat-
tung in Eisenschnitt, Silbereinlage und Vergoldung.
Die Flintenschlösser besitzen Schnapp ha hnbatterien,
bez. »Bongarde ä Düsseldorf«, Um 1680.
882 - Flinte mit meisterhaft geschnittenen, theil-
weise in Gold tauschirten Arabesken und mythologi-
schen Darstellungen geziert. Der Fladerschaft ist reich
mit Silber eingelegt, bez. »Chasteau ä Paris«,
Wand IV.
Unterhalb, längs der Wand.
88 3 * Michael Apafi II,, Fürst von Sieben-
bürgen, (1677—1713.) Panzerhaube und Panzerhemd
von der unter den ungarischen Panzerreitern üblichen
Form. Das Scheitelstück zeigt schönes Niello, die
Panzerringe sind aus verzinntem Kupferdraht.
884 . Gemeiner Fahnenspiess, Der Schaft
ist neueren Datums.
885 . Erzherzog Ferdinand Karl von Tirol.
(162S— 1662.) Brust mit Rücken nebst ungarischer
Sturmhaube von Kupfer und versilbert, 1650 ge-
schlagen,
886. Brust- und Rückenstück, geschwärzt.
Um 1660.
887 . Haube und Drahthemd eines ungari-
schen Panzerreiters, XVII. Jahrhundert.
888- Haidukenrüstung sammt Rundschild
mit gepunzten und vergoldeten Blattornamenten auf
schwarzem Grunde.
l’eriode der Neuzeit.
‘47
889 . Ungarische Rüstung eines Knaben,
blank, mit geätzten und vergoldeten Strichen*
890 . Kaiser Josef I* {1678—1711,) Ungarische
Rüstung, bestehend aus einer Zischägge, Brust- und
Rückenstück gepunzt und vergoldet.
891 Oberstens - Partisane aus der Zeit des
Kaisers Karl VI,
892 . Halbe Rüstung aus Weissbiech mit mes-
singenen Mäanderverzierungen. Diese Blechrüstung
wurde gefertigt, um dem Erzherzoge Maximilian Franz,
späteren Kurfürsten von Cöln (1756—1801), im Jahre 1770
beim Ritterschläge des deutschen Ordens zu dienen.
Besonderen Werth für jeden Oesterreicher erhält diese
unscheinbare Klempnerarbeit aber dadurch, dass einer
der grössten Heerführer Oesterreichs, Erzherzog Karl,
in dieselbe gekleidet, gleichfalls zum Ritter des deutschen
Ordens geschlagen worden ist.
893 . Drei Fahnen des kaiserL russischen
Kexholm 'sehen Grenadierregiments Kaiser Franz L,
welche gelegentlich des am n, Juli 1860 im Lager zu
Krasnoe-Sdo begangenen 150jährigen Errichtungs-
jubiläums dieses Regiments und Verleihung neuer
Fahnen an dasselbe von weiland Sr, Majestät dem
Kaiser Alexander II. Sr. Majestät dem Kaiser Franz
Josef I. als dem obersten Regimentschef am 3 . August
1860 zum Andenken überreicht wurden.
894 . Estandarte des kaiserL mexikanischen
Garde husaren- Regime nies, welche von dem Obersten
dieses Regiments von Mexiko zurückgebracht und am
10. November 1867 Sr. Majestät dem Kaiser ehrfurchts-
voll überreicht wurde. Das schöne Fahnen band, von
Ihrer Majestät der Kaiserin Carlotta dem Regimen te
10*
Saal XXXIV.
148
gespendet, führt die Aufschrift: »Wo die Adler glän-
zen, folge der Ruhm«, auf der Kehrseite: » Carlo ta
Emperatrix«.
An der Säule gegenüber der Wand.
895 . Kaiser Josef II. (1741 —1790.) Vollstän-
diges Reitzeug ungarischer Form, welches derselbe als
jüngerer König von Ungarn 1748 benützte. Der Sattel-
bock ist mit blauer si 1 berge st ickter Decke bedeckt.
Alle Riemen sind aus blauem Chagrinleder mit Silber-
beschlägen.
SAAL XXXVI.
Sammlung von Turnier waffen
und Turniergegenständen.
Rechts vom Eingänge beginnend und den Raum vollständig
umschreitend.
Unterhalb längs der Wand.
896. Schwere Stechstange mit Krönig. Die-
selbe besitzt e»ne Länge von 4-52 Meter und 17-9 Kilo-
gramm Gewicht. Sie stammt aus dem Besitze des Erz-
herzogs Ferdinand von Tirol.
897. Gasparo Fracasso, Gesandter Mailands
am deutschen Kaiserhofe. (Gest. ca. 1510.) Italienisches
Stechzeug für das alte welsche Gestech, mit vielen
gravirten und vergoldeten Emblemen. Darunter finden
sich die Thaten des Herkules, Kampfscenen, ferner
zwei einen Baumstamm entzweireissende Hände,
weiters drei verschlungene G als Mono-
gramm und wiederholt die Aufschrift »Sig-
nore Frachasso«. Auf Helm und Brust
findet sich die gleiche Marke wie auf dem
Harnische Philipps des Siegreichen Nr. 2
und Robertos von Sanseverino Nr. 3 (Saal XXV), wo-
mit die Werkstätte der Missaglia festgestellt ist. Nach
dem Alter des Stechzeugs um 1480 könnte sie nur von
Saal XXXVI.
i 5 o
der Hand Antonios gefertigt sein. Der Stechzeug ist
in den ältesten Inventaren von 1583 etwas ungenau
einem Herzoge von Mailand zugeschrieben gewesen,
in den späteren trat eine willkürliche Zuschreibung
an einen Edlen Gambacorta auf, die gegenwärtig
richtiggestellt wird.
898- Sogenannte geblendete Rossstirne. l )
Auf dem Stirnschilde zeigt sich eingeätzt der ein-
köpfige Adler mit den Wappen von Ungarn, Böhmen,
Burgund und Oesterreich im Herzschilde* Um 1530,
899- Vollständige Rennzeugausrüstung,
bestehend ans dem Rennhute, dem Stahlbarte, der
Rennbrust mit Rüst- und Rast hake 11 zum Einlegen
der Rennstange, dem Rücken, Bauchreifen mit den
Schössen, der an die Brust geschraubten hölzernen
belederten Renntartsche, den Dilgen zum Schutze der
Schenkel, endlich dem Brechschilde (Garbeisen), wel-
cher ähnlich wie eine Brechscheibe an die Rennstange
befestigt wurde und den rechten Arm schützte* Um 1480.
900 Vordertheil eines Schurzes von einem
Harnische für den alten deutschen Fusskampf.
901. Turnierstange.
902. Kaiser Maximilian I. (1459^1519.)
Deutscher Stechzeug mit durchbrochenen Bordüren in
spätgothischem Stile, von besonderer Schönheit der
Zeichnung. Ebenso ist auch die Treibarbeit bewun-
dernswerth. Zu beachten ist das Helmfenster an der
rechten Helmseite, das sonst nur an welschen Zeugen
J ) Die Rosse der Stecher und Renner waren häufig
geblendet (plendt vnd thört), um das Ausbrechen derselben
im Momente des Anpralles zu verhindern.
Sammlung von Turnier Waffen u. -Gegenständen. \ 5 j
getroffen wird, sowie die Vorrichtung zur Befestigung
der Helm zier (Zimier).
903. Streiftartsche, blank und gekehlt. Sie
diente beim Rennen und auch im Felde gleich den
Dilgen zum Schutze der Oberschenkel des Reiters.
904. Bruststück von einem Rennzeuge mit
mechanischer Vorrichtung für das sogenannte »ge-
schift Tartschenrennen«, einer Gattung des Turniers,
bei welchem der gelungene Stoss des Gegners die
Wirkung hatte, dass eine an der Brust des Getroffenen
befestigte Tartsche in mehrere segmentförmige Stücke
sich theilte, welch" letztere, von Federkraft getrieben,
über den Kopf des Trägers hin wegflogen. Um 1480.
905. Rennzeug zum Scharfrennen, Die Tartsche
und die Dilgen, sowie die Stirnschildchen sind abgängig.
906. Bemalte Turnierstange.
907- Blanker Helm von einem Harnische für
das neue Geste eh. Um 1540.
908. Schwerer Turnierhelm für den Fuss-
kampf. Das Scheitelstück ist so umfangreich, um den
Kopf des Kämpfenden vor den Kolbenschlägen des
Gegners möglichst zu sichern. Um 1490,
909. Blanker Helm von einem Harnische für
das neue Gestech. Um i^So.
910. Stechsack aus roher Leinwand, mit Stroh
gefüllt. Derlei Polster wurden an die Brust der Turnier-
hengste zu dem Zwecke befestigt, damit sich die ge-
blendeten Thiere beim zufälligen An pralle aneinander
nicht verwundeten. Das Object ist Unicum.
911. Rennstange*
912. Rennzeug zum Scharf rennen, ohne Tartsche,
mit geblendeter Rossstirne. Der Renn zeug ist gekehlt
152
Saal XXXVI.
und mit Schwarzätzung im Stile der Frührenaissance
geziert. Der Spruch »Jhesus antem transiens etc.«
(Lucas IV, 3o) auf der Brust deutet darauf, dass der-
selbe im Besitze Philipps I. des Schönen gewesen ist.
Um 1500 .
913. Rennbrust mit mechanischer Vorrichtung.
Sie diente zu einer Art des Turniers, welche man das
Rennen »hinter dem Bund« (Bundrennen) nannte.
Ueber dieselbe wurde die schwere hölzerne Renn-
tartsche befestigt, welche das Ziel der Stösse bildete.
Der an der Brust befindliche complicirte Mechanismus
hatte im Falle eines gelungenen Stosses auf den
Gegner die Wirkung, dass die Renntartsche sich von
der Brust löste und von starker Federkraft geschnellt
hoch über den Kopf des Trägers wegfiog. Um 1480 .
914 Streiftartsche ähnlich wie 903, nur ge-
schwärzt.
915. Deutscher Stechzeug, blank und ge-
kehlt. Man sieht an der vorderen Helm wand noch
schwere Spuren von den Stössen des Krönigs. Um 1480 .
916. Bemalte Rennstange von einem soge-
nannten ungarischen Turnier. 1 )
Oberhalb erblickt man zwei Fahnen, jede mit
der Darstellung einer That des Herkules. Sie dienten
als Festfahnen bei den feierlichen Umzügen und alle-
l ) Derlei ungarische oder hussarische Turniere waren
am Hofe zu Prag, Pilsen und Innsbruck, aber auch am
sächsischen Hofe um 1550 und bis 1560 beliebt und unter-
schieden sich nur dadurch, dass die Stecher und Renner
ungarisch costümirt erschienen. Die Ausrüstungen waren
nur wenig verschieden von den gewöhnlichen.
Sammlung vonTurnierwatfen u. -Gegenständen, i 5 3
gorischen Vorstellungen, in Verbindung mit Tur-
nieren, welche am Hofe des Erzherzogs Ferdinand
von Tirol veranstaltet wurden. Es waren, entsprechend
der Zahl der Thaten des Herkules, einst deren zwölf,
gegenwärtig sind nur mehr sechs vorhanden.
Zwischen den Stech- und Rennzeugen sind, auf
niederen Böcken ruhend, kleine Sättel aufgestellt. Es
sind die Sättel, welche hauptsächlich beim Stechen
und Rennen gebraucht wurden. In Spanien nannte man
sie Silla rasa, eine Bezeichnung, die auch um 1550 in
Deutschland üblich wurde. Bei mehreren finden sich
Reste des Pferdezeuges aus Rindsleder und gewöhn-
lichen Hanfgurten. Ueber das Ganze kam die bemalte
oder gestickte Decke, »der Sack«, der das Ross voll-
ständig einhüllte. Selbst die Zügelriemen erhielten ein
Gehänge von gleichen Farben.
An der Säule gegenüber der Wand.
917. Claude de Vaudrey, Rath und Kämmerer
des Herzogs Karl des Kühnen von Burgund, (ca. 1450
bis 1515.) Kaiser Maximilian 1. besiegte ihn im Fuss-
kampfe zu Worms 1495. Blanker Harnisch zum alten
deutschen Fusskampfe, mit geschobenem Kampfschurze.
Arbeit um 1480. Das Inventar von 1596 sagt über
diesen Harnisch: »darynnen er (Vaudrey)
mit dem alten kayser Maximilian khempfft
hat.« Auf dem Oberarmzeuge findet sich
die nebenstehende Marke. Sie dürfte einem
der beiden Mailänder Plattner, der Brüder
Francesco oder Gabrielle de Merate angehören, welche
sich später auch (1495) in Burgund in der Stadt Arbois
etablirten.
Saal XXXVI.
jf>4
Wand IL
Im Kasten I vor dem Fenster.
918 bis 923. Verschiedene Sorten von Spiess-
eisen. Darunter sind Nr, giB und 920, ferner gzz
Renneisen, 91g ist ein Turnierspi esseisen f 921 und 92 3
sind Krönige für das alte Gestech.
924 bis 927* Vier Tartschen für das Real-
gestech, theils schwarzgeätzt, theils geätzt und ver-
goldet. ’) Sie wurden am Bruststücke und der linken
Achsel angeschraubt und dienten als Ziel der Stosse.
Nr. 925 gehört einer Harnischgarnitur an, zu welcher
auch der schone Harnisch Nr. 397 (Saal XXVIII) zählt.
Er ist, wie dort erwähnt, von dem Augsburger Platt-
ner Matthäus Frauenpreiss. Auch die nebenstehende
Tartsche Nr. 924 dürfte aus dessen Werkstätte stammen.
928 bis 93 L Vier Harnischhauben (Harnasch-
haube), welche zum Schutze des Kopfes unter den
Stechhdmen getragen wurden. 2 ) Derlei Hauben zählen
zu den grössten Seltenheiten.
932- Modell eines Harnisches für den
d e utsch en F us skamp f mit sch war zg eät z te n Striche n .
Das Realgestech kam von Italien aus um 1545 nach
Deutschland, als das alte deutsche Gestech und damit die
schweren Stechzeuge in Abnahme kamen. Die giuerförmigen
Auflagen dienten dazu, damit der Krönig beim Stosse nicht
abgleite.
?) Zum bequemen Richten der Haube wurden die
seitlich angebrachten Lederriemchen durch die entspre-
chenden Locher an den Wänden des Stechhelmes gezogen
und ausserhalb gebunden.
Sammlung von Turnierw affen u. -Gegenständen, i 5 5
Innen befindet sich noch die originale Figurine, aus
Holz geschnitzt und bemalt. Um 1550.
933. Ein Paar Turniersporen.
934 bis 939. Sechs Sorten von Rennspiess-
eisen. Nr. g36 ist in Schwarzätzung geziert.
940 bis 943. Sechs Tartschen für das
Realgestech. Nr. 940 und 941 gehören zu der Har-
nischgarnitur, zu welcher auch die Harnische Nr. 485
(Saal XXIX) zählen. Um 1580. Nr. 943 gehört zur
Garnitur, von welcher ein Harnisch unter Nr. 398
(Saal XXVIII) vorhanden ist.
Zwischen den Fenstern.
944. Italienischer Stechzeug mit Rüst-, aber
ohne Rasthaken rückwärts . ] ) Armzeuge und Bein-
taschen sind abgängig.
945. Deutscher Stechzeug mit gekehlten
Streifen. Um 1480.
946. Deutscher Stechzeug mit an dem origi-
nalen Stricke aufgebundener Stechtartsche. Um 1500.
Oberhalb an den Consolen befinden sich eiserne Larven,
theils in natürlicher Fleischfarbe, theils schwarz be-
malt und mit Resten von Schnurrbärten aus Rosshaar.
Sie dienten als Visiere an den ungarischen Kappen bei
den bereits erwähnten »hussarischen Turnieren«.
J ) Beim italienischen (welschen) Gestech bediente man
sich weit leichterer Stechstangen wie beim deutschen, wes-
halb die Nothwendigkeit entfiel, denselben rückwärts einen
Widerhalt zu bieten.
1 56
Saal XXXVI.
An der Säule gegenüber der Wand*
947, Schwerer Stechsattel für das gemeine
deutsche Gestech, mit hohen eisernen Vorder- und
ohne Hinterstege.
948- Harnisch zum deutschen Fusskampf.
In den Formen ähnlich wie Nr. 917 und auch von
wenig jüngerem Alter. Er ist ganz mit Blattgold über-
zogen* Die ältesten Inventare nennen keinen Besitzer
dieses Harnisches, in jenem von i663 wird dabei be-
merkt* »Kinigsfelder genannt«, ln späteren Inven-
tare n wird er ohne jeden Beweisgrund
einem Sigmund von Königsfdd zuge-
schrieben* In Wirklichkeit dürfte er
aus der Harnischkammer Maximilians L
stammen* Er trägt das nebenstehende
interessante Plattnerzeichen der kaiserl.
Werk stätte der bereits genannten
Gebrüder Merate zu Arboii in Bur-
gund. Um 1495.
949 Schwerer Stechsattel, wie Nr* 947.
950. Kaiser Maximilian II* Harnisch zum
deutschen Fusskampf. Blank mit breiten geatzten und
vergoldeten Strichen und anderen Verzierungen. Er
trägt am Schurz die Jahrzahl 1550. Die Zuschreibung
ist aus dem Musterbuche eines unbekannten Harnisch-
ätzers constatirt, in welchem der Harnisch genau ab-
gebildet und erwähnt ist, dass derselbe von
Matthäus Frauen preiss geschlagen wurde.
Nachdem sich auf diesem Harnisch die .Meister-
marke findet, so sind dadurch die Arbeiten dieses
Meisters (siehe Nr. 397, Saal XXVIII) sichergestellt.
S a m m 1 u n g vo n Tu rni er wa ffe n u . -G ege nständen. i 5 j
Im Kasten II vor dem Mittelfenster.
951. Kübelhelm mit Zimier eines Angehörigen
der steirischen Familie Prankh, Der Helm zum Feld-
und Turniergebrauch ist aus dem XIV. Jahrhundert.
Das Zimier (Helm zier) besteht aus zwei vergoldeten,
mit Kämmen ausgestatteten Hörnern aus Holz, mit
Leinwand und Leder überzogen. Es ist um nahezu
ein Jahrhundert jünger. Das Object stammt aus der
Kirche des Chorherrenstiftes Seckau,
952 Grosser Helm für das Kolbenturnier zu
Ross aus der Mitte des XV. Jahrhunderts. Er besteht
aus einem eisernen Gerippe, welches mit gesottenem
Leder übezrogen ist. Die Oberfläche zeigt noch Spuren
von Bemalung. Das Gesicht ist durch ein starkes Eisen-
gitter gedeckt. Am Scheitel erblickt man die Vorrich-
tung zur Befestigung des Zimiers.
Auf dem pultförmigen Untergestell sind soge-
nannte Frauengünste oder Faveurs aufgelegt. Es
sind dies theils Abzeichen von Damen gespendet,
welche von den turnierenden Herren getragen wurden,
theils Geschenke als Anerkennung für die im Turnier
bewährte Tüchtigkeit.
953. Schärpe aus weisser Seide mit Soutache-
Stickerei und mit Perlen und Granaten besetzt. Im
Grunde findet sich das Monogramm F und ANA ver-
schlungen eingestreut. Es ist jenes Kaiser Ferdinands J.
und der Königin Anna (1503—1547},
954. Aermel von weisser Seide in reicher Hoch-
stickerei in Gold,
955 Decke für die Achsel aus rothem Sammt
i 58
Saal XXXVI.
mit dem eingestickten Monogramm der Philippine
Welser: P H. (Gest. 1580.)
956. Stirnkranz (Schappei) von Passementerie-
arbeit in Gold mit Rosetten.
957. Decke für die Achsel. Netzstickerei von
Gold auf schwarzem Grunde, mit einem eingenähten
Herz.
958 Schleier mit reicher Passementeriearbeit
in Gold. .
In der Mitte des Saales, zwischen den Säulen.
Auf einem Gestelle sind zwei Stech- und eine
Rennstange aufgelegt, welche unter besonderen und
seltenen Umständen im Turnier gebrochen waren und
deshalb zum Andenken aufbewahrt wurden. Eine
Nachricht, bei welcher Gelegenheit dies geschah, hat
sich nicht erhalten.
959. Rennstange, zunächst der Brechscheibe
gebrochen.
960- Stechstange, blau und weiss bemalt, viel-
leicht Wilhelms von Baiern, dreimal gebrochen.
961. Stechstange, einmal gebrochen.
Zwischen den Fenstern.
962. Vollständige deutsche Stech-
Hjr zeugausrüstung mit geblendeter Rossstirne.
ww% Marke.
963. Deutscher Stechzeug, ohne Tartsche.
964. Deutscher Stechzeug, vollständig, mit
Tartsche und geblendeter Rossstirne.
Oberhalb auf den Consolen finden sich eiserne
Larven in analoger Anordnung wieauf der andern Seite.
Sammlung von Turnier waffe n u, -Gegenständen. 1 59
Im Kasten III vor dem Fenster.
Zunächst auf den beiden Etageren finden sich
wieder verschiedene Spiesseisen, darunter
965 bis 970 Spiesseisen, darunter g6ö und
96g Turnierspiesseisen, 967 Ringelrenneisen, 968
und 970 Kronige.
971 . Hölzerne Tartsche ungarischer Art für ein
Kinderturnier. Dabei drei linksseitige Hentzen mit
geätzten Strichen. Verstärkungsstücke für Harnische
zum neuen Gestech. In der Mitte oberhalb 973 bis
975 erblickt man vier Harnischhauben wie im Kasten 1
(ge 8 — 93 i). Unterhalb ^
976 . Modell eines Rennzeuges, blank, mit
schwarzgeätzten Strichen, ohne Rennhur, mit aufge-
schraubter Tartsche.
977 bis 981 Eine weitere Serie von Spiesseisen
für verschiedene Turnierarten, darunter 97S Renn-
eisen, die übrigen sind Ringelrenneisen,
982 . Armstütze für eine Rennzeugausrüstung,
983 - Ein Paar Sporen für das ungarische oder
hussarische Turnier. Um 1550. Unterhalb erblickt man
Hentzen.
984 . Verstärkung für die linke Achsel zum
Realgestech.
An der Säule gegenüber der Wand.
985 . Stechsattel.
986 . K arl S churff v o n S chön w e rt, F reih err,
Hauptmann zu Kufstein. (Gest, um 1628,) Blanker
Harnisch für das neue wälsche Gestech über das Dill.
Um 1580.
6o
Saal XXXVI.
987. Stechsattel.
988. Karl Schurff von Schönwert. Blanker
Harnisch für das neue wälsche Gestech über das Dill.
Um 1585.
Wand III.
Unterhalb längs der Wand.
989. Rennzeug zum Scharf-
TV rennen mit messingenen Rändern, Renn-
Vy tartsche und rechtsseitiger Dilge. Um 1520.
Marken.
990. Tumierspiess.
991. Deutscher Stechzeug. Die Helmwände
sind stark in den Hals eingezogen. Am Rüsthaken er-
blickt man das Andreaskreuz. Um 1480.
992- Krönig mit bemalter Stange. Jüngste Form,
um 1560.
993. Rennzeug zum Scharfrennen mit allen
zugehörigen Theilen. Um 1480.
994. Tumierspiess mit bemalter Stange.
995. Kaiser Maximilian I. (1459— 1519.) Stech-
zeug von wälschen Formen, doch deutscher Arbeit.
Die Stechtartsche ist zum Anschrauben, ähn-
lieh wie beim Rennzeuge. Der Helm ist an den
Seiten zu offnen. Um 1500. Der Meister mit
w
der Marke ist derselbe des Bruststückes bei
Nr. 66 (Saal XXV).
996. Erzherzog Ferdinand von Tirol. (1529
bis 1595.) Rennzeug zum Scharfrennen mit geätzten
und vergoldeten Strichen und dem Wappen des habs-
burgischen Hauses. Derselbe ist nach dem Inventar
von 1596 dem Herzoge August von Sachsen zuge-
Sammlung von Turnierwaffen u. -Gegenständen. 1 6 1
schrieben gewesen. Diese Angabe hat nur theilweise
Richtigkeit. Es ist dasselbe, welches Kurfürst August
durch seinen Hofplattner (vermuthlich Peter von
Speyer) 1558 fertigen liess und dem Erzherzog als Ge-
schenk verehrte. J )
997 . Tumierspiess.
998 . Franz I., König von Frankreich. (1494
bis 1547.) Einzelne Wechselstücke eines Harnisches
für das sogenannte »wälsche« und das >Realgestech«,
blank, mit geätzten und vergoldeten Emblemen. Der
vollständige, diesem Könige zugeschriebene Harnisch
war im Schlosse Ambras bei Innsbruck, derselbe wurde
aber mit anderen Harnischen und Waffen franzö-
sischer Herren 1806 auf Befehl Napoleons I. ent-
nommen und nach Paris gebracht, wo er noch gegen-
wärtig zu sehen ist. Nur die vor Augen befindlichen
Stücke blieben zurück. Dieser Harnisch wurde 1542
auf Befehl des Königs Ferdinand I. von dem Hof-
plattner Jörg Seusenhofer geschlagen und war für
Franz I. als Geschenk bestimmt. In Folge politischer
Zerwürfnisse und des Todes des Königs wurde die
Uebergabe an denselben verhindert.' * 2 )
999 . Zwei kleine Schilde für den italienischen
Ringkampf in der Art des Giuoco del Ponte zu Pisa.
Bezeichnet 1522.
Die an den Wänden befindlichen Stücke sind
zumeist in ähnlichen Formen bereits beschrieben wor-
*) Gurlitt Corn. Deutsche Turniere, Rüstungen und
Plattner. Dresden, 1889.
2 ) D. D. Schönherr, Der Harnisch König Franz I. von
Frankreich. Archiv für Geschichte Tirols, I, p. 84.
1 1
I Ö2
Saal XXX VL
den. Die zwischen gg6 und 997 oberhalb befindliche
ungarische T artsehe wird im Vereine mit jenen an der
Wand IV erklärt werden. Ganz oberhalb erblickt man
zwei Fahnen mit Thaten des Herkules analog wie an
Wand f.
An der Säule, gegenüber der Wand,
1000 - Johann Georg Markgraf von Bran-
denburg -Jag erndorf. (1577—1624.) Ganzer Harnisch
für das neue wälsche Gestech, über die Pallia, gebläut
und mit breiten Ornamenten in Goldschmelz geziert.
Derselbe trägt das Augsburger Beschauzeichen, Dabei
das Schildchen einer Rossstirne mit dem Wappen des
Markgrafen, Um 1600.
Wand IV.
Unter halb, längs der Wand,
1001- Rennspiess zu einem hussarischen T urnier,
1002 . Vollständiger deutscher Sfechzeug,
1003 , Rennzeug zum Scharfrennen mit links-
seitiger Ditge und Brechschi ld.
1004 - Ringelrennspiess.
1005 . Deutscher Stechzeug, gekehlt und ge-
trieben ? ohne Beintaschen, Die neben-
stehende Marke gehört vielleicht Lorenz
§3 Helmschmied ln Augsburg. (Siehe Nr, 62,
Ä Saal XXV.)
1006 . Deutscher Stechzeug, gekehlt und ge-
riffelt.
1007 . Vollständiger Rennzeug zum Scharf-
rennen mit gerissenen Strichen.
Sa m ml u ng vo n T urn ier wa tte n u * - Geg enstä n da n . j 6 3
1008^ Rennstange zu einem hussarischen
Turnier.
1009. Deutscher Stechzeug mit hochgeätzten
Rändern im spatgoth Ischen Stile.
1010h Ringelrennspiess mit gepicktem Schafte
von seltener Länge.
(Oll. Vollständiger Rennzeug zum Scharf-
rennen, Am Rücken findet sich die Jahrzahl 1498 ,
ferner die nebenstehenden Marken, Erstere
scheint die Beschaumarke von Landshut,
letztere die des dortigen Plattners Franz
Grossschcdl, der aber nicht der Verfertiger ist, son-
dern nur die Neuzusammenstellung des Zeuges be-
sorgte.
1012 . Deutscher Stechzeug mit breiten Keh-
lungen.
1013- Vollständiger deutscher Stechzeug
mit seichten Kehlungen.
1014- Vollständiger Rennzeug zum Schaff-
rennen, mit gravirten Verzierungen und Inschriften in
spätgothis ehern Stile. Auf dem Rennhute liest man ;
»Hilf heiliger Ritter Jorg.«
1015. Ringelrennspiess mit einer seltenen
Schaft länge von 5 ‘85 Meter.
1 0 1 6 . D eutsch er Stechz eug, m it kräftig er T rei b-
arbelt und Kehlungen geziert. Er trägt die
Augsburger Be sc hau marke und das bel-
stehende Zeichen,
1017. Ringelrennspiess von seltener Länge
des Schaftes,
11*
6 4
Saal XXXVI.
1018. Vollständiger Rennzeug. Er
trägt die Marke des Adrian Treytz von Inns-
bruck (dem Verfertiger des Bruststückes bei
Nr. 66, Saal XXV).
1019. Deutscher Stechzeug mit seichten Keh-
lungen.
1020. Vollständiger deutscher Stechzeug
mit seichten Kehlungen.
1021. Turnierspiess von einem hussarischen
Turnier, bemalt.
gg gj 1022. Vollständiger Rennzeug zum
m ga Scharfrennen, mit seichten Kehlungen. Am
Rennhute erscheint die Wiener Beschaumarke.
1023. Deutscher Stechzeug, gekehlt und ge-
t trieben. Die Beintaschen sind abgängig.
Am Rückenstück findet sich die Augs-
burger Marke, ferner ein Stechhelm wie
bei Nr. 1016.
1024. Rennstange von einem hussarischen
Turnier, bemalt.
Oberhalb an der Wand finden sich bemalte
ungarische Sturmhauben (Zischäggen), darunter unga-
rische Tartschen. Sic stammen aus dem Besitze des
Erzherzogs Ferdinand von Tirol im Schlosse Ambras.
Erstere sind grösstentheils Nachahmungen, letztere
jedoch originalen Ursprungs. Im Inventar von 1596
wird von ihnen 1 ) bemerkt: »so der wallach her-
J ) Es waren damals deren neun. Die vorletzte in der
Reihe zeigt das Gouachebild der Constantia. Eine spätere
Beigabe aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
S a m mlu ng von T u rnier wa ffen u * -Gege nstiind e n , \ ö 5
geschenkt hat. « l ) Alle diese Ausrüstungsstücke dienten
bei den Turnieren und Festlichkeiten, welche der Erz-
herzog veranstaltete, Be achte ns werth sind die heral-
dischen Embleme auf den Schilden; so erscheint wieder-
holt der »Krallenf!ug<c ? aber auch ein orientalisches, wie
der »Dsü-l-fakär«, das Schwert Alis, des Schwieger-
sohnes des Propheten, das mit zwei Klingen darge-
stellt wird. (Wand III.)
An den Capitälen erblickt man zwei Fahnen-
blätter mit den Abbildungen von Thaten des Herkules,
wie an Wand I und III.
3 ) Damit ist Vlad IV, Tzepesch, auch Tzepelusch
(Henker) Drakul Woyda, Woywode der Walachei von 1456
bis 1462, bezeichnet,
S) So bei dem hussarischen Turnier den 2. Mai 1557
am Schlosse zu Prag, ferner bei den Hochzeitsfestlichkeiten
den 14, Mai 1582 zu Innsbruck, wie gleichzeitige Abbit*
düngen bezeugen.
Man schreitet nun zurück und betritt vom Saale XXXI V
aus das kleinere Gemach Saal XXXV 1
SAAL XXXV.
Sammlung orientalischer
Waffen und Ausrüstungen.
Rechts vom Eingänge beginnend und den Raum vollständig
umschreitend .
Im. Wandkasten I.
Oberhalb.
I bis 22. Eine Sammlung von Bogen- und
Pfeilköchern. Die meisten derselben sind Beutestücke
aus den türkischen Feldzügen von 1556 und 1566, nur
die Nummern 7, 10, 18, 19, 20 und 22 datiren aus
dem Feldzuge von 1684. Bemerkenswerth sind die
prachtvoll ausgestatteten Pfeile, wie unter anderen bei
Nr. 2, 4 und 5. Die Köcher Nr. 22 werden dem Gross-
vezier Kara Mustapha (gest. i 683 ) zugeschrieben. —
Unterhalb erblickt man türkische und arabische Bögen,
ferner sogenannte Handpauken, wie solche jeder Reiter
am Sattel führte. — 23 . Persische Feldflasche von
cachirter Leinwand, vergoldet und mit schönen figu-
ralen Darstellungen bemalt. — 24 . Köcher von
grünem Sammt. Derselbe ist nicht orientalisch, wohl
S am m l u ng ori ental . W a ffe n u nd Au sr ü s tu ngen. 167
aber sind es die darin befindlichen T mit Hob und Bein
eingelegten türkischen Pfeile, deren sich Erzherzog
Ferdinand bei Schiessübungen bediente, — 25- Tür-
kische Feldflasche von Leder, mit buntem Tuch
benäht.
Im Pulte.
Von rechts nach links schreitend,
26- Drei Paar türkischer Steigbügel, ver-
schiedener Form. — 27, Türkischer Säbel mit Griff
aus Horn, die Scheide ist mit Fischhaut überzogen.
— 28, Türkischer Streitkolben aus gebläutem
Eisen, in feiner Goldtausia geziert. — 29- Zwei tür-
kische Handpauken, die eine mit Deckel in feiner
Lackmalerei geziert. — 30- Handjar. Griff und
Scheide von Silber sind mit Filigran geziert und mit
Korallen besetzt. Auf der Klinge findet sich eine
türkische Inschrift. — 31 Türkischer Streitkolben
von Holz, mit ungemein feinen mosaikartigen Einlagen
von Bein und Metallstiftchen. — 32. Dolch mit Griff
aus Walrosszahn und mit Korallen besetzt, in ähnlich
ausgestatteter vergoldeter Silberscheide in einem Fut-
terale aus rothem gestickten Tuche. Wurde von wei-
land Erzherzog Friedrich 1840 aus dem syrischen
Kriege mitgebracht. — 33. Persischer Gürtel mit
prachtvollen emaillirten Beschlägen. — 34. Theile
eine s türkischen Reitzeuges von schwarzer Wolle,
mit schönen vergoldeten und durchbrochenen Silber-
beschlägen, die mit Türkisen und Korallen besetzt
sind. — 35 . Sarazenischer Faustschild, angeblich
von der Belagerung von Antiochia stammend. — 36.
Türkische Copie. Der Schaft ist mit Silberblech
1 68
Saal XXXV.
überzogen und gerautet. — 37. Leibgürtel eines
Janitscharcn, aus vergoldetem Silberblech. — 38. Alte
polnische Karabela. Der Griff ist mit Wallrossbein
belegt. Auf der Klinge findet sich eine türkische In-
schrift. Das Scheidenbeschläge ist mit Edelsteinen be-
setzt. — 39. Soliman I., Grosssultan, Belagerer
Wiens 1529. (1494 — 1566.) Rechte Armschiene mit
Handschuh, in reicher Gold- und Silbertausia geziert.
— 40 . Türkischer Dolch mit Griff aus Walross-
bein und Damaskklingc. — 41. Zwei Handpauken,
die eine mit metallenem Deckel. — 42 und 43. Zwei
Streitkolben. — 44. Türkischer Leibgürtel von
vergoldetem Silber durchbrochen und mit opakem
Email geziert. — 45. Handjar. Der Griff von Silber
ist reich geschnitten, die Scheide ist in Silber getrieben.
Sowohl dieser als auch der Handjar Nr. 3 o sind
Ehrengeschenke des Kaisers Nikolaus I. von Russland
an Se. Majestät den Kaiser Franz Josef I. — 46. Drei
Paar türkischer Steigbügel verschiedener Form.
— 47. Türkischer Säbel. Der Griff von Bein ist
mit Türkisen besetzt. Die Klinge besitzt eine türkische
Inschrift in Hochätzung. — 48. Streitkolben von
Eisen, emaillirt und theils vergoldet.
Im Wandkasten II.
Oberhalb.
49. Panzerstecher mit Scheide, letztere lässt
am Beschläge noch Spuren von Kaltemail erkennen.
— 50. Ungarischer Säbel. Griff und Scheide sind
mit Fischhaut überzogen. — 51. Ungarischer Säbel.
Sammlung oriental. Waffen und Ausrüstungen, j 5g
Griff und Scheide besitzen vergoldete Silberbeschläge,
die mit Türkisen und Korallen besetzt sind. Auf der
Klinge sind Verse aus dem Koran geätzt. — 52. Pan-
zerstecher, ganz mit vergoldetem Silber montirt.
— 53. Ungarischer Säbel. Der Griff ist mit Achat
belegt. Auf der Klinge liest man die in Gold tauschirtc
Inschrift: »Ma scha’ lläh.« (Alles nach Gottes Willen.)
— 54. Polnische Karabela. Die Klinge besitzt eine
türkische Inschrift. — 55. Ungarisches Schwert.
— 56. Ungarisches Schwert mit alter Klinge.
Derlei Schwerter wurden auch als Panzerstecher
unter dem Sattelgurte geführt. — 57. Arabischer
Rundschild von blankem Eisen mit feiner Verzie-
rung in Goldtausia. — 58. Zischägge, Brust- und
Rückenpanzer, nebst Rundschild einer orienta-
lischen Rüstung mit vergoldeten Ornamenten und
zahlreichen arabischen Inschriften. Auf der Zischägge
findet sich der Name des Waffenschmiedes Ali. In
dem Inventare von 1596 ist sie: »N künig zu Cuba in
India« zugeschrieben, in den späteren ohne nähere
Begründung Dragud Reis, König von Kairwan. (Gest.
* 565 -) — 59. Persischer Dolch mit Grift' aus ge-
schnittenem Walrosshorn. — 60. Persischer Dolch
mit schön tauschirter Klinge. — 61. Türkischer
Säbel. Auf der schönen Damaskklinge zeigen sich tür-
kische Inschriften. — 62. Türkischer Säbel. Auf
der Klinge liest man in türkischen Lettern die Worte:
»O Siegspender.« — 63. Persischer Säbel. Der
Griff ist von Elfenbein. Auf der schönen Damaskklinge
liest man in goldenen arabischen Schriftzeichen :
»Schah Sultan Hussein (reg. 1700—1722) aus der
Dynastie der Sophiden; verfertigt von Essedulah in
170
Saal XXXV,
Ispahan. Dieser für Auswärtige (Feinde) bestimmte
Säbel ist ein echter Sohn Dsü-l-fakär,« Wurde von
dem damaligen persischen Botschafter in Wien, Hassan
Chan, Sr. Majestät dem Kaiser Ferdinand L verehrt.
— 64* Polnische Karab ela, mit Silber montirt, —
65* Panzer Stecher, ähnlich wie Nr. 53. Die Scheide
ist mit Türkisen besetzt. — 66* Türkischer Säbel,
Der Griff ist von Achat, die Scheide ist mit rothge-
blumtem Seidenstoff überzogen und besitzt ein Be-
schläge aus vergoldetem Silber. An der Parirstange
findet sich die kaiserliche Punze Mohammeds III. Der
Säbel wird als aus dem Besitze Kara Mustaphas stam-
mend angegeben, ist aber wohl ein Theil aus der
Siegesbeute, die dem Kaiser Leopold I. nach dem
Entsätze von Wien zu Füssen gelegt wurde. —
67. Türkischer Säbel mit feiner Damaskklinge. — -
68. Ungarischer Säbel mit Beschlägen aus email-
lirtem Silber, die Klinge tragt eine türkische Inschrift.
— 69. Türkischer Dolch mit Fassung aus ver-
goldetem Silber von europäischer Arbeit. Zwischen
den Ornamenten findet sich ein Wappen, ferner die
Buchstaben K'I und die Jahrzahl 1543, - — 70. Ein
Paar türkische Pistolen, — - 71 . Eine Pistole, —
72.73. Zwei polnische Panzerstecher mit silber-
nen vergoldeten Scheiden und mit Edelsteinen besetzt.
— 74, Zisch ägge mit geätzten und vergoldeten Ver-
zierungen, darunter türkische Inschriften. — 75. Tür-
kischer Dolch.
Im Pulte.
76. Türkisches Gewehr mit Schnapphahn-
schloss und reich verziertem Schafte. — 77. Türki-
Sammlung oriental. Waffen und Ausrüstungen. \^\
scher Damaskkugellauf, mit Silbertausia ausgestat-
tet. — 78 . Türkisches Gewehr mit Schnapp-
hahnschloss und reich verziertem Schafte. — 79 .
Arabisches Gewehr mit in Stifttechnik verziertem
Schafte. — 80 . Türkischer Lauf mit Visiraufsatz
aus Rosendamask. Die in Gold tauschirten Orna-
mente zeigen europäischen Einfluss. Derselbe wurde
Sr. Majestät dem Kaiser Franz Josef I. in Constanti-
nopel von einem türkischen Beamten Namens Hadji
Hussein Aga überreicht. — 81 . Alter arabischer
Dolch. — 82 . Muhammed Ben Kaitbai, Sultan der
Mameluken. (Reg. 1495—1499.) Streitbeil. Das durch-
brochen gearbeitete Beil enthält in kufischer Schrift
den Namen des Sultans. Der Stiel, gleichfalls von
Eisen, zeigt feine Tausia. — 83 . Türkisches Ge-
wehr mit in Perlmutter eingelegtem Schafte. — 84 .
Michael Apafi II., Fürst von Siebenbürgen (1677
—1713.) Ungarisches Schwert mit türkischer Klinge,
ferner Streitkolben von vergoldeter Bronze. Diesel-
ben bildeten mit der oberhalb des Wandkastens II
entfalteten Fahne die Würdezeichen des Fürstenthums
Siebenbürgen unter türkischer Schutzherrschaft und
wurden von dem Fürsten bei Abtretung desselben an
Oesterreich 1701 dem Kaiser überreicht. — 85 .
Persisches Gewehr mit in Perlmutter eingelegtem
Schafte, ein Paar Pistolen, ferner drei silberne
Patrontäschchen an einem in Silber gewirkten Gür-
tel. Sind Geschenke des Schah von Persien Fethali
an weiland Se. Majestät Kaiser Franz I. 1818. — 86.
Dalmatinische Flinte von Martin Hechimovic. —
87 . Türkisches Gewehr. — 88. Türkischer
Lauf, von Dabandamask brunirt und mit kleinen Edel-
Saal XXXV,
172
steinen besetzt. Der Piston wurde erst später hinzu-
gefügt, — 89. Amautenflinte von A. O. Martinez.
— 90. Türkischer Damaskku gellauf, mit Gold-
und Silber tau sia geziert, — 91. Langes Arnauten-
gewehr mit Schnapphahnschloss von A, Morella, —
92. Türkisches Streitbeil, Auf dem breiten Beile
sind in hochgeätzt en und vergoldeten arabischen
Schriftzeichen die Namen der türkischen Sultane von
Murad Chan L (ermordet i38g) bis Muhammed Chan III.
(1566^1600) zu lesen. Ferner nebst Koran versen der
Name Sultan Muhammed Chan, — 93- Kleiner
Handjar mit schwarzem Homgrift, Die Klinge zeigt
eine arabische Inschrift.
Im Kasten III vor dem Fenster,
94 bis 106. Türkische Feldausrüstung, in
den alten Inventuren von Ambras »die türkische
ruestung* genannt, »so herr Lazarus Sehwend i Ir
Durchlaucht (Erzherzog Ferdinand) verehrt hat auf
ross und man«, 1 ) Er besteht aus einem kleinen türki-
schen Sattel (94), einer Rossstirne (95), einem Zaum (96),
einem Paare Steigbügel (97), einem Säbel (98), einem
Panzerstecher (gg), einer Streithacke (ioo), einer Feder-
hülse (101), dem Riemenzeug zur Pferderüstung (103),
einem Streitkolben (io3), einer Janitscharenhaube (104),
endlich zwei Djclcng oder Halsgehängen mit Busch
aus Yakwolle (105, 106), — 1 07- Türkischer Sattel
mit reicher Plattstickerei und reichem Beschläge. —
108. Zischägge, mit Goldtausia geziert.
J ) Wahrscheinlich im Feldzuge 1566, wo Schwefiäl
siegreich kämpfte.
Sammlung oriental* Waffen und Ausrüstungen.
Zwischen den Fenstern.
Unterhalb längs der Wand.
109. Türkischer Rossschweif mit bemalter,
innen hohler Stange. Der Knauf fehlt. — 110* Arabi-
scher Sattel mit schöner Lackmalerei auf den Stegen.
— III. Russischer Sattel mit Zaumzeug. — 112. Un-
garischer Sattel. — 113- Türkischer Sattel mit
schöner Plattstichstickerei. — |I4. Türkischer Ross-
schweif.
Oberhalb der Wand.
Grosse türkische Fahne, Sandschak-Schcrif,
auch Blutfahne genannt, aus rothem Purpurdamast, mit
eingewebten Dessins und Schriftzeichen. Diese Fahne,
sowie der Rossschweif Nr. rog, ferner die Köcher 22
(Wandkasten I), endlich die Nummern 126 bis i3o
(Kasten IV) wurden nach der Angabe des Ambraser
Inventars von 1730 nach dem Entsätze Wiens i683
dem Kaiser Leopold I. zu Füssen gelegt und 1703
nach Schloss Ambras gesendet.
Im Kasten IV vor dem Fenster.
115 bis 122. Orientalische Feldausrüstung,
die sogenannte »Ungarisch mestung« des Ambraser
Inventars von 1596. Alle Theile reich vergoldet und
mit gestricktem Silberdraht überzogen, bestehend aus
einem türkischen Sattel (115), einem Kopfzeuge mit
Reigerbusch (116), Brustzeug (117), einem Paar Steig-
bügel (118)1 einem Streithammer (11g), einem Säbel
(120), dem Hinterzeug des Pferdes (121), endlich einem
Dj eieng mit Behänge aus rother Seide (122). — 123.
*74
Saal XXXV.
Ein Paar Sporen mit Stachelhälsen. — 124. Kaschan
(Kasim) Beg, auch Mihalbeg, Heerführer. (Fiel
bei Baden in Niederösterreich, 19. September 1532.)
Panzerstecher mit Montirung aus vergoldetem Silber
und gebläuter, in Goldschmelz gezierter Klinge. —
125. Gerader orientalischer Dolch mit Griff aus
Elfenbein, der mit Türkisen und Granaten besetzt
ist. Die Klinge ist durchbrochen gearbeitet. — 126.
Zischägge aus Silber, theilweise vergoldet. — 127.
Türkischer Sattel mit getriebenen Beschlägen, ferner
128 Zaumzeug, 129 türkischer Bogen, 130 Steig-
bügel, 131 Streitkolben. Alle diese Gegenstände ge-
hören zu den Beutestücken, welche Kaiser Leopold I.
nach dem Entsätze von Wien i683 überreicht wur-
den. (Siehe die Bemerkung bei der türkischen Fahne
Seite 173.) — 132. Mehemed Sokolowitsch, Gross-
vezier. (Gest. 1579.) Zischägge aus Eisen mit reichen
Verzierungen in Goldtausia und vielen dccorativ an-
geordneten Inschriften in türkischen Lettern, welche
religiöse Anrufungen enthalten. — 133. Grosser
Djeleng mit Knopf aus vergoldetem Silber und mit
vier Eberzähnen ausgestattet. Das Behänge ist aus
Yakwolle. — 134. Djeleng mit Knauf aus Passemen-
teriearbeit. Das Gehänge besteht aus blondem Frauen-
haar.
Im Wandkasten V.
135. Türkischer Rundschild aus Rundstäben
von Feigenholz mit übersponnenem Golde und rothen
Seidenfäden geziert. Das Buckelgehäuse ist durch-
brochen und in Goldtausia ausgestattet. — 136.
Zwei malayische Dolche, Krisze genannt, mit ge-
Sammlung oriental. Waffen und Ausrüstungen.
flammten Klingen. — 137. Japanisches Schwert.
Geschenk des Mikado von Japan an Se. Majestät den
Kaiser Franz Josef I. 1871 . — 138. 139. Zwei japa-
nische Schwerter. — 140. 141. Zwei arabische
Dolche. — 142. Japanisches Schwert. — 143.
Indisches Schwert. — 144. Türkischer Streit-
kolben, mit vergoldetem Silber montirt. — 145. Tür-
kischer Streitkolben, ganz mit vergoldetem Silber
belegt. — 146. Dreizack von Gold, emaillirt, mit in
Goldscheiden steckenden Dolchklingen. Neue siame-
sische Arbeit. Geschenk des Königs von Siam an Se.
Majestät den Kaiser Franz Josef I. 1 S 7 S.
Im Pulte.
147. Indisches Schwert, mit vergoldetem Sil-
ber montirt. — 148. Persisches Schwert mit
Wurfspiess. Die Klinge ist aus feinem Damaskstahl.
— 149 .Zwei indische Säbel. Die Klingen sind von
Dabandamask. Die reich mit Gold beschlagenen
Scheiden sind mit schwerem indischen Brocat über-
zogen. Geschenk des Maha-Radscha Nabob von Ben-
galen. — 150. Indischer Säbel. Der Griff, mit Silber
montirt, ist mit Schildpatt belegt. Die Klinge zeigt
orientalische Stempel. Die Scheide ist mit gesticktem
Tuch und Leder überzogen. — 151. Chinesisches
Dolchmesser. Griff und Scheide von Elfenbein sind
mit Schnitzarbeit von ausserordentlicher Feinheit aus-
gestattet. Wurde von Sr. Majestät dem Kaiser aus
dem Oriente mitgebracht. — 152. Malayischer
Krisz. Der Griff, aus Holz und geschnitzt, stellt einen
sich den Bauch aufschlitzenden Menschen dar. — 153.
176
Saal XXXV.
Montezumall., Ynka von Mexiko. (Getödtet 1520).
Streitbeil aus Syenit, angeblich von Ferdinand Cortcz
dem Papst und von diesem an Erzherzog Ferdinand
von Tirol verehrt.
Im Wandkasten VI.
154. Innere Fütterung einer maurischen
Adarga mit feiner Stickerei auf Leder und mit arabi-
schen Inschriften. — 155. Geflammter arabischer
Dolch. Griff und Scheide sind in Gold tauschirt. Die
Klinge trägt tauschirte arabische Inschrift. — 156.
Dolch mit Griff aus Nephrit, ehemals mit Edelsteinen
besetzt und mit persischer Klinge. Stammt aus dem Be-
sitze des Abdalah Bey, des Anführers der Empörung
in Alexandrien. — 157. Gekrümmter Dolch mit
Griff aus Elfenbein. Auf der Scheide aus vergoldetem
Silber erblickt man ein Wappen mit den Buchstaben
K-D, ferner eingekratzt die Jahreszahl 1549. — 158.
Türkischer Streitkolben von vergoldetem Silber,
mit Steinen besetzt. — 159. Streitkolben von roh
ornamentirtem Silber, mit Korallen besetzt. Am mitt-
leren Theile des Stieles erscheint in erhabener Schrift
der Name : » GEORG -RAKOTZI* II. 1643«, ferner dessen
Wappen. — 160. Spiesseisen einer Beduinenlanze.
Im Pulte.
161. Ungarischer Säbel. Alle Metallthcile von
vergoldetem Silber sind mit Diamanten und Rubinen
besetzt. Die weit ältere Klinge ist roh verziert. —
162. Handjar mit Griff aus Rhinoceroshorn, in
Silber montirt. Auf der Klinge sind mit in Gold tau-
schirten arabischen Schriftzeichen Koranverse und die
Sammlung oriental. Waffen und Ausrüstungen, j yy
Jahrzahl der Hedsehra 1241 (1825) ersichtlich, — 163-
Handjar mit Griff aus Wallrosshorn, in vergoldetem
Silber montirt und reich mit geriffelten Korallen be-
setzt, Die schöne Klinge, gebläut, zeigt in schöner
Tausia arabische Inschriften, welche die Namen der
Siebenschläfer und ihres Hundes Kithmir enthalten.
Geschenk des Fürsten von Serbien Milosch Obreno-
witsch an weiland Se, Majestät den Kaiser Ferdinand I.
1843. — 164. Polnische Karabela, Der Griff ist von
Achat, die Parirstangen wie das Scheidenbeschläge
sind von vergoldetem und emaillirtem Silber und mit
Edelsteinen besetzt, — [65. Persischer Säbel mit
Griff aus Elfenbein und mit Halbedelsteinen besetzt.
12
SAAL XXXIII.
Sammlung von Jagd waffen
und Jagdgeräthen.
Mittelkasten,
I. Jagdarmrust mit vergoldetem Stahlbogen
sammt englischer Winde, Die Säule ist mit dem fran-
zösischen Wappen bemalt, dann finden sich in Elfen-
beineinlagen das Sinnbild des Ordens des Stachel-
schweines in seiner späteren Gestalt unter König
Ludwig XII. von Frankreich (1462 — 1515), darunter
ein Herz und die Wappenfigur der Anna von Bretagne
{1476—1514), Die Armrust wurde zwischen 1491 und
1498 gefertigt — 2 . Spanische Balläster mit roth
lackirter Säule, in Gold bemalt. Art den Seiten der
letzteren finden sich zwei Wappen, der Bindenschild
und Burgund, in Oei gemalt. Um 1520. — 3 bis ß.
Vier Jagdarmrüste mit vergoldeten Bögen und
lackirtcn Säulen, Die Nuss ist bei allen freischwebend.
Auf den Säulen wie auf den Bogen finden sich In-
schriften: »Halt Mass«, die Devise des Ordens der
Massigkeit, ferner »Si Deus pro noblsquis contra nos«,
»Diligentes me diiigo«, endlich die verschlungenen
beiden M (Maximilian Maria), wodurch dieselben sich
als aus dem Besitze des Kaisers Maximilian L erwei-
Sammlung von Jagdwaffen und Jagdgeräthen. i
sen. — 7 bis 12. Sechs sogenannte Falkenluder, das
Federspiel /ur Abrichtung des Jagdfalken. Die Kappen
sind reich gestickt, die älteren, 7 bis 9 , mit figuralen
Darstellungen, die Federn fehlen zumeist. Die obere
Schnur diente zum Schwingen derselben, die dünnen
Schnürchen zum Anheften der Lockspeise. XV. Jahr-
hundert, 2 . Hälfte. — 13. 14. Zwei Falkentaschen
für die Lockspeise. Nr. i3 mit sehr schön gezeichneter
Schliesse in vergoldetem Messing. — 15 bis 17. Drei
sogenannte Schweinsdegen, welche dazu dienten,
um das Schwein anrennen zu lassen. An einigen findet
sich unterhalb an der Klinge ein Knebel, zu dem
Zwecke, um das zu tiefe Eindringen des Degens in den
Leib des Wildes zu hindern. Nr. 16 mit schöner ver-
goldeter Klinge, die eine Anrufung Mariens enthält, ge-
hört den ersten Jahren des XVI. Jahrhunderts an. —
18. Kaiser Maximilian I. ( 1459 — 1519 .) Jagdschwert.
Seine Form und Ausstattung ist ganz jene des Lehen-
schwcrtes dieses Monarchen, welches nach altem Her-
kommen den erzherzoglich österreichischen Insignien
beigezählt und in der k. k. Schatzkammer bewahrt wird.
Die Ausführung lässt die Hand desselben Meisters er-
kennen, der dort als »Maister M-S von H« bezeichnet
wird. Auf der schön geschliffenen Klinge findet man
die Darstellungen der heil. Maria und des heil. Sebastian
mit Anrufungen in Goldschmelz auf gebläutem Grunde.
Der Knauf ist von Messing und gravirt, der untere Theil
besitzt musivische Einlagen aus Elfenbein und Holz.
An beiden Seiten sind Perlmutterplättchen eingelassen,
auf welchen Heilige geschnitzt erscheinen. Die sehr
schöne Lederscheide ist mit geschnittenen Verzierungen
ausgestattet und enthält ein Besteck von zwei Messern
1 8 o
Saal XXXIII.
und einen Pfriemen. Um 1490 . — 19 bis 22. Schwein-
schwerter und -Degen. — 23. Jagdbesteck in
Futteral aus Leder, enthaltend zwei Parmesser oder
Waidpraxen, ein Tranchirmesser und eine Gabel. Die
Griffe von Messing, mit feinen musivischen Einlagen
in Holz und Bein. — 24. Jagdbesteck, ähnlich dem
vorigen. — 25. Fünfundzwanzig Falken-, Ha-
bicht- und Sperberhauben zum Blenden des Vogels.
Sämmtlich von reicher Ausstattung, in gepresstem Le-
der, vergoldet und bemalt. Die meisten gehören noch
dem XV. Jahrhundert an. Zwei tragen das Wappen
Maximilians I. im Vereine mit jenem der Bianca Maria
Sforza, eine das Monogramm Maximilians VIII. Sforza,
eine jenes Ferdinands I. als Erzherzog. — 26. Jagd-
besteck, ähnlich wie Nr. 23 und 24 . XV. Jahrhundert.
Im Wandkasten I.
Oberhalb.
Eine Sammlung von Gewehren von besonders
reicher künstlerischer Ausstattung, aus welcher die
hervorragendsten Stücke hier bezeichnet werden.
27. Luntengewehr. Der Lauf ist mit eepunzten
und vergoldeten Arabesken ausgestattet, der Schaft
mit Sammt überzogen. XV. Jahrhundert. — 28- Jagd-
gewehr mit Radschloss. Der Schaft ist reich mit
Elfenbeineinlagen geziert, in welchen Scenen aus der
römischen Geschichte und Allegorien dargestellt sind.
Am Schuber erblickt man die Gestalten der Lüstern-
heit und der Leckerhaftigkeit mit den Inschriften
»LIBIDO« und »GVLA«. Am Kolben eine Reihe von
römischen Königen mit einer nur theilweise mehr les-
Sammlung von Jagd Waffen und Jagdgeräthen. |§i
baren lateinischen Inschrift. Darunter die kaum rich-
tige Jahrzahl 1507 und »GEORGIVS ■ K ■ EXCVSIT*
OMMOLTZPAGHE* . Laufmarke P ■ S. Schlossmarke
M T, — 29- Büchse mit Radschloss. Der Schaft ist
mit Elfenbein eingelegt, mit welchem Scenen mytholo-
gisch-religiösen Inhaltes und Jagden dargestellt sind,
so das Unheil Salomons, Adam und Eva, der Schuber
Actäon etc. Am Kolbenschuh findet sich ein Wappen
mit den Buchstaben G * V * H * V * S, wahrschein- h
lieh die Zeichen Eines der Familie Schallenburg, H H
Laufmarke. — 30. Leichte Jagdbüchse mit H
verbeintem Schafte. Laufmarke H - H. — 31. Jagd-
büchse in reich verbeintem Schafte, auf welchem die
Schöpfung des Menschen und andere allegorische
Scenen dargestellt sind. Der Lauf trägt die Augsburger
Marke. — 32- Büchse. Auf dem verbeiuten Schafte
sind Thiere in Cartouchen dargestellt, auf dem Schuber
ein Cavalier. Laufmarke O ■ H. — 33. Büchse mit
sehr feinen Einlagen im Schafte von Elfenbein und
Hirschhorn, am Schuber ein Cavalier der Zeit um 1590.
— 34. Büchse. Der Schaft ist mit Messingfäden und
gravirtem Elfenbein eingelegt. An der Anschlag-
seite erblickt man eine Gesellschaft von Damen
und Cavaiieren, allegorische Figuren etc, Lauf-
marke. * — 35. Kleines Jagdgewehr mit Radschloss
und verbeintem Schafte. Der Lauf trägt die Nürnberger
Marke und H - H. — 36. Büchse. Am reich ver-
beinten geschwärzten Schafte ist in zahlreichen Scenen
die Erschaffung der Welt, die Sintfluth etc. G Z
dargestellt. Schlossmarke P * $. Laufmarke. — ^
37. 38. Zwei Büchsen von ähnlicher Ausstat-
tung. Die Schäfte sind mit einer schwarzen Asphalt-
I 82
Saal XXXIII.
masse bedeckt, in welche ungemein feine Elfen-
beinpartikcl cingeprcsst erscheinen. Mit selben sind
Arabesken im Stile der Niederländer dargestellt. Die
Marke am Kolben H L weist auf Hans Lange in
Gotha, einen Schüler des Francis Floris. Nr. 38 trägt
am Kolbenschuh das schwedisch-polnische Wappen.
(König Sigismund III.) — 39 . Büchse mit reichen
Perlmuttereinlagen im geschwärzten Schafte. — 40 .
Büchse mit sehr dicht angeordneten, aber rohen
Elfenbeineinlagen. Laufmarke A R und den Halb-
mond. Am Kolbenschuh erblickt man das Wappen der
Stralenfels, V S und die Jahreszahl 1579. — 41.
Prunkgewehr mit Radschloss. Der Schaft ist von
Elfenbein und enthält in zahlreichen Reliefs Scenen
aus der Geschichte des Perseus und andere Allego-
rien. Lauf und Schloss sind fein tauschirt. Zunächst
des Züngels zeigt sich das habsburgische Wappen. —
42 . Büchse mit sehr feinen und reichen Ein-
lagen. Lauf und Schloss sind reich in Silber-
tausia ausgestattet. Laufmarke. Schlossmarke
G • F. — 43 . 44 . Zwei kleine Reitergewehre mit
verbeinten italienischen Schäften. — 45 . Kleines
Reitergewehr mit verbeintem schwarzen Schafte,
auf welchem Leda dargestellt ist. Laufmarke Z. Am
Schlosse die Nürnberger Beschaumarke. — 46 .
Tschinke (Tcschinka oder auch kurländische Büchse
genannt) mit zwei Radschlössern. Der Schaft ist spär-
lich verbeint. — 47 . Büchse. Der reich verbeinte
Schaft enthält Kampfscenen, mythologische Gestalten
und Allegorien. Das Schloss besitzt Stechconstruction
durch Schnuranzug. Am Schuber ist die humoristische
Scene des Jägers dargestellt, der von den Hasen am
Sammlung von Jagd waffen und Jagdgerathen,
Rost gebraten wird, Laufmarke S • F, Schäfte rmarke
H ■ P und 1563- Am Kolbenschuh ist das vollständige
habsburgische Wappen eingravin. — 48* Erzherzog
Karl von Steiermark, (1540—1590,) Büchse mit
reichen Elfenbeineinlagen , im Roll werk Stile, Am
Kolbenschuh erblickt man das habsburgische Wappen
mit jenem von Steiermark im Herzschilde, nebst dem
Orden des goldenen Vliesses, Laufmarke H - S. Schloss-
marke P * R nebst der Nürnberger Beschau, Um 15S5,
— 49. Siegmund Friedrich Freiherr zu Her-
berstein. (Gest, 1621.) Büchse mit in Elfenbein ein-
gelegtem Schafte, mit welchem Phantasiefiguren dar-
gestellt sind. An der unteren Seite erblickt man das
gravirte Wappen der Herberstein, darunter die
Buchstaben S ■ F * FHZH. Laufmarke M T (wie
Nr. 28). Schaftermarke nebenstehend (1593). - —
50- Büchse mit reichen Einlagen von Perlmutter
und Elfenbein, mit Scenen aus der Geschichte der
Diana. Am Kolbenschuh ist ein Wappen mit einem
Osterlamm dargestellt, ferner die Chiffren LAL und
Z ■ R, — 51. Büchse mit reichen Elfenbeineinlagen
im Schafte. Am Kolben ist der Bindenschild, mit dem
Erzherzogshute bedeckt, von Greifen gehalten, dar-
gestellt. Laufmarke Z. — 52. Büchse mit Elfenbein-
einlagen, im Rollwerkstile. Schaftermarke A - W. —
53. Büchse mit dichten aber rohen Einlagen von
Elfenbein. Laufmarke G - H. — -54- Schwere Stand-
büchse mit spärlichen Einlagen im Schafte. Schloss-
marke C ■ $. — 55 . Büchse. Der Schaft ist meister-
haft geschnitzt und sind darin ländliche Scenen in
ungemein feiner Ausführung des Reliefs dargestellt.
Schnitzermarke M ■ H. — 56. 57. 58. Drei Pürsch-
8 4
Saal XXXIII.
büchsen mit Elfenbeinschäften und Einlagen aus
schwarzem Bein. Nr. 56 zeichnet sich durch prachtvolle
Schnitzarbeit in den Eisentheilen aus. Der Meister ist
derselbe wie an der Büchse des David Attemstetter,
Nr. 158. Nr. 57 — 58 tragen die Laufschmiedmarke
S-D. — 59 . Büchse. Der Schaft ist reich geschnitzt
und mit Elfenbein eingelegt. In den Verzierungen finden
sich trefflich componirte Jagdscenen, Allegorien etc.
Die Eisentheile geätzt und vergoldet tragen die
Marke M • M. — 60 . Büchse mit in Elfenbein ein-
gelegtem Schafte und mythologischen Darstel- 93
lungen in Kupferstichtechnik. Schäftermarke. H * F
— 61 . Büchse. Die Elfenbeineinlagen am Schafte
stellen Phantasiefiguren und Arabesken dar. Lauf-
schmiedmarke G • P. Der Schäfter bezeichnet A W 1575.
— 62 . Büchse. Der Schaft ist mit Elfenbein einge-
legt. Mit demselben sind Schäferscenen, der Raub der
Europa mit der Inschrift: »Juppiter ad thalamum ra-
pturus Agenore natam. Induit egregi candida membra
bouis«, ferner Diana, das Räthsel der Sphynx, die ver-
wandelte Syrinx etc. in Kupferstichtechnik dargestellt.
Das reich geschnittene Schloss ist von demselben Meister
wie Nr. 56. — 63 . Erzherzog Leopold V., Graf
von Tirol. (1586—1632.) Der schwarz gebeizte Schaft
ist mit eingelegtem Silber geziert. Die figuralen Dar-
stellungen sind von ungemeiner Feinheit und Zierlich-
keit; mit denselben sind verschiedene Jagden, Scenen
aus dem Leben dargestellt. An der Anschlagseite finden
sich die Wappen des Erzherzogs mit der Inschrift »Leo-
poldus Deo Gr. Archi. Aus. Do. Bur. Comes Tirolis
1628«. An der oberen Seite ein Wappen mit der
Chiffre H • S • G • H und zunächst des Kolbenschuhes
Sammlung von Jagdwaffen und Jagdgeräthen. jg5
der kais, Doppeladler. Im Pulte unterhalb unter Nr* 1 17
findet sieh die zugehörige Pulverflasche von gleicher
Ausstattung* In den Einlagen erblickt man nebst den
Wappen und der Inschrift auch das Bildniss des Prin-
zen, eine bildliche Darstellung des 144. Psalmes und
den Wahlspruch des Erzherzogs: »Pietas ad omnia
utilis,« — 64- 65- 66 Drei Büchsen mit ge-
schuppten und mit Elfenbein eingelegten Schäften.
Laufmarke G. G. Nr, 66 trägt die Jahrzahl 1610. —
67. Kleine Büchse mit geschnitztem Schafte und
vergoldeten Eisentheilen. Auf dem Backenstücke ist
im Relief die allegorische Figur von Afrika darge-
stellt, nebstdem liest man die Jahrzahl 1656. Laufmarke
M* H., Schnitzermarke I. M. — 68. 69. Kaiser Fer-
dinand III, (1608—1657,) Zwei kleine Büchsen mit
geschnitzten Schäften, ähnlich dem vorigen, mit fern
mattirten und in Silber und Gold verzierten Eisen-
theilen, auf welchen figurale Scenen dargestellt sind.
Am Backenstücke findet sich der kaiserl. Adler und
die Jahrzahl 1648. — 70- Büchse mit eingelegtem
Schafte. Lauf bez. »Josef Wistaller in Baaden«. —
71. Kleine Büchse mit Rauchfang, ') mit gold- und
silbertausch irten Eisentheilen und geschnitztem Schafte,
bez, »Hans Faschang** — 72- Kleine Büchse mit
Rauchfang. Am verbeinten Schafte erblickt man Jagd-
seenen, der Lauf ist roh geschnitten, Schäftermarke
H, M, — 73, Kaiser Ferdinand IIL (1608—1637.)
Kleine Büchse mit Rauchfang. Geschnitzter Schaft*
Lauf bez* H, F. i638. — 74- Büchse mit geschnitz-
x ) Der Rauch fang diente dazu, um beim Abzüge vom
Aufflammen des Zündpulvers nicht im Anschläge beirrt zu
werden.
1 86
Saal XXX 11 L
tem Schafte* Das messingene Radschloss Ist derart
construirt, dass das Rad* ohne jedesmal gespannt zu
werden, mehrmals rotirt, Schäftermarke F - N . — 75
Büchse, Der Schaft ist reich In Elfenbein eingelegt
und sind darin zahlreiche Scenen aus der Bibel; Adam
und Eva, Kain und Abel, Lot und seine Tochter etc.
dargestellt. Am Schuber eine weibliche Gestalt in an-
tiker Kriegsrüstung mit der Aufschrift FORTITVDO, An
der unteren Seite eine lautespielende Dame, darüber
steht MVSIQVE, Die Ausführung ist in Kupferstich-
manier, Laufschmiedmarke G, M, Schäftermarke A , V.
— 76. Büchse mit Elfcnbelneinlagen im Schafte*
H Lauf bez* LA und ein Hufeisen. An der unteren
C P Schaftseite sind eine Fürstenkrone, darunter die
^ nebenstehenden Buchstaben eingebrannt. — 77-
r Schaft ist in sehr feinen Decors
iuw-ke, nebst den Buchstaben MAX,
— 78 Sigmund Ludwig Graf von Dietrichstein,
(Gest. 167S*) Kleine Büchse mit geschwärztem, reich
mit Silber eingelegtem Schafte, auf welcher Jagd-
scenen, das Di etrichstei iTsche Wappen und die Buch-
staben S-L-G-V-D ersichtlich sind* Die Eisentheile
sind theils mit Gravi run gen geziert, die Jagdscencn
enthalten, ~ 79, Büchse, in Schildpatt geschäftet,
Lauf bez* »MATE VS * MÄTL 1592«* — 80- Büchse*
Auf dem eingelegten Schafte zeigen sich Jagd scenen
In Kupferstichmanier. Auf der Schlossplatte ist eine
eingestellte Jagd in Gravirung ersichtlich, Lauf bez,
»Gornelyus Klett Saltzburg 1657,« — 81- Büchse,
ganz ähnlich den Nr* 6S und 69 und vermut h-
lich auch aus dem Besitze Kaiser Ferdinands III* —
Elfenbein eingelegt. Der Lauf
Sammlung von Jagdwaffen und Jagdgeräthen. j gy
82. Kaiserin Eleonore, zweite Gemahlin Kaiser Fer-
dinands III. (i63o— *1686.) Leichtes Prunkgewehr mit ge-
zogenem reich geschnittenem Laufe, in welchem ehe-
mals Edelsteine gefasst waren* Der Schaft ist mit
Arabesken in trefflicher Schnitzarbeit geziert* An der
An Schlagseite erblickt man eingeschnitten den Buch-
staben E, bedeckt von einer Krone. — 83. Büchse
mit marmorartig gebeiztem Schafte. Lauf bez. »Simon
Dausch**- — 84. König Ferdinand IV. (1653—1654,)
Büchse mit Elfenbeineiiilagen im Schafte. Jagdscenen
darstellend. Am Kolben ist das vollständige habs-
burgische Wappen eingravirt. Am Kolbenschuh er-
blickt man die Chiffre FIV. bedeckt von einer jjfra
Kaiserkrone. Am Laufe zeigt sich die Marke und KgrS
der Name H^NNS * STIFTER. — 85- Büchse '>£/
mit Schaft von Schildpatt wie Nr. 79. — 86. Büchse
mit verbeintem Schafte. Schloss hez. M. S. — 87.
Büchse mit Schaft von Schildpatt ■wie Nr, 79 und 85.
— 88 bis 99. Zwölf Tschinken, Teschinkas oder
auch kurländische Büchsen genannt, von verschiedener
Auszierung, ') — 100* Büchse mit in Elfenbein ein-
gelegtem Schafte. Auf dem Bronzelaufe ist der Name
MICHEL * SPEC KH LE ersichtlich. — 10! Büchse mit
rohen Elfenbeineinlagen im Schafte. — 102. Leichte
Pürschbüchse mit Einlagen im Schafte im Roll-
werkstile. Lauf und Schloss bez. P - S. — 103. Kleine
Reiterbüchse mit messingenem gravi rten Lauf und
Schloss und Fadeneinlagen von Messing im Schafte. —
104. Kleine Büchse mit spärlich verbeintem Schafte.
Lauf bez. L. H. - — 105. Schwere Standbüchse mit
i) Sie dienten für die damals sehr beliebte Vogeljagd.
88
Saal XXXII L
ffäSk aufzuklappender Gabel. Der Schaft etwas ver-
M\ beim. Das Schloss trägt nebenstehende Marke.—
106 , Sehr schweres Standgewehr mit zwei
Läufen. Das Radschloss besitzt zwei Hähne und zwei
Pfannen. Der Schaft ist ini Rollwerkstile verbeint. —
107. Büchse mit rohen Elfenbeineinlagen im Schafte,
“108- Hinterladegewehr mit Rad schloss. Der Ver-
schluss (Klappenverschluss} ist ähnlich dem an den
Faustrohren Nr. 375 und 393 , Saal XXVII. Der Schaft
ist spärlich verbeint, Augsburger Marke. — 109 . Hin-
terladegewehr mit Radschloss, Klappen Verschluss
ähnlich Nr. 108 , In den Elfenbeineinlagen am Schafte
sind Jägergestalten da rge stellt. Der Lauf ist geschnit-
ten und der Verschlusstheil vergoldet. Augsburger
Marke.
Im Pulte,
An der Hinterwand, von links nach rechts schreitend,
110- Zimmergewehr mit Radschloss, der fran-
zösische Schaft ist mit gefärbtem Elfenbein eingelegt.
Der Lauf bezeichnet 11 CD 1646 , — |||. Gewehr-
gabel mit Elfenbeineinlagen im Schafte. Oberhalb
zeigt sich der gute Hirt, dargestellt mit der Inschrift
»Ego sum Pastor bonus«, Aus dem Besitze Erzherzog
Leopolds von Tirol. — 112- Pulverflasche von
Elfenbein mit Montirungen in vergoldetem und email-
lirtem Silber, Die Schnitzereien stellen Wild auf der
Strecke dar. Im Mittelpunkte befindet sich eine Uhr,
welche mit emaillirtem Deckel zu schliessen ist. — -
113. 114. Zwei Pülv erhäschen von Elfenbein von
unterschiedlicher Grösse, Auf beiden ist Actäon, rings-
herum sind Jagden da rge stellt. Beide sind von dem
Sammlung von Jagdwaffen und Jagdgeräthen. 189
kaiserl. Hof-Beinstecher Johann Kaspar Schenckh (gcst.
1673) 1665 für den Hof gefertigt und wurden für selbe
500 Gulden bezahlt. — 115. Kleine Pulverflasche
von Elfenbein mit Jagddarstellungen im Relief, in der
Art des Monogrammisten B G. — 116. Pulverflasche
von Elfenbein mit Jagddarstellungen in Relief, ähnlich
dem vorigen. — 117. Erzherzog Leopold von
Tirol. Pulvcrflasche, zur Büchse Nr. 63 gehörig und
dort beschrieben. — 118. Kleine Pulverflasche von
Elfenbein. An beiden Seiten sind Medaillons von
Silber eingelassen. An der einen Seite erblickt man
im Relief das Bild des Ernst Rüdiger von Starhem-
berg mit der Umschrift »ERNST • RVDIGFR • COM •
STARNBERG«, an der andern Seite die Befreiungs-
schlacht von Wien mit einer Ansicht dieser Stadt und
dem Stadtwappen. — 119 und 120. Radschloss-
gewehr mit Gabel. Die Schäfte sind mit Elfenbein
und Perlmutter eingelegt. — 121. Radschlossge-
wehr mit vcrbeintem Schafte. Das Radschloss mit
Luntenhahn ist reich geätzt und vergoldet. Der Lauf
ist siebeneckig gebildet, so dass sich eine obere Kante
bildet. — 122. Gewehr mit Luntenschloss, gleich-
wie 27 und vom gleichen Meister.
Auf der unteren Pultfläche liegend.
123. Zwei Scheibenbüchsen. Die
Schäfte sind in vergoldetem Messing montirt.
Die schönen Damaskläufe tragen die Marke,
ferner den Namen J. C. Schefl in Graz. —
124. Zimmergewehr mit Radschloss. Der ge-
schwärzte Schaft ist schuppenförmig gebildet. Der
igo
Saal XXX HL
Lauf ist mit vergoldeten und versilberten Arabesken
ausgestattet. — 125 . Büchse mit Flader-
schaft, Der Lauf trägt eine Marke, das gravirte
Schloss mit Trophäen trägt den Namen Georg
Baltzer, — 126 . Kaiser Karl VI. {1685—1740.) Zwei
Flinten mit schönen Damaskläufen, geschnitten und
vergoldet. Dieselben tragen den Namen Hauschka in
Wolfenbüttel. Auf den Daumengriflfen befinden sich in
verschliessbaren Kapseln, und zwar auf dem einen Ge-
wehr das Miniaturporträt Kaiser Karls VL, auf dem an-
dern jenes der Kaiserin Elisabeth Christi na. (1691—1750.)
Die Schlösser sind meisterhaft gravirt und geschnitten.
— 127 . Flinte mit Schnapphahn batte rie. Eines der
ältesten Beispiele eines Flintenschlossesj bezeichnet
»Galopin*. Der lange Lauf in französischem Schafte
mit vergoldeten Arabesken ausgestattet, — 128 -
Flinte mit türkischem Damasklauf, montirt von Josef
Hamerl in Wien, — 129 . Kaiser Karl VI. {1685^
1740.) Scheibengewehr mit Radschloss, Der Lauf ist
fein gravirt und mit Gold eingelegt, er trägt den Namen
j. Ulrich Mantz in Braunschweig. Das Schloss ist in
Eisenschnitt geziert. Der Schaft ist mit Messing und
Holzeinlagen ausgestattet. — 130 . Zwei Flinten
mit spanischen Läufen, dieselben tragen die
Marken und den Namen »Leopold
Becher*. Schloss und Beschläge sind
mi t s c hone n A rab e ske n in Eist nsc hn i tt
geziert. — 131 . Flinte- Lauf und
Schloss sind reich und zierlich in Eisen geschnitten. Am
Daumenplättchen erblickt man die verschlungenen
Buchstaben C und E (Carl und Elisabeth), Auf dem reich
geschnitzten Schafte erblickt man den Doppeladler in
Sammlung von Jagd waffen und Jagdgeriithern iq i
Perlmutter. Am Feuerschirm liest man S.Hausehka 1733 ,
— 132 Flinte mit schön geschnittenen Verzierungen
an den Eisentheilen. Lauf und Schloss bez. »Bongarde
a Dvsseldorp«. — 133. Zwei Flinten mit geschnit-
tenen Läufen, bez. Canna Lazarina. Alle Eisentheile
sind mit schönen und geschmackvollen Reliefs in
Eisenschnitt geziert, — 134. Ein Paar Pistolen von
gleicher Ausstattung und zu den voi beschriebenen Flin-
ten gehörig. — 135- Flinte mit schön geschnittenem
Laufe und Schlosse, bez. »Kirchpcrger a Carls-
pat« , — 136. Zwei Flinten mit Damask Laufen.
Dieselben tragen die Marke und den Namen
»Caspar Zellner«. Die Schlösser sind gravirt,
die Schäfte mit vergoldetem Messing montirt. — 137.
Zwei Flinten von Felix Meier in Wien. -
Zwei Flinten. Die Läufe tragen die Mar-
ken des Christof Ris. Die Schlösser sind
schön geschnitten und vergoldet. Am
Daum eng rl ff zeigt sich das Wappen der Batthyäny, —
139. Flinte mit glattem Laufe. Dieser wie das Schloss
sind bezeichnet La Marre ä Vienne. Der Fladerschaft
ist mit Silber eingelegt. Am Daumengriff zeigt sich
das Monogramm Karls VI. Am Kolben finden sich die
Reliefmedaillons Leopolds L und Karls VI. — 140
Zwei Büchsen mit Flintenschlössem und geschnit-
tenen Eisentheilen von hervorragender Arbeit. Sie
sind von Ulrich Mäntz In Braunschweig. — 141.
Windbüchse mit gezogenem Laufe, bez. »Linden-
schmitt ä Mayence « . — 142. Flinte mit schön ge-
schnittenem Laufe, bez, »Lazarino Cominazzo«. Auf
der Schlossplatte zeigt sich der Name »Lerme ä
Brescia«. — 143- Flinte mit damascirtem türkischen
xu#.
192
Saal XXXIII.
Lauf, montirt von Johann Fischer in Pressburg. —
144. Flinte mit türkischem, in Silber tauschirtem
Damasklauf, montirt von Jung in Pösing. — 145.
Büchse mit Flintenschloss und schön geschnittenen
Eisentheilen von Christof Ris.
Im Wandkasten II.
Oberhalb.
146. Balläster in Verbindung mit einem Feuer-
rohr. Die Säule ist reich in Elfenbein eingelegt. Die
Abfeuerung des Rohres erfolgt bereits durch einen
schlagenden Hahn, wie beim Flintenschloss. Um 1580 .
— 147. Armrust mit Stahlbogen (Pürschstahel) und
mit Elfenbein belegter und gravirter Säule. — 148.
Armrust mit Stahlbogen und in Elfenbein eingelegter
Säule. — 149. Jagdbesteck mit gepresster Leder-
scheide. Die beiden Parmesser oder Waidpraxen be-
sitzen Griffe mit zierlichen Einlagen von theils gefärb-
tem Elfenbein. XIV. Jahrhundert, Anfang. — 150-
Säule einer Armrust, reich mit Elfenbein eingelegt.
In den Einlagen zeigen sich gut gezeichnete Jagd-
scenen. Um 1560 . — 151. Armrust mit reichen
figuralen Einlagen in der Säule, darunter die Darstel-
lung der Madonna, Frauengestalten der Zeit, endlich ein
Wappen, welches der Familie Wolf von Schörgern ange-
hört, oberhalb das Monogramm P. V. W. — 152. Arm-
rust mit Stahlbogen und mit Elfenbein belegter Säule.
Im Pulte.
153. Jagdbesteck, bestehend aus einer Waid-
praxe, Messer und einer Gabel, mit Griffen aus Band-
achat, mit schönen emaillirten Beschlägen. — 154.
Sammlung von Jagdwaffen und Jagdgeräihen. j g3
Jagdbesteck, bestehend aus zwei Waid praxen mit
Griffen von vergoldeter Bronze mit Perlmutter belegt,
— 155 , Grosses Jagdbesteck, bestehend aus einem
Waidblatt (Waidpraxe), zwei Waidmessern, sechs Zer-
wirkmessern und einer Gabel von ausnehmend zarter
und kunstvoller Arbeit* Die Griffe sind von Elfenbein
mit vertieften Feldern, in welch' letzteren geschnitzte
Reliefs von ungemeiner Feinheit und trefflicher Com-
position eingefügt sind. Diese Mikrosculpturen sind
mit Plättchen von Bernstein bedeckt, so dass ersterc
in gelber Färbung durchscheinen* Mit diesen Reliefs
sind Heiden und allegorische See neu dargestellt. Die
Besteckscheide mit gepressten und vergoldeten Ver-
zierungen ist von vorzüglicher Arbeit. — 156 - Falken -
handsehuh mit in Plattstich gesticktem Stulp. — 157 -
158 . Büchse mit Rad schloss und Pulverflasche von
kunstvoller Arbeit. Lauf und Schloss der Büchse sind
in zierlichen Arabesken in Eisen geschnitten. Der
Meister ist derselbe, welcher auch die Eisentheile bei
Nr* 56 und 62 verzierte. Der Schaft ist mit Silber-
platten belegt, die mit phantasievollen Ornamenten
in translucidem Email von glühender Farbe geziert
sind* Unter den Arabesken linden sich auch ßgurale
Motive: Victoria, I< negergestalten etc. Am Vorder-
schaft zeigt sich das Monogramm D*AF des be-
rühmten Augsburger Goldschmiedes und Email leurs
David Attemstettcr. (Gest* 1617.) ] )
D Von demselben Meister, der durch seine Mitarbeit
am sogenannten Pommer’schen Kunstschranke (Kunstge-
werbe-Museum in Berlin) bekannt ist, wird in den kaiserL
Sammlungen noch eine Standuhr von ganz ähnlicher Aus-
stattung bewahrt,
13
1 94
Saal XXX1I1*
Vor dem Fenster,
159, 160, Zwei russische Sättel, der letztere
ist an den Stegen mit Fischhaut vom Sqtialus cctritia
belegt.
Im Wandkasten III.
Oberhalb*
161. Büchse mit geschüttenem, theils vergol-
detem Laufe, geschnitztem und in Elfenbein einge-
legtem Schafte. In den Verzierungen von meisterhafter
Zeichnung finden sich figurale Scenen: Actäon, Pria-
mus etc* Schäfter- oder Sdmitzermarke P ■ O* — 162
Büchse mit Radschloss, gravirtem Lauf und geschnitz-
tem Schaft, hez* Caspar Keiser in Eger 1664, — 163
Büchse mit in Elfenbein eingelegtem Schafte. Die Ein-
lagen sind theils gefärbt, theils in Kupferstich man ier gra-
virt* mit welchen Jagd scenen dargestellt sind* Der Lauf
trägt dieselbe Marke wie Nr. 77 und die Buchstaben
MAX* — 164. Büchse mit eingelegtem Schafte. —
165- Büchse mit reich mit Elfenbein und Perlmutter
eingelegtem Schafte* Am Kolben liest man den Namen
des Kunstarbeiters Johannes Harrte!. — 166. Büchse
mit Elfenbeinei nlagen im Schafte, mit welchen in
Kupferstichmanier Jagdseenen dargestellt sind. Lauf-
schmie d marke wie bei Nr* 77 und i63. — 167,
Tschinke mit eingelegtem Schafte, das Flintenschloss
ist spätere Zugabe* ~ 168. Flinte mit Schnapphahn-
batterie am Schlosse, mit hübsch geschnittenen Be-
schlägen* Lauf bez*: »Giov. Batt. Franc ino « , Schloss;
»Marco F* Antoni in Brescia«, Schaft; »Bortolo Ro-
sini«, - — 169* Flinte mit türkischem silbertauschirten
und mit Korallen besetztem Laufe. Am Schlosse liest
Sammlung von Jagdwaffen und Jagdgeiathen, ig5
man sä Vienne«. Das Daumen plätte he 11 zeigt das gräfL
Harrach’ sehe Wappen. — 170, Flinte mit gezogenem
und schön geschnittenem Damask laufe, auf welchem
Jagdscenen ersichtlich sind, ebenso ist auch das Schloss
schön geschnitten. Gez. »Ulrich Mäntz in Braun-
schweig«. Am Daumen plättchen findet sich das Mono-
gramm Karls VI. — 17 f. 172, Zwei Flinten mit ge-
zogenen, in Gold tausehirten Laufen und in Silber
montirten Schäften, bez, »L. Becher K. Carlesbad«, —
173, 174. Zwei Flinten mit gezogenen Läufen, bez,
»Caspar Zöllner in Wien«, — 1 75 - 176, Zwei Flinten
mit gezogenen Da mask laufen, in Messing montirt. —
S77 bis 182 Sechs spanische Flinten mit lichten
Schäften, theils mit spanischen Schnapphahn“, theils
mit französischen Flintenschlössern montirt, zwei von
Francisco Lopez, vier von Francisco Targarona in
Madrid, mit Jahrzahlen 1758, 1765 und 1774. - — 183.
184. Zwei leichte Flinten mit glatten und vergol-
deten Läufen, bez. »Bandet Directeur Artiste«, die
Schlösser »Manufacture Versailles«.
Im Pulte.
185. Scheibenbüchse mit Schaft von geschnitz-
tem Elfenbein, mit w elchem Thierköpfe dargestellt sind.
Die Eisentheile sind theils gravi rt, theils geschnitten.
Der Lauf bez, Michael Gull. — - 186- Pulverflasche
von Elfenbein, zur vorbeschriebenen Büchse gehörig
und ebenfalls mit ähnlichen Darstellungen geschnitzt.
— 187. Damenflinte mit glattem Laufe. Auf der roh
gravirten Schlossplatte liest man; »ln Aachen«. Der
Schaft ist am Kolben dicht mit Perlmutter, Edelsteinen
und Cameen besetzt. - 188. Falkentasche von
Saat XXXÜl.
196
blauer Seide, mit feiner Passe ment eri e ausgestattet, —
189 - Büchse mit reich eingelegtem Schafte, auf
weichein mythologische und Jagdscenen dargestellt
sind. Am Kolbenschuh ist das Wappen der Familie
Fuchs-Dornheim, bedeckt von der Kaiserkrone, ein-
gravi rt, daneben die Initialen I-G-E-B, d. i. Johannes
Georgius Episcopus Bambergensis (1623 — i633). —
190* Pulv erhäsche, Rufhorn und Pfeife von ge~
drehtem Elfenbein in einem Lederetui. XVII. Jahr-
hundert. — 191 . Hirschfänger. Die Klinge mit einem
Loch für den Anlaufknebel, ist mit gewandt gezeich-
neten geätzten Emblemen geziert, in welchen Jagd-
thiere dargestellt sind, dabei ein launiger Vers. Der
durchbrochene Bronzegriff ist mit durchbrochenen Re-
liefs in Elfenbein belegt. Der Knauf und die Enden
der Parirstangen bilden Köpfe des Doppeladlers. Die
grUnsammtene Scheide ist gleichfalls in den Beschlägen
mit sculpirtem Elfenbein belegt Auf dem Mundbe-
schläge ist der kaiserl. Adler mit dem Monogramm
»F -II - R LS* A* ersichtlich, letzteres ist zu lesen r Fer-
dinandus II. Rom. Imperator Semper Augustus (157S
— iöSy). Dabei die Jahrzahl i633. — 192 . Anlauf-
oder Schweinspiess mit Schiessvorrichtung. Das in
Eisen geschnittene breite S pressblatt zeigt correct ge-
zeichnete geschnittene Arabesken in verschiedenen
Färbungen. Der Schaft ist neuere Arbeit. — 193 -
Falkentasche ähnlich wie Nr. 188 von rother Seide.
Vor dem Fenster.
194 . Türkischer Sattel mit Kopfgestell und
Brustriemen. Der Bezug besteht aus rothem Sammt.
Die Stege, Blätter, sowie die Beriemung sind in hüb-
Sammlung von Jagdwaflfen und Jagdgeräthcn. iqj
scher Lackmalerei geziert. Um 1560. — 195. Unga-
rischer Sattel mit Bezug aus gefärbtem Leder und
schöner vergoldeter Lederpressung an den Stegen.
Im Wandkasten IV.
Oberhalb.
196. Jagdarmrust, sogenannter »Pürschstahel«.
Die Säule ist mit Elfenbein eingelegt, der Bogen ist
mit Blumen bemalt. — 197. 198. Zwei Jagdarm-
rüste mit eingelegter Säule. : — 199. Zwei Par-
messer oder Waidpraxen. Die Gritfe sind von Holz,
mit vergoldetem Silber montirt. Auf den Klingen zeigt
sich das habsburgische Wappen mit Kurböhmen, dabei
die Inschrift: »Maximilian vo gottes genade erezher-
czog zu Österreich« in vergoldeter Actzung. — 200.
Jagdarmrust mit schön verbeintcr Säule. Das beige-
gebene Monogramm Aibrecht Dtirer’s sowie die Jahr-
zahl 1521, ferner das Monogramm C«V sind unecht.
Die Armrust datirt aus dem Ende des XVI. Jahrhun-
derts. — 201. Falkentasche von blauem Damast, mit
schöner Soutachestickerci geziert. — 202. Falken-
tasche von weissem Atlas.
Im Pulte.
203. Jagdbesteck, bestehend aus zwei Par-
messern, einem Aufbruch- und zwei Zerwirkmessern.
Die Griffe von Bein sind in Stifttechnik geziert, die
vergoldeten Beschläge sind mit gravirten gothischen
Minuskeln geziert, welche keinen Sinn geben. Bemer-
kenswerth ist die Besteckscheide aus geschnittenem
Leder. XV. Jahrhundert, Anfang. — 204. Zwei Par-
98
Saal XXXIII.
messer, von Herzog Philipp dem Guten von Burgund
(i 395 — 1467} herrÜhreild. An beiden Enden der hölzernen
Hefte ist am Silberbeschlag in Email das burgundische
Wappen (1 und 4 Neiibnrgund, 2 gespalten Altburgund
mit Brabant, 3 gespalten Altburgund und Limburg), im
Herzschilde Flandern, das Feuereisen des Vliessordens
und die Inschrift »aut re n'aura* angebracht. — 205 -
Jagdbesteck, bestehend aus zwei Parmessern und
einem Zerwirkmesser, Die Griffe von vergoldetem
Silber sind mit sculpärten Elfenbeinplättchen belegt,
auf welchen Heilige unter gothischen Stuhldächern im
Relief dargestellt sind. XV- Jahrhundert, Mitte. — 206 -
Jagdarmrust mit Stahl bogen. Letzterer ist mit Aetz-
werk geziert. Oberhalb sind Turnierscenen, unterhalb
i 3 Wappen habsburgi scher Länder dargestellt. Die
Säule ist mit Elfenbein belegt, welches theils im Relief
geschnitzt, theils gravi rt ist. Unter der Darstellung
finden sich Göttergestalten und Allegorien. Unterhalb
erblickt man den deutschen Königsadler mit dem Öster-
reich i sc h-bu rgu 11 d i sc h e n Wappen. Der Abzug besitzt
einen complicirten Stechmechanismus, Um 1550, —
207 Deutsche Armrustwinde von Eisen. Auf der
oberen Fläche des Gehäuses ist das Österreich isch-bur-
gundische Wappen, von Engeln gehalten, im Relief
dargestellt, dabei die Jahrzahl 1563. — 208 Jägd-
armrust mit Stahlbogen. Die Säule ist mit gravi rten
Einlagen aus Elfenbein geziert. Unter den figuralen
Darstellungen linden sich Scenen aus dem alten Testa-
mente, Allegorien etc. Um 1550 — 209 . Pulverhorn
von Elfenbein, mit Darstellungen von Thierkämpfen
im Relief. Anfang des XVL Jahrhunderts.
SAAL XXXI.
Sammlung von Jagd- und
Zielwaffen und Geräthen.
Dieser Saal enthält nebst Armrüsten und Jagd-
gcräthcn meist jüngeren Alters noch eine übersicht-
lich geordnete Sammlung von Jagd- und Scheiben-
gewehren, die, wenn auch weniger künstlerisch aus-
gestattet, doch für die Entwicklung der Feuerwaffen
vom Ende des XVI. bis zum Beginn des XIX. Jahr-
hunderts sehr wichtig erscheinen und dem näheren
Studium empfohlen werden. Zur kunsthistorischen
Würdigung werden hier die Namen der sämmtlichcn
Meister angeführt.
Vom Ausgange in den Saal XXX beginnend und den Raum
von links nach rechts umschreitend .
L in ksse itiges Ge weh rgeste Ile .
Enthält Gewehre von 1550 bis 1699. Die nach-
bemerkten sind von den folgenden Meistern:
234 . Georg Gull in Artzberg 1649. — 235
Sigmund Klett 1652. — 236 . Derselbe. — 237 . Der-
selbe 1653. — 239 . Johann Krach in Salzburg 1658.
— 240 . Conrad Pertsh 1658. — 241 . Derselbe. —
242 . Johann Krach in Salzburg 1658. — 244 . Jo-
200
Saal XXXI.
hannes Mentdel in Prag, — 245, Schaller. — 246-
Christianus Beier, — 247. 33 rep, — 248. Entzinger
In Baaden 1667 . — 250. Christian Ludwig Hohendb.
— 255. Martin Mairho fer 1673 . - — 261- Penteghino
in Brescia, — 263, Giov. Batt. Dafino. — 264, Wor-
teman in Strassburg i 6 g 5 , — 265. Penteghino in
Brescia, — 266, Giov, Batt, Dafino. — 267. Mathäus
Mätl 1697 . — 272, Kilian Zellner. — 273 Derselbe.
Rechts se itiges G e we h rgeste 1 1 e.
Enthält Radschlossgewehre und Flinten des
XVI II. Jahrhunderts, An denselben finden sich die
nachbenannten Meister :
276. Georg Keiser 1 j3z r alt 85 Jahr, — 277,
Derselbe, — 278- Caspar Zellner. - — 279, Derselbe,
— 280- Joseph Kuchenreiter, Ratisbonne, — 281-
Jacob Koch, — 283. Michael Gull. — 284. Der-
selbe. — - 285, Cajetan Zelner In Salzburg. — 287.
Hans Friedrich von Diependalh (Meister?). — 292.
293. Kilian Zellner, — 294, 295. Johann Neyreiter,
- — 296- 297- Caspar Zellner, — 303, Paolo Ap-
piano. — 307. Jos. Stöekl. — 309. F, J. Basier in
Darmstadt. — 311, Georg Hartl. — 312. Barroy, —
313. Cornelius Kielt. — 3!4. Lamarre ä Vienne. —
315. 316 Johann Neyreiter in Salzburg. — 317, Mi-
chael Gull, — 318. 319, D. J, Esquibel en Madrid
1730 , Laufschmied, Joseph Hamerl in Wien, Monteur,
— 320. Jose Lopez in Madrid 1730 , — 321, Lerme
ä Brescia. — 322- 323. Alonso Martine z in Madrid.
— 324. G. Afflero. — 326, 327, Caspar Zellner in
Wien. — 328. Jean Entzinger. — 329, Pietro Ma-
nani. — 330. 331. Alonso Martinez in Madrid. —
Sammlung von Jagd- und Zielwaffen etc*
201
332- 333- Stephan Stegher in Eger. — 334. 335.
Neireiter in 'Prag* — 336. 337, Caspar Zellner.
A m M i tte Igeste He.
Rechte Seite.
338. 339. Läufe A. Blankenburg, Schlösser
H. Timper. — 340, 341. Läufe Benito 3* Martin en
Madrid, Schlösser: Christoph Ris. — 342. 343.
Caspar Zellner. — 344. Johann Andreas Kuchen-
reuter in Regensburg* — 345. 346* Läufe Nicolas
Bis, Schlösser Aubert ä Luneville. 347. 348
Laufe G. Fernandcz, Schlösser Caspar Zellner* - —
349. S. Scheidögger in Salzburg. — 350. Balthasar
Zellner* — 351. 352 Joseph Harne rl, - — 353. Kühn-
lentz. — 355. Aubert ä Luneville* — 356. Lauf
Alonso Martinez, Schloss Christoph Ris in Wien 1751 *
— 357. phristoph Ris in Wien* — 358- Des Chassaux
ä Paris* — 359. Johann Oefner in Innsbruck. —
363 364. 365- Läufe A* Blankenburg, Schlösser
H* Timper. — 366. 367. Läufe Nicolas Bis, Schlösser
Caspar Zellner.
Linke Seite,
368. La Roche in Paris. — 369. 370. Johann
Georg Zellner in Salzburg. — 371. 372. Läufe L. Co-
minazzo, Schlösser Caspar Zellner* — - 373* Georg
Zellner. — 374. 375. Johann Neyreiter in Salzburg.
— 376. 377- Josef Fruwirth in Wien. — 378. 379.
Läufe Coma, Schlösser Caspar Zellner. — 380. Lauf
G« Fernandez, Schloss Fil* Moretti* — 381* C Duarel
ä Coblenz* — 382 Lauf Nie las Bis, Schloss Caspar
202
Saal XXXI.
Zellner. — 383- 384* Paul Poser in Prag. — 385.
Andreas Zamba in Salzburg. — 386- 387- Felix
Maier in Wien. — 388 389. 390. Läufe G. Fer-
nande^ Diego Esquibelj Nicolas Bis, Schlösser von
Caspar Zellner. — 391. 392 Johann Georg Zellner
in Salzburg. — 393. M. Kubik in Prag. — 394
Caspar Zellner. — 395- Lauf Wilhelm Wolff in
Warnsdorf, Schloss Francesco Beretta, 396. Josef
Dünkl in Schwatz. — 397. Pauly und Compagnie in
Paris*
Im [Kasten vor dem Fenster.
In demselben werden vornehmlich nur Jagd- und
Scheiben waffen des XVI. und XVII. Jahrhunderts be-
wahrt.
Weder unter die Kriegs- noch Jagd waffen ist jene
Armrust 398 zu reihen j welche mit 3 4 hölzernen
Bogen in zwei Reihen ausgestattet ist. die mittelst einer
Schraube gespannt werden. Der Bolzen gleitet abge-
schnellt durch eine Rohre, Das Ganze ist nur als ein
wenn auch interessantes Project aus dem XVI. Jahr-
hundert anzusehen.
In 399- 400. 407. 408. sehen wir eine eigene
Baliästerform, die sogenannten Schnepper, mit
welchen kleine Stein- oder Thon kugeln geschleudert
wurden. Ende des XVI. Jahrhunderts, — 401. 402
409. 410. sind Scheibenarmruste aus der Zeit
Kaiser Karls VI. mit ihren hölzernen Spannhebeln
daneben. — 405. Schweinspiess, ähnlich dem
Spundbajonett in den Lauf zu stecken. Ende des
XVII. Jahrhunderts. - — 403. S cheibenarmr u st ,
XV 11. Jahrhundert. — 412. Kinderarmrust vom Ende
Sammlung von Jagd- und Ziel waffen etc* 20 3
des XVI. Jahrhunderts. — 413- Hirschfänger mit
Rufhorn und Wild sehn Liren an der Kuppel. Die Eisen -
theile des Hirschfängers sind schön geschnitten und im
Grunde vergoldet* Auf der Künge sind in charakteri-
stischer Aetzarbeit Thierfiguren dargestellt. XVII. Jahr-
hundert. — 414. Kleines Pulverhorn für das Zünd-
kraut: mit Federsperre von Eisen , mit Spuren von
schöner Goldtausia. Wurde von Sr. Majestät dem
Kaiser Franz Josef I. aus Aegypten mitgebracht.
Am Gewehrgestelle zunächst der Thür
finden sich Jagdgewehre folgender Meister, als: 415.
Aubert ä Luneville. — - 416. La Mai re. — 417- G. E.
Peter. — 418. Roger le Blan. — 419. D. Zanoni. —
420 Aubert ä Luneville, - — 421. Johann Ulrich
Mäntz in Braunschweig. — - 422. 423. Josef Hamerl
in Wien. —424. 425- Georg Thumbforth in Mödling.
Druck von Adolf Holzhausen in Wien
k. k. Hof-Buchtlrucker.
T . A V (•> lo
VERLAG von A. HOLZHAUSEN,
k. k. Hof- und Universitäts-Buchdrucker in Wien.
Amtlich festgesetzte Auflage: 300 Exemplare.
JAHRBUCH
der
kunsthistorischen Sammlungen
des
Allerhöchsten Kaiserhauses,
herausgegeben vom Oberstkämmereramte.
Jahrgang I — VII (io Bände),
per Jahrgang sammt Beilagen fl. 60. — österr. Währ.
Ausführliche Prospecte werden in den kaiserlichen Haussammlungen
gratis ausgegeben oder auf besonderes Verlangen von dem Verleger
A. Holz hausen gratis zugesendet.
WAPPEN
des
österreichischen Herrscherhauses
von den
Original - Modeln
im Besitze der kunsthistorischen Sammlungen
des
Allerhöchsten Kaiserhauses
abgedruckt.
29 Blätter Abbildungen mit vier Seiten erläuterndem Text.
Gr. Folio. — Preis: fl. 12. — österr. Währ.